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„Combatants for Peace“

Israeli und Palästinenser werben in Pforzheim für ein friedliches Miteinander

Zwei Friedenskämpfer referieren in der Ludwig-Erhard-Schule und diskutieren mit 500 Schülerinnen und Schülern. Die lauschen gebannt den Vorträgen.

Als „Combatants for Peace“, Kämpfer für den Frieden, sind der Israeli Rotem Levin (2. von links) und der Palästinenser Osama Iliwat auf gemeinsamer Vortragsreise. Am Donnerstag sprachen sie zur Freude von Schulleiter Markus Lipps (links) und Religionslehrerin Ina Elstner vor 500 Schülerinnen und Schülern in der Sporthalle der Ludwig-Erhard-Schule.
Als „Combatants for Peace“, Kämpfer für den Frieden, sind der Israeli Rotem Levin (Zweiter von links) und der Palästinenser Osama Iliwat auf gemeinsamer Vortragsreise. Am Donnerstag sprachen sie zur Freude von Schulleiter Markus Lipps (links) und Religionslehrerin Ina Elstner vor 500 Schülerinnen und Schülern in der Sporthalle der Ludwig-Erhard-Schule in Pforzheim. Foto: Birgit Metzbaur

So aufmerksam und voller Konzentration erlebt man Schülerinnen und Schüler im Unterricht selten. Und das zwei Stunden lang. Am Donnerstag waren zwei Mitglieder der Combatants for Peace (CfP) an der Ludwig-Erhard Schule in Pforzheim zu Gast. Vor 500 Schülern erzählten sie in englischer Sprache von ihrem Weg zum gewaltfreien Kampf für Frieden, Gleichheit und Freiheit in ihren Heimatländern Israel und Palästina.

Seit vier Monaten sind der Israeli Rotem Levin, ein Arzt, und der Palästinenser Osama Iliwat, selbstständiger Elektronikingenieur, als CfP-Ehrenamtliche in Deutschland unterwegs, um für ein Miteinander ihrer Völker in Frieden zu werben. „Es gibt derzeit Wichtigeres, als Geld zu verdienen“, erklärt Iliwat ihr Engagement.

Krieg in Gaza ist auch Thema an der Ludwig-Erhard-Schule in Pforzheim

Die Initiative kam von Ina Elstner. Die Religionslehrerin ist durch ihren palästinensischen Schwiegersohn „in der Familie voll mit dem Krieg befasst“. Sie findet den Ansatz der absoluten Gewaltlosigkeit, „unglaublich, beeindruckend und unterstützenswert“. Sie holte ihren Schulleiter Markus Lipps ins Boot und „holterdiepolter“ stand die Veranstaltung.

Der Krieg in Gaza war auch schon vorher Thema bei den Schülern, weiß Lipps. Der starke muslimische Bevölkerungsanteil in Pforzheim bilde sich auch an der Schule ab, es gab Unmut über den anhaltenden Krieg. Antiisraelische Haltung nahm der Schulleiter dagegen nicht wahr.

Als Soldat programmiert, keine Fragen zu stellen

Levin wurde in einer kleinen Stadt nahe Tel Aviv geboren. Beeindruckt vom Ruhm eines getöteten, verwandten Soldaten, wollte er „ein Held wie er werden“. Palästinenser kannte er bis dahin nur als „gefährliche Terroristen, die auf der anderen Seite der Welt, der Westbank, leben“.

Drei Jahre lang sei er als Soldat „programmiert worden, keine Fragen zu stellen“. Doch er wollte seinen eigenen Weg finden und ging auf Reisen.

In Deutschland hörte er zum ersten Mal von der Nakba, der Vertreibung von 700.000 Palästinensern aus dem früheren britischen Mandatsgebiet Palästina. Levin entschied sich, mit Friedensaktivisten in der Westbank zu leben.

Seither weiß er, dass Israelis und Palästinenser friedlich zusammenleben können. Nur das System, das separiert, müsse geändert werden. Israel brauche einen säkularisierten Staat, sagt Levin.

Vom Intifada-Kämpfer zum gewaltfreien Kämpfer für Wasser in seiner Stadt

Iliwat erlebte als Kind die Israelis nur als bewaffnete Soldaten, die seine Landsleute unterdrücken. Er selbst war voll Hass und Angst, sprühte „Free Palestine“ auf Häuserwände, zerschnitt ein T-Shirt, hängte es als Flagge auf und wurde inhaftiert.

Jeder israelische Armeeangehörige kann Palästinenser für einen Tag bis drei Jahre inhaftieren. Ohne Richter. Iliwat wurde Intifada-Kämpfer. 2010 lernte er Juden kennen, die sich um Palästinenser, „um mein Leben“, sorgten.

Heute zeigt Iliwat in Gesprächskreisen, dass er nicht gegen Israelis, ihren Glauben oder ihre Städte kämpft, sondern „für Wasser in meiner Stadt“.

Deutsche Raketenlieferungen helfen nicht. „Sie kreieren nur mehr Hamas-Kämpfer“, sind Levin und Iliwat überzeugt. „Stoppt diesen Wahnsinn“, bittet Iliwat, denn: „Waffen in Kriegsgebiet schicken ist ein Kriegsverbrechen.“

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