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Meinung

von Marius Bücher

Flick-Nachfolger beim DFB

Julian Nagelsmann als Bundestrainer: Eine gute Wahl mit zwei Schönheitsfehlern

Der neue Bundestrainer heißt wohl Julian Nagelsmann. Einen besseren hätte der DFB nicht finden können. Und doch startet der Neue mit einer Hypothek.

Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern München vor dem Gruppenspiel in der Champions League gegen Inter Mailand in der Münchner Allianz Arena.
Julian Nagelsmann hat als neuer Bundestrainer viel Arbeit vor sich. Der frühere Bayern-Coach soll die deutsche Nationalmannschaft bis zur EM 2024 wieder auf Kurs bringen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Man muss mit Uli Hoeneß nicht immer einer Meinung sein. Doch in einem hat der Ehrenpräsident der Bayern recht: Auch der Kaiser von China, so erklärte Hoeneß jüngst in der Süddeutschen Zeitung, hätte als Coach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gerade einen schweren Stand.

Stimmen die Medienberichte von Dienstag, dann ist der Deutsche Fußball-Bund auf der Suche nach dem Nachfolger von Hansi Flick nicht in die Ferne geschweift, sondern hat das naheliegende Gute gewählt.

Trotz allen Unkenrufen von Experten und solchen, die es sein wollen: Wenn der deutsche Fußball bis zur Heim-EM im kommenden Jahr noch zu retten ist, dann ist Julian Nagelsmann der richtige Mann für die vermeintlich unmögliche Mission.

Der DFB wagt diesmal einen echten Neustart

Der gebürtige Landsberger zählt zweifelsohne zu den deutschen Top-Trainern. Bereits als 28-Jähriger bestand er in Hoffenheim seine Feuertaufe und zeigte später in Leipzig und München, dass er auch Spitzenclubs coachen kann. Aus der Erfahrung im Haifischbecken an der Säbener Straße wird er seine Lehren gezogen haben.

Mit seinen 36 steht er für eine neue Trainergeneration, die das Spiel in seiner Gesamtheit versteht, und gleichzeitig für jenen Aufbruch, die der eingestaubte DFB so dringend nötig hat. Dem Verband muss man hoch anrechnen, dass er auf keinen Feuerwehrmann der alten Schule setzt, sondern einen echten Neustart wagt. In der Vergangenheit – man denke nur an die Personalie Rudi Völler – war das nicht immer so.

So leut- und redselig, wie sich Nagelsmann mitunter bei den Bayern gab, darf er gerne auch in seiner neuen Position auftreten. Nur sollte er diesmal auch die nötige Portion Demut mitbringen. Bundestrainer, die alles besser wissen, gibt es hierzulande schließlich schon mehr als genug.

Bayern-Vorgeschichte als Vorteil und Hypothek zugleich

Dass der Neue die Bayern-Spieler bereits bestens kennt, ist definitiv ein Vorteil – erst recht, da bis zur EM nur noch neun Monate Zeit bleiben und lediglich sechs Länderspiele zum Testen. Andererseits kann Nagelsmanns Vorgeschichte auch zur Hypothek werden. Sein Verhältnis zu Thomas Müller und Manuel Neuer gilt als belastet. Gerade eine mögliche Rückkehr von Neuer birgt Zündstoff – und das zur Unzeit.

Gleiches gilt für die Frage, wie es nach der EM weitergeht. Stattet der DFB Nagelsmann tatsächlich nur mit einem Vertrag aus, der bis zum Heim-Turnier läuft, sind in den kommenden Monaten Debatten über mögliche Post-EM-Szenarien programmiert.

Nein, Nagelsmann, der noch dazu auf jede Menge Geld verzichtet, tritt wahrlich keinen leichten Job an. Und dennoch gibt es aktuell keinen verfügbaren Kandidaten, der für das Amt besser geeignet ist. Der zweitjüngste Trainer einer deutschen Nationalmannschaft hat eine faire Chance verdient.

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