Skip to main content

Mit Hightech gegen Klima-Folgen

Pforzheimer Bäume im Klimastress: Sensoren sollen Wasserbedarf vorhersagen

Die Stadt Pforzheim will mit neuen Baumarten und High-Tech-Sensoren den Folgen des Klimawandels begegnen. Die Stadt nutzt Daten, um die Bewässerung vorherzusagen.

Verbessern das Stadtklima: Bäume sind wichtig für das Klima in der Innenstadt, sie sind aber auch gefährdet. Nicht jede Baumart ist den steigenden Temperaturen und der zunehmenden Trockenheit gewachsen
Verbessern das Stadtklima: Bäume, wie hier in der Zähringerallee, sind wichtig für das Klima in der Innenstadt, sie sind aber auch gefährdet. Nicht jede Baumart ist den steigenden Temperaturen und der zunehmenden Trockenheit gewachsen Foto: Roland Wacker

Stadtbäume haben es nicht leicht: als prächtige Alleebäume schmücken sie große Innenstadtstraßen oder Parks und sind beliebte Schattenspende. Aber sie stehen auch unter Druck.

Autoabgase, Streusalz und der Klimawandel setzen den Pflanzen zu. Und anders als bei ihren wilden Artgenossen im Wald fehlt ihnen die natürliche Auslese – sie wurden von Stadtplanern an Stellen gepflanzt, wo sie unter natürlichen Bedingungen nicht unbedingt wachsen würden.

In Pforzheim wird daher an mehreren Stellen versucht, den Bäumen bessere Bedingungen zu bieten: Entscheidend ist die richtige Auswahl der Pflanzen und die Versorgung mit Wasser. Stellenweise könne dort mit Bewässerungssäcken Abhilfe geschaffen werden, so Markus Schnepf, Sachgebietsleiter beim Pforzheimer Grünflächenamt.

Sensoren an Pforzheimer Stadtbäumen sollen Wasserbedarf vorhersagen

Ein anderes Projekt könnte dabei helfen in Zukunft, gezielter zu bewässern: Die Ingenieure der Pforzheimer Hochschule haben Sensoren entwickelt, die es dem Grünflächenamt ermöglichen, bei Bedarf zielgenau zu gießen, und diese Einsätze auch noch vorherzusagen. „Wir forschen an funkbasierten autarken Sensoren“, sagt Mike Barth von der Hochschule. Der Mechatronik-Professor hat mit seinen Studierenden sogenannte LoRaWAN-Sensoren entwickelt, die von der Stadt im Feldversuch erprobt werden.

Das Projekt ist ursprünglich mit der Absicht gestartet, Wasser einzusparen.
Mike Barth, Professor an der Hochschule Pforzheim

„Sie sind zum Beispiel beim Gasometer im Einsatz“, sagt Barth. Der Sensor im Boden misst Feuchtigkeitsgehalt und Temperatur des Bodens. Aus dem Boden führt ein Kabel am Stamm entlang in die Krone. Dort hängt die Sendeantenne. Von dort werden Daten an die Hochschule Pforzheim gefunkt.

Vorhersagen sollen beim Wassersparen helfen

Die Rechner dort analysieren den Wasserverbrauch des Baumes und dazu, was an Regenwasser und Bewässerungswasser in seinen Wurzeln überhaupt ankommt. „Wir können daraus ableiten, wann ein Baum gegossen werden muss“, sagt Barth. Außerdem ließen sich aus den Daten Vorhersagemodelle erstellen, mit denen sich Bewässerungseinsätze der Stadt besser – und vor allem wassersparender – planen lassen.

„Das Projekt ist ursprünglich mit der Absicht gestartet, Wasser einzusparen“, sagt Barth. Dass es jetzt in Trockenperioden ebenfalls gute Dienste erweise, sei ein angenehmer Nebeneffekt.

Denn Hitze und Trockenheit setzen den Bäumen zu. Im Februar sorgte eine Fällaktion der Stadt für Aufsehen: Am alten Schlachthof wurden 25 Bäume gefällt, die den hohen Temperaturen dort nicht mehr gewachsen waren. Damals wurden Bäume der Sorten Bergahorn, Kirsche, Robinie und Birke aus der Böschung beim Schlachthof entfernt. „Diese Baumarten leiden am meisten unter dem Klimastress“, sagt Schnepf. Insgesamt werden jährlich rund 100 bis 150 Bäume wegen Trockenheits- und Hitzeschäden gefällt.

Die rund 50.0000 Bäume in der Stadt leiden hauptsächlich bei langen Trockenperioden, wie es in den vergangenen Sommern der Fall war. Hauptproblem sie dabei die Wasserversorgung, sagt Schnepf.

Durch die begrenzte Fläche in den Straßen sei die Wasseraufnahme der Bäume ohnehin schon schwierig. Wenn dann die Niederschläge komplett ausbleiben, werde es für Bäume an manchen Standorten besonders kritisch. „Wir haben diese Extremstandorte aber im Blick“, sagt Schnepf. Er spricht von 50 Bäumen im gesamten Stadtgebiet, die unter spezieller Beobachtung stehen.

300 Bäume werden in Pforzheim dieses Jahr neu gepflanzt

Um in Zukunft klimabeständige Stadtbäume zu haben, müssen mittelfristig neue, besser geeignete Pflanzen gefunden werden. Die Stadt Pforzheim hat dazu bereits im vergangenen Jahr eine Liste mit Bäumen erstellt, die den Standort in der Stadt zukunftsfähig machen sollen, weil sie besonders klimaverträglich sind. „In diesem Jahr sollen 300 Bäume ersetzt oder neu gepflanzt werden“, sagt Olav Kanno vom städtischen Planungsamt.

Dabei setzen die Grünplaner auf Vielfalt. Über 100 verschiedene Sorten stehen ihnen zur Auswahl. Doch auch die Grünplaner wissen: der Pflegeaufwand für die Pflanzen wird in den kommenden Jahren steigen. Und damit steigen auch die Kosten, um das städtische Grün zu erhalten. Allein die Nachpflanzungen im vergangenen Winter kosteten die Stadt rund 285.000 Euro.

nach oben Zurück zum Seitenanfang