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IG Metall zieht Zwischenbilanz

Gute Beschäftigung stärkt und sichert die Region

Betriebsratsvorsitzende und die Gewerkschaft wollen durch mehr Mitbestimmung bei Zukunftsprojekten das Niveau der Arbeitsplätze aufrecht halten.

Vier Vertreter der IG Metall stehen vor dem Gebäude von Bosch am Standort Bühl
Die Metaller Maja Reusch, Erste Bevollmächtigte IG Metall Offenburg, Francesco Tramonti, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch am Standort Bühl/Bühlertal, Werner Schmitt, Betriebsratsvorsitzender Schaeffler Bühl und Andreas Bohnert, Betriebsratsvorsitzender PWO in Oberkirch. Foto: Foto: Andreas Bühler

Sie sind alle vier nicht länger als ein Jahr auf ihrem Posten und schon legen die Vertreter der IG Metall eine Zwischenbilanz über die Situation für die Beschäftigten in der Region vor. Fazit: Die Situation sei trotz einer Vielfalt an Herausforderungen grundsätzlich nicht schlecht, betonte Maja Reusch im Gespräch mit der Redaktion. „Aber es ist unser Verdienst, dass die Elektromobilität und die entsprechenden Aufträge für die Zulieferbetriebe hier in der Region gehalten wurden. „Dies und die abgeschlossenen Tarifvereinbarungen gab es jedoch nicht zum Nulltarif und nur über den Druck von Aufsichtsrat und der Arbeitnehmervertreter in den Unternehmen“, strich die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg heraus. Angesichts stets drohender Produktionsverlagerungen nach Osteuropa und der vielschichtigen Aufgaben der Transformation „gilt es, diese herausfordernden Themen weiter aktiv mitzugestalten zum Wohl der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region.“

Stimmung in den Betrieben

Bei einer Umfrage in den Betrieben haben sich die Gewerkschafter bei zahlreichen Meetings und Betriebsbesichtigungen ein Bild direkt bei den Mitarbeitern gemacht. „Ich muss leider sagen, die Stimmung ist vielerorts total schlecht. Überall Unsicherheit und Frustration, obwohl es auch deutliche Lichtblicke bei den Vereinbarungen gebe. Die Mitarbeiter haben in der Corona-Phase viel mitgemacht, auch sozial“, sieht Maja Reusch weiteren Handlungsbedarf. Ein großes Problem sei die Ungewissheit. „Da stimmt die Kommunikation mit der Unternehmensspitze nicht. Die Mitarbeiter fühlen sich oft abgehängt, auch in Bezug auf neue Produkte und damit verbunden sichere Arbeitsplätze in der Zukunft“, gab Maja Reusch zu bedenken.

Coach für Weiterbildung

Auf dem Weg in die Zukunft, vor allem der breite Schwenk in die Elektromobilität, stehe an erster Stelle wie gezielte Förderung und Weiterbildung der ohnehin hoch qualifizierten Mitarbeiter. Die Gewerkschafter wollen die Beschäftigung hier bei Bosch, Schaeffler und PWO in Oberkirch halten. „Dazu müssen die Beschäftigten über die künftige Ausrichtung des jeweiligen Unternehmens im Bilde sein, sonst geht die Motivation runter. Wir Arbeitnehmervertreter müssen deshalb mit ins Boot genommen werden, denn wir werden die Zukunftsverträge aktiv mitgestalten“, ergänzte Francesco Tramonti, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Bühl/Bühlertal. Die IG Metall sieht nun bei der sich bereits abzeichnenden Konjunkturdämpfung eine Chance etwa bei Kurzarbeit für gezielte Weiterbildung. Angesichts der zurückliegenden Krisen sei dafür kaum Zeit gewesen. „Wir bilden dafür in den jeweiligen Betrieben gezielt Ausbildungsmentoren aus, die sich auch bei den rechtlichen Hintergründen bei diesem Thema auskennen und unterstützen“, nannte Maja Reusch ein aktuelles Projekt.

Große Betriebe lassen Federn

Die größten drei Betriebe in der Region haben durch Verlagerung, Transformation und die zurückliegenden Krisen etwa durch Corona und die Unterbrechung der Lieferketten bei der Beschäftigung Federn gelassen. „Wir sprechen hier von 1.500 Arbeitsplätzen allen in den vergangenen fünf Jahren. Wir müssen ein waches Auge darauf haben, dass dies nicht weiter erodiert, denn das hat ja immer auch direkte Auswirkungen auf die vielen Zulieferbetriebe in unserer Region“, gab Maja Reusch zu bedenken. Ohne die starke Mitbestimmungsstruktur in der Metall- und Elektrobranche hätte das noch ganz anders aussehen können.

Zukunft für die Mitarbeiter sichern

„Wenn die großen Unternehmen in die Transformation gehen und auch Produktion nach Ungarn oder Tschechien verlagern, dann hat das natürlich auch direkte Auswirkungen auf uns Zulieferer“, berichtete PWO-Betriebsratsvorsitzender Andreas Bohnert aus Oberkirch. „Auch wir spüren die Transformation. Und wenn die Großen ins Ausland gehen, gehen die Zulieferer gezwungenermaßen oft mit.“ Auch am Bosch-Standort Bühl/Bühlertal gab es gravierende Veränderungen. „Der Bereich Electrical Drive und Mobility Solutions mit rund 80.000 Mitarbeitern wurde zu Electrified Motion völlig neu gebildet. Und wir als Arbeitnehmervertreter haben für den Zukunftstarifvertrag gekämpft. Dadurch werden Unternehmensteile nicht verkauft und wir haben bis 31.12.2027 vereinbart, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt“, stellte Francesco Tramonti heraus.

Hitze und Lohnperspektive

Auf dem Weg zur „Ultraeffizienz-Fabrik“ gibt es bei Schaeffler noch einiges zu tun. „Beim Blick auf den jetzt entstehenden Neubau im Industriegebiet Bußmatten fragen sich viele Mitarbeiter, wie das jetzt in dieser bewegten Zeit möglich ist, wenn sich dazu parallel bei der Anpassung der Löhne nur langsam etwas verändert“, räumte Schaeffler-Betriebsratsvorsitzender Werner Schmitt ein. Mit der Umstellung auf ein tätigkeitsbezogenes Entgelt, habe Schaeffler sich auf den Weg in das tarifgebundene System gemacht. „Das dauert. Und das sogenannte Zielentgelt wird teilweise in fünf Jahren erreicht sein.“ Parallel dazu fragen sich die Mitarbeiter, warum Geld für die Neubauten da ist und nicht für eine Klimaanlage im Hitzesommer.

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