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Offizielle Vorstellung

Ohne Brechstange, Warmlaufphase und schwarze Punkte: Sportchef Freis legt beim KSC los

Am Donnerstag stellte der KSC seinen neuen Sportchef Sebastian Freis offiziell vor. Der 38-Jährige setzte zum Einstieg auf kontrollierte Offensive.

Sebastian Freis Bereichsleiter Sport / Sportdirektor KSC beantwortet Fragen der Journalisten

GES/ Fussball/ 2. Bundesliga, Karlsruher SC, Pressegespraech, 07.09.2023
Der neue Bereichsleiter Profis beim KSC, Sebastian Freis, sieht sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Foto: Helge Prang/GES

In der kurzen Halbzeitpause packte Michael Becker seine Sachen zusammen und verließ den Raum. In der zweiten Hälfte des Pressegesprächs, zu dem der Karlsruher SC am Donnerstagmittag eingeladen hatte, spielte der neue Sportchef Sebastian Freis die Hauptrolle.

Nimmt man Becker, dem nach der Trennung von Oliver Kreuzer Anfang April einzig noch verbliebenen Geschäftsführer beim KSC, beim Wort, dann hatte der nahezu fliegende Wechsel durchaus symbolischen Wert.

„Die Bereichsleiter können innerhalb ihrer Budgets, die einmal im Jahr abgestimmt werden, komplett eigenverantwortlich handeln – bis zu gewissen Budgetgrenzen“, hatte Becker betont.

Freis fühlt sich im sportlichen Bereich „maximal frei“

In der neuen Struktur, die der KSC im sportlichen Segment aufgesetzt hatte, gilt dies neben Freis noch für Michael Bischof (Bereichsleiter Entwicklung, Scouting und Analyse) und für Edmund Becker (Leiter Nachwuchsleistungszentrum), dem Vater des Geschäftsführers.

„Ich fühle mich maximal frei im sportlichen Bereich“, ließ Freis denn auch wissen, verwies aber auf die Notwendigkeit, sich regelmäßig mit Bischof und Cheftrainer Christian Eichner abzusprechen.

Zum Austausch mit Michael Becker merkte Freis noch an: „Er steht natürlich als Geschäftsführer und als der, der die Verträge unterschreibt, im Organigramm noch drüber. Ich bin frei, aber ich werde mich trotz alledem mit ihm abstimmen.“

Freis ist beim KSC ein alter Bekannter

Der Neue, der seit 1. September die neue Rolle einnimmt, ist im Wildpark ein alter Bekannter. Anfang der 2000er reifte der heute 38-Jährige in der Jugend des KSC zum Profi und schaffte 2007 unter Trainer Edmund Becker und mit Mitspieler Eichner den Sprung in die Bundesliga. Später stürmte er noch für den 1. FC Köln, den SC Freiburg, Greuther Fürth und Jahn Regensburg.

Im Jahr 2020 kehrte er dann zum KSC als Organisator der Scouting-Abteilung zurück. Vorzuweisen hat er einen Abschluss im Sportmanagement und die DFB-Jugend-Elite-Trainerlizenz. Zudem belegt Freis gerade das Zertifikatsprogramm „Management im Profifußball“ vom Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga, das er Anfang 2024 abschließen wird.

Die Einarbeitungs- und Kennenlernphase fällt im Prinzip komplett weg.
Sebastian Freis
Neuer Sportchef des KSC

Dass er seine Mitstreiter im Verein aus früheren Zeiten kennt, sieht Freis als Vorteil. „Die Einarbeitungs- und Kennenlernphase fällt im Prinzip komplett weg“, sagte er und ergänzte: „Ein Nachteil wäre es, wenn wir zu eng wären und in Interessenkonflikte kämen, aber das sehe ich bei uns nicht.“

Die Frage, ob es ein Makel sei, dass er vom Beirat angeblich nur mit einer 3:2-Mehrheit zum Bereichsleiter Profis bestimmt worden sei, beantwortete Freis allgemein. „Unabhängig vom Beirat wird es in dieser Position immer Leute geben, die dich kritisch sehen, und welche, die dich weniger kritisch sehen. Da bin ich jetzt lange genug in dem Geschäft dabei, als dass ich mich davon beeinflussen lasse“, sagte er.

Freis nimmt vorsichtig die Bundesliga in den Blick

Freis hätte nichts dagegen, als Sportchef im Wildpark irgendwann auch in jene Sphären vorzustoßen, die er einst als Spieler erlebte. „Wenn man sagt, die Etablierung in Liga zwei ist ein Stück weit abgeschlossen, dann wollen wir uns schon so ausrichten, dass wir zumindest die Möglichkeit haben, mal wieder aufzusteigen“, formulierte der gebürtige Karlsruher seine Ambition und nannte die Clubs aus Darmstadt, Heidenheim und Fürth als Beispiele, dass es auch ohne das ganz große Geld gehen kann. „Mit guter Arbeit und Geschlossenheit im Verein sind die Erfolge möglich.“

Mittelfristig wird es erst einmal Freis’ Aufgabe sein, die Forderung des Vereins umzusetzen, mehr junge Spieler nach Karlsruhe zu holen, die das Potenzial mitbringen, gewinnbringend weiterverkauft zu werden.

Verjüngung der Startelf „ohne Brechstange“

Mit der „Brechstange“ sollte man da nicht herangehen, stellte Freis klar, bezeichnete es aber als „Wahnsinn“, dass die Anfangsformation zuletzt einen Altersschnitt von über 30 aufgewiesen hatte.

Mit solch einer Altersstruktur in der Startelf werde es „perspektivisch schwierig, Transfererlöse zu generieren.“ Seine Aufgabe sei es deshalb, das Alter der ersten Elf abzusenken, „ohne zu krass einzugreifen“, betonte Freis und wies später noch darauf hin, dass er in seinem Netzwerk „keine schwarzen Punkte“ sehe, also ausreichend gut vernetzt sei.

Ganz offen erklärte Freis, dass es im Vorfeld auch Zweifel gegeben habe, ob der Schritt der richtige sei. „Es gab schon Situationen, in denen ich mich gefragt habe, ob das ein Stück weit zu früh kommt und ich noch einen Moment in der zweiten Reihe brauche“, gestand der frühere Torjäger, nur um dann aber nachzuschieben: „Die ersten Tage haben mich darin bestätigt, dass die Funktion viel Spaß macht, ich hier viel bewegen kann und ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin.“

Kurz darauf trat Freis den kurzen Weg von der Geschäftsstelle hinüber zum Grenke-Stadion an, um beim Testspiel des KSC frühere Freiburger Weggefährten, darunter Trainer Christian Streich, zu begrüßen. Den ersten Schritt heraus aus der zweiten Reihe hinein ins Rampenlicht hatte der altbekannte Neue da erfolgreich hinter sich gebracht.

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