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Critical Mass

Pforzheimer Aktion: „Man muss das Fahrrad als Chance, nicht als Hindernis begreifen“

Das Unwetter am Freitag hat wohl viele Teilnehmer abgeschreckt. Dennoch waren einige Radfahrer als Critical Mass in Pforzheim unterwegs. Die Themen gehen den Aktiven nicht aus.

Radfahrer fahren über eine Brücke
Waren wieder unterwegs: Die Critical Mass fuhr durch Pforzheim. Das Ziel war dieses Mal das Kupferdächle. Foto: Birgit Metzbaur

Für manchen Teilnehmer, der zum ersten Mal dabei gewesen ist, war das ein ganz neues Fahrgefühl, bei der Aktion Critical Mass mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren.

Keine linksabbiegenden Autos, die Fahrradfahrern die Vorfahrt nehmen könnten. Keine knappen Überholmanöver oder knappes Einscheren, weil Autofahrer nicht genügend Abstand halten oder die Geschwindigkeit der Radfahrer unterschätzt haben.

Am Freitagabend sorgte die Pforzheimer Polizei mit einer kleinen Blaulicht-Eskorte dafür, dass die Radgruppe sicher durch die Stadt kam. Und immer wieder gab es unterstützende Kommentare und freundliches Zuwinken von Passanten. Nur ein Kneipengänger schimpfte auf den Konvoi.

Sommer-Fahrt ging bis nach „Pforzelona-Südstadt“

Die Radverkehrsinitiative Critical Mass und Fridays For Future Pforzheim (FFF) hatten, wie jeden letzten Freitag im Monat, zu ihrer Fahrradfahrt für mehr Klimaschutz und globalen Frieden eingeladen. Ein heftiger Gewitterregen bis kurz vor dem Start hatte wohl dafür gesorgt, dass dieses Mal nur 15 Fahrräder mit auf Tour gingen, um ein Zeichen für Frieden in der Ukraine und anderen Konfliktherden, mehr sichtbaren Klimaschutz und sichere Radwege in Pforzheim zu setzen. Das Motto war eine „Summer in the City“-Fahrrad- und Musikparty.

Kurz nach 19 Uhr rollte die Tour mit Botschaft in gemütlicher Geschwindigkeit mit fröhlichem Geklingel, Begleitmusik und geschützt durch Polizeifahrzeuge durch die Innenstadt. Ziel war das Quartiersentwicklungsprojekt „Summer in the City“ in „PForzelonas Südstadt“, wo im Kupferdächle Livemusik von „Misery Pile“ geboten wurde.

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Die Gruppe besteht eigentlich aus mindestens drei Musikern. Doch weil der Drummer in Urlaub war, packten Jessica und Fabienne „etwas Akustisches“ mit Gitarre und Gesang aus. Als Schulband hatten sie einst angefangen, inzwischen proben sie seit rund acht Jahren regelmäßig im Kupferdächle. Das Café im Kupferdächle, das mittwochs und donnerstags von 16 bis 21 Uhr geöffnet hat, öffnete extra am Freitag für die Rad-Aktion.

Fridays for Future fehlen aktuell die Aktiven

Seit März mobilisiert Fridays for Future gemeinsam mit Critical Mass zur monatlichen Fahrrad-Demo. Es habe „Sinn gemacht, die Kräfte zu bündeln“, erklärte Florian Martens von der Orga-Gruppe. Weil viele aus der Gruppe zum Studieren in andere Städte gezogen seien, organisieren die Umweltaktivisten derzeit keine eigenen Demonstrationen. Zum globalen Klimastreik im September ruft die Gruppe dazu auf, sich bei Aktionen umliegender Gemeinden zu beteiligen.

Martens bedauert, dass viele Kinder heute kein Rad mehr fahren. Erschwert werde das Fahrradfahren von Schülern auch dadurch, dass eine Radmitnahme aus dem Umland mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht einfach ist. Gemeinsam mit Critical Mass setzt sich Fridays for Future für baulich getrennte Radwege ein, um Kindern, und nicht nur ihnen, ein gefahrloses Radfahren in der Stadt zu ermöglichen. Eine positive Entwicklung fiel Martens auf: Tempo 30. „Ich hätte nicht gedacht, dass Tempo 30er-Zonen so viel zur Verkehrssicherheit beitragen“.

Hoffen auf die Radverkehrsbeauftragte

Peter Heisenberger von Critical Mass setzt große Hoffnungen auf die neue Radverkehrsbeauftragte der Stadt und, dass die Umsetzung des Radverkehrskonzepts durch sie angegangen werde, zumal eine zweite Stelle für den Radverkehr ausgeschrieben sei. Heisenberger hofft, dass die Stelle schnell besetzt werden kann.

Dem Klimawandel lokal etwas entgegensetzen ist die Motivation von Martin Mäschke, dem mitradelnden Sprecher des ADFC-Kreisverbandes Pforzheim. Er hält eine Reduzierung des städtischen Autoverkehrs für möglich, zumal viele Strecken Kurzstrecken sind, die mit dem Rad machbar seien. „Man muss das Fahrrad als Chance, nicht als Hindernis begreifen“, macht der Aktive des Fahrradclubs deutlich.

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