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Meinung

von René Dankert

Abflug statt Achtelfinale

Deutscher WM-Absturz nach viel Flick-Schusterei

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist trotz eines 4:2-Sieges im abschließenden Gruppenspiel gegen Costa Rica aus dem WM-Turnier in Katar ausgeschieden. Nun muss beim DFB durchgelüftet werden.

Aus nach der Vorrunde: Der eingewechselte Niclas Füllkrug ist nach dem WM-Ausscheiden in Katar bitter enttäuscht.
Aus nach der Vorrunde: Der eingewechselte Niclas Füllkrug ist nach dem WM-Ausscheiden in Katar bitter enttäuscht. Foto: Federico Gambarini/dpa

Das war`s. Abflug statt Achtelfinale nach einem 4:2 gegen Costa Rica. Die deutsche Nationalmannschaft muss einpacken. Schon wieder. Wie vor viereinhalb Jahren in Russland hat sie auch in Katar versagt. Diesmal waren die Umstände noch bitterer. Diese finale Dramatik in der Gruppe E wird bei den Deutschen nachwirken. Japan, Binden-Debatten und zu viel Flick-Schusterei stießen die aktuelle Generation des viermaligen Weltmeisters an ihre Grenzen.

Als Summe unglücklicher Umstände lässt sich das frühe Scheitern beim Turnier im Emirat auf keinen Fall abtun. Wieder hat sich die groß denkende Fußball-Nation klein gemacht. Der Blick zu Franzosen und Engländern muss den Verband beschämen. Der Hype um den Bremer Mittelstürmer Niklas Füllkrug nach dessen Ausgleich gegen Spanien und die danach auf ihn fixierten Debatten um die echten und die falschen Neuner lenkten vom Eigentlichen ab.

Dem Bundestrainer Hansi Flick fehlte es vorne wie hinten und auch mittig an kompakter Weltklasse. Die Abwehr stand bei Turnierbeginn nicht. Joshua Kimmich, in der Zentrale mehr Mitläufer denn Führungsfigur, konnte dem Spiel von Beginn an nicht die erhofften Impulse verleihen. Thomas Müller, dessen großartige WM-Karriere traurig endet, war nach längerer Zwangspause nicht wieder der Alte.

Was bleibt von der Deutschen Nationalmannschaft nach der WM 2022?

Der Underdog aus Costa Rica parkte im Gruppenfinale wie erwartet zwei Busse vor dem eigenen Tor. Gegen das Team aus Zentralamerika war die DFB-Elf auf schnelles und direktes Passspiel im Zentrum und eine breite Spielanlage mit hoher Flankenqualität aus. Nach dem frühen Tor von Serge Gnabry schien alles angerichtet, um ihre Pflichtaufgabe zu erledigen. Doch zur drückenden Dominanz kam keine Effizienz mehr hinzu, ja, auch Pech – und nun ist wirklich alles Latte.

Was bleibt? Von Deutschland als Turniermannschaft für den Moment nichts mehr als die alten Geschichten. Flick hat als verantwortlicher Trainer bei einem großen Turnier Lehrgeld gezahlt. Der Aufbruch, für die der Nachfolger von Joachim Löw nach seiner Übernahme stand, ist verpufft.

Einzelne Personaldebatten werden dem Fiasko nicht gerecht. Mit dem Blick voraus, die Heim-EM ist noch eineinhalb Jahre weit weg, muss sich der DFB über seine strategische Aufstellung Gedanken machen. Ein Durchlüften erscheint unausweichlich. Der Team-Geschäftsführer Oliver Bierhoff verkörperte den Geist des Aufbruchs schon nach 2018 nicht mehr. Wer wollte nun daran glauben?

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