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Meinung

von Marius Bücher

Entscheidung des IPC

Paralympics mit Russen: Eine Zerreißprobe für die Sportwelt und eine Zumutung für die Ukrainer

Athleten aus Russland dürfen bei den Paralympics starten. Das IOC wird sehr wahrscheinlich nachziehen. Für Sportler aus der Ukraine ist das ein Schlag ins Gesicht.

Bei der Eröffnungsfeier der XXI Paralympischen Spiele im Fisht Stadion im russischen Sotschi sind die russische Nationalflagge und die des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) zu sehen.
Das Internationale Paralympische Komitee hat die Tür zu den Sommerspielen in Paris 2024 für Athleten aus Russland geöffnet. Gleiches gilt für Sportlerinnen und Sportler aus Belarus. Foto: Sergei Chirikov/dpa

Endlich mal wieder ein rauschendes Sportfest ganz ohne Corona-Angst, Kritik am Gastgeber oder Regenbogen-Debatte – diese Hoffnung begleitet den Countdown zu den Sommerspielen von Paris.

Doch schon jetzt liegt über dem Ringe-Spektakel an der Seine ein Schatten: Am Freitag entschied das Internationale Paralympische Komitee (IPC), Athleten aus Russland und Belarus zu den Paralympics zuzulassen. Es wäre keine Überraschung, wenn der große Bruder IOC, in der Russland-Frage ohnehin stets weniger restriktiv unterwegs, schon bald nachzieht. Die internationale Sportgemeinschaft steht in Paris vor einer Zerreißprobe.

Das zeigt allein schon das Abstimmungsergebnis von Freitag. Vier von zehn Mitgliedsverbänden wünschen sich Paralympics ohne Russland, mehr als ein Drittel eine Komplett-Rückkehr russischer Sportler. So stand am Ende ein fauler Kompromiss mit einer Starterlaubnis unter neutraler Flagge.

IPC-Entscheidung passt zu prorussischen Öffnungstendenzen

Verständlich ist der Rückzieher nicht. Friedhelm Julius Beucher hat mit seinem Hinweis recht, dass sich seit der Suspendierung im November 2022 an der Ausgangslage nichts geändert hat. Mit seiner flammenden Rede im Vorfeld der Abstimmung konnte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands allerdings keine Mehrheit hinter seiner Position versammeln.

Die IPC-Entscheidung passt zu den prorussischen Öffnungstendenzen, die sich zuletzt im Weltsport zeigten. Bereits im Frühjahr sprach sich das Internationale Olympische Komitee gegen ein pauschales Startverbot aus, in einzelnen Sportarten wie im Schwimmen, Fechten oder Judo sind Russen längst wieder willkommen und in dieser Woche ging auch im Jugendfußball die Tür auf.

Unfair sei es, einzelne Athleten – erst recht, wenn es sich um Kinder und Jugendliche handele – für den Angriffskrieg in der Ukraine zu bestrafen, lautet die gängige Argumentation. Falsch ist der Gedanke nicht.

Der Ball liegt nun ungerechterweise bei den ukrainischen Sportlern

Weitaus ungerechter ist aber, dass der Ball nun im Feld der Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine liegt. Diese stehen nun vor der schweren Entscheidung, ob sie sich ihren Traum von den Spielen erfüllen oder Paris 2024 besser boykottieren sollen. Schließlich droht ihnen dort die Zumutung, sich mit Gegnern aus Russland messen zu müssen, deren Landsleute in der Ukraine für unfassbares Leid verantwortlich sind.

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