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Christopher Morales-Williams aus Kanada

Warum die Fabelzeit eines 19-jährigen Studenten über 400 Meter doch nicht als Weltrekord gilt

Am Wochenende lief der bis dato relativ unbekannte Christopher Morales-Williams in die Leichtathletik-Geschichtsbücher – dachte er zumindest. Seine Zeit über 400 Meter in der Halle gilt nun aber doch nicht als Weltrekord.

Christopher Morales-Williams (vorne) übernimmt den Staffelstab von Matthew Boling bei einem 4x200-Meter-Rennen in Austin im April 2023.
Christopher Morales-Williams (vorne), hier bei einem Wettbewerb in Austin im April 2023 mit Matthew Boling, überraschte am vergangenen Wochenende die Leichtathletik-Welt. Foto: Kirby Lee/imago images

Seinen Auftritt bei Instagram hatte Christopher Morales-Williams bis Mittwochnachmittag noch nicht aktualisiert. Wer das Profil des Leichtathleten in dem sozialen Netzwerk ansteuerte, bekam somit weiterhin ein Foto des jungen Mannes in Aktion präsentiert, auf dem in dicken Lettern der Schriftzug „World Record“ prangte.

Über 97.000 User hatten auf „Gefällt mir“ geklickt und knapp 500 hatten das Bild kommentiert. Mit seinem vermeintlichen Wunderlauf über 400 Meter bei den US-amerikanischen Universitätsmeisterschaften SEC in Fayetteville/Arkansas hatte Morales-Williams über Nacht Berühmtheit erlangt.

Bei 44,49 Sekunden war die Uhr am Wochenende nach zwei Runden auf der 200-Meter-Bahn stehen geblieben. Selbst der große Michael Johnson war zu seinen besten Zeiten unter dem Hallendach nie so schnell gewesen. Ein Paukenschlag in der Leichtathletik-Welt!

Verband sieht „Probleme mit den Startblöcken“

Nun folgte aber die Ernüchterung: Der Verband der US-amerikanischen Leichtathletiktrainer USTFCCCA teilte über die Plattform X mit, dass die Zeit nicht als offizielle neue Bestmarke Eingang in die Geschichtsbücher finden wird. In diesen wird also weiterhin der 44,57 Sekunden schnelle Lauf des US-Amerikaners Kerron Clement aus dem Jahr 2005 geführt.

Der Verband sprach von „Problemen mit den Startblöcken“. Am Dienstag war in den USA bereits berichtet worden, die beim Rennen verwendeten Startblöcke hätten nicht den Regeln des Weltverbandes World Athletics für die Ratifizierung von Weltrekorden entsprochen. Laut dem Regelwerk müssen die Blöcke mit einem Startinformationssystem von World Athletics verbunden sein, das die Reaktionszeiten überwacht.

Morales-Williams studiert Ökologie an der University of Georgia

Die Geschichte klang ohnehin fast zu schön, um wahr zu sein. Ein 19 Jahre junger Kanadier, Student der Ökologie an der University of Georgia, wächst über sich hinaus, pulverisiert mit einer sagenhaften Leistung seine eigene Bestmarke und katapultiert sich mit einem einzigen Rennen in die Spitze der internationalen Leichtathletik-Szene. Um neun Zehntel hatte Morales-Williams seine Bestzeit gesteigert.

Dass er ein talentierter Läufer ist, hat der junge Mann aus Vaughan in Ontario zuvor aber bereits bewiesen. Mit der kanadischen 4x400-Meter-Staffel gewann er 2022 bei der U20-WM Bronze. Im Jahr darauf schnappte er sich bei den Panamerikanischen U20-Meisterschaften Silber. 46,34 Sekunden war er damals gelaufen.

Lauf wird als „Weltbestleistung“ geführt

Nun benötigte er für die 400 Meter fast zwei Sekunden weniger. Das Label „Weltrekord“ darf der außergewöhnliche Auftritt nun also doch nicht tragen. Einen Trost gibt es aber für Morales-Williams: Als „Weltbestleistung“ gilt seine Fabelzeit weiterhin. Und an Bekanntheit hat der Student so oder so gewonnen.

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