Der Pforzheimer Künstler und Stadtrat Andreas Sarow setzt ein sieben mal fünf Meter großes Zeichen zur Schließung von Galeria Kaufhof. Es ist der letzte Einkaufssamstag für das große Kaufhaus in der Pforzheimer Innenstadt. Um kurz vor 10 Uhr am Samstag stehen etwa 30 Menschen vor dem Eingang und warten auf Öffnung. Keine zehn Meter weiter wird gewerkelt.
Riesiges Kreuz in der Pforzheimer Fußgängerzone als Zeichen zur Galeria-Schließung
Andreas Sarow und zwei andere Männer sind mit einem Gabelstapler in der Fußgängerzone zu Gange. Aus sieben Hortenkacheln, so nennt man die charakteristische Verkleidung des Kaufhauses, erstellen sie ein riesiges Kreuz. Gehalten wird es vom Gabelstapler, an dessen Steuer Sarow selbst sitzt.
Kurz nach 10 Uhr wird rangiert, dann werden Plakate rund um den orangefarbenen Gabelstapler aufgestellt: „Die Innenstadt ist tot, lang lebe die City!“ ist auf einem zu lesen. Sarow nimmt damit Bezug auf den bekannten Ausspruch „Der König ist tot, lang lebe der König“. Bei jedem Ende gebe es auch einen Neuanfang, stellt er fest. Man müsse Galeria zu Grabe tragen, es sei ein Ende – das Ende der Philosophie des Warenhauses. Und doch sieht er darin auch einen Aufbruch.
Sarow spielt auf eine Zwischennutzung des Galeria-Gebäudes an. „Es ist der letzte Samstag, danach kann es sein, dass man viele Jahre hat, in denen man nicht mehr reinkommt.“
Andreas Sarow fordert eine Zwischennutzung des Galeria-Gebäudes
Bislang ist nicht klar, wie es mit dem Gebäude weitergeht, Gespräche mit potenziellen Investoren hat es laut dem städtischen Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing (WSP) bereits gegeben. Bis wann eine Entscheidung fällt – und wann diese umgesetzt werden kann – ist allerdings noch unklar.
Sarow sieht die Gefahr, dass die City bis dahin „weiter ausblutet“. Die Forderung nach einer Zwischennutzung sei keine politische, sondern eine gesellschaftliche. Was er sich vorstellt? „Kunst und Kultur, Erlebnisse, Ausstellungen. Pop-up-Stores, Pop-up Gastro und vieles mehr.“ Sarow fordert Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch und den WSP auf, diese Zwischennutzung zu ermöglichen.
In vergleichbaren Situationen sei es gängige Praxis, die Schlüsselgewalt und Nutzungsmöglichkeiten zu erlangen, indem eine Kaution bezahlt und dem Eigentümer ein Haftungsausschuss unterzeichnet werde, argumentiert er. Allerdings erklärt er auch, dass dies bisher „in erheblich kleineren Fällen“ passiert sei.
Das Kreuz, das der Künstler aufgebaut hat, ist aus den Original-Kacheln des Pforzheimer Warenhauses. Wie Sarow erklärt, habe er sich vor zehn Jahren im Zuge der Fassadenrenovierung mehrere davon gesichert. „Ich wollte die unbedingt haben“, so Sarow. Die Kacheln wurden um 1961 von Helmut Rhode für die spezielle Gebäudefassade der Filialen des ehemaligen Kaufhauses Horten entworfen.
Bis 15 Uhr am Samstag werden die sieben zu einem Kreuz geformten Kacheln noch vor dem Galeria-Gebäude stehen. Danach wird das Pop-up-Kunstwerk wieder abgebaut.