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Händler fürchten Einbußen

Pforzheimer gespalten über geplantes Outlet-Center

In Pforzheim könnte eines der größten Outlet-Center Deutschlands entstehen – doch nicht alle Pforzheimer freuen sich darüber. Vor allem die Einzelhändler in der Innenstadt sind wenig begeistert. Doch manch ein Passant kann den Plänen auch Positives abgewinnen.

Mehrere Aktionskaufhäuser haben in der Pforzheimer Innenstadt direkt nebeneinander eröffnet.
Mehrere Aktionskaufhäuser haben in der Pforzheimer Innenstadt direkt nebeneinander eröffnet. Foto: Weller
50, 60, 70 Prozent: Im Winterschlussverkauf überbieten sich die Händler in der Pforzheimer Innenstadt geradezu mit ihren Preisnachlässen. Manch ein Passant stellt sich da die Frage, ob die Stadt überhaupt ein Outlet-Center braucht, wie es die Firma Bader in ihrem ehemaligen Logistikzentrum plant . Sollte das Projekt, für das Bader gerade einen Bauvorantrag gestellt hat, umgesetzt werden, könnte Pforzheim mit rund 24 000 Quadratmetern Verkaufsfläche eines der größten Outlet-Center Deutschlands erhalten.

„Ich halte nichts von Outlets, weder hier noch woanders“, sagt ein Mann, der außerdem die vielen Leerstände in der Innenstadt bedauert. In ein Outlet-Center würde er nicht gehen, die Fußgängerzone findet er aber ebenso wenig attraktiv.

Karlsruhe attraktiver als Pforzheim

Sogar Bäckereien setzen schon auf den Preiskampf.
Sogar Bäckereien setzen schon auf den Preiskampf. Foto: Weller

Ähnlich sehen das zwei Teenager, die gerade aus der Schlössle-Galerie kommen: „Zum Shoppen ist es hier nicht so gut“, sagt die 13-jährige Schülerin. Und ihre 14-jährige Freundin ergänzt: „In Karlsruhe sind die Auswahl und die Atmosphäre besser.“ Ein Outlet-Center in Pforzheim würden die beiden auf jeden Fall besuchen. Bis es so weit ist, gehen sie aber auch gerne zu TkMaxx – die Kaufhauskette wirbt damit, Markenware zu günstigen Preisen anzubieten.

Mehrere Aktionskaufhäuser direkt nebeneinander

Gleich nebenan befindet sich eine Filiale von Woolworth, ebenfalls ein selbsternanntes „Aktionskaufhaus“. Und direkt gegenüber wirbt der Laden All Off Shoes mit dauerhaft reduzierten Preisen für Markenschuhe. Wer eine Weile durch Pforzheim spaziert, findet noch weitere Läden, die Restbestände oder B-Ware mit Preisnachlässen an den Mann oder die Frau bringen wollen – „Ramschläden“, wie eine Passantin sie bezeichnet. Sogar bei Brezeln und Brötchen hat der Preiskampf zugeschlagen: Ein Backshop in der Fußgängerzone nennt sich „Discount-Bäckerei“.

Etwas außerhalb der Innenstadt finden Schnäppchenjäger unter anderem einen Golf-Outlet-Store, eine „Fundgrube“ für Klamotten sowie Fabrikverkäufe von Klingel, Digel, Bader und diversen Dessous- und Schmucklabels. Ist ein weiteres Outlet-Center also vielleicht sogar überflüssig? „Ich fände es nicht schlecht“, sagt die Pforzheimerin Rebecca Stege. „Das bringt Arbeitsplätze und bevor man dort einen Leerstand hat, schafft man lieber etwas attraktives.“

Einzelhändler furchten um ihre Kunden

Anderer Meinung ist die Geschäftsführerin einer kleinen Modeboutique an der Enz: „Ich weiß nicht so recht“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Ich bin nicht begeistert, weil ich mir Sorgen um unsere Innenstadt mache.“ Deutlicher wird Kathrin Graul-Peters vom Laden „Kleiderordnung“. Die Idee für ein Outlet-Center an der geplanten Stelle sei „Schwachsinn“, sagt sie. „Weil die Verkehrslage eine Katastrophe wäre und die Chance, dass das Center da draußen den Handel in der Innenstadt befruchtet, Null ist.“

Zwar habe es in anderen Städten, etwa in Bad Münstereifel, auch positive Beispiele gegeben – aber nur, weil ähnliche Center dort mitten im Stadtkern eröffnet wurden. „Wenn das Bader-Center wirklich umgesetzt wird, erwarte ich von der Stadt, dass die Parkplätze hier in der Innenstadt auch kostenlos werden“, sagt Geschäftsführerin Graul-Peters. „Sonst bin ich bald weg und zahle meine Gewerbesteuern woanders.“

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