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Tempo-Kontrollen in der Region

Blitzermarathon am Freitag in Baden-Württemberg: Wo Autofahrer besonders aufpassen müssen

Die Polizei macht in dieser Woche verstärkt Jagd auf Raser. Auch in Baden-Württemberg heißt es: Fuß vom Gas. Wo jetzt verstärkt mit den Tempo-Kontrollen zu rechnen ist.

Blick durch das Innere eines Polizeiblitzers beim "Achten Bayerischen Blitzmarathon" in der Nähe einer Schule im Berufsverkehr.
Der Speedmarathon, der am 17. April begann, findet am Freitag seinen Höhepunkt und Abschluss. Dann will die Polizei 24 Stunden lang ganz genau hinschauen. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Autofahrer aufgepasst: Mit kompakten Laserpistolen, den großen, mobilen Enforcement Trailern (Messanhängern) und stationären Blitzanlagen nimmt die Polizei verstärkt Temposünder in den Blick. Die ganze Woche schon hatte sie Raser im Visier. Den Höhepunkt der europaweiten Aktion namens Speedmarathon, an der sich auch Baden-Württemberg beteiligt, bildet allerdings der kommende Freitag, 21. April.

Es geht uns darum, Menschenleben im Verkehr zu retten.
Thomas Strobl, Innenminister von Baden-Württemberg

24 Stunden lang wird die Einhaltung der Tempolimits überall im Südwesten noch einmal verstärkt kontrolliert. Weil die Bahn am Freitagvormittag streikt, wird es an diesem Tag auf den Straßen wahrscheinlich voller als sonst. Die Wirksamkeit des Blitzermarathons ist seit seiner Einführung vor zehn Jahren umstritten.

Der neue „Enforcement Trailer“ der Stadt ist bereits im Probebetrieb.
Runter vom Gas: So genannte „Enforcement Trailer“ haben fast alle Städte im Einsatz. Der Anhänger mit einer Geschwindigkeitsmessanlage ist mobil einsetzbar. Foto: Bernd Kamleitner

Wo wird geblitzt?

Manche Bundesländer veröffentlichen die Standorte ihrer mobilen Kontrollen. Baden-Württemberg gehört nicht dazu. Von Seiten des Innenministeriums könne man dazu keine Aussage treffen, heißt es aus Stuttgart. „Die Auswahl der Kontrollörtlichkeiten erfolgt durch die jeweiligen Dienststellen selbstständig“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.

Auch bei den Polizeipräsidien vor Ort will man die Kontrollstellen im Detail nicht verraten. Bei der für den Stadt- und den Landkreis Karlsruhe zuständigen Verkehrspolizei Karlsruhe ist die Einsatzvorplanung nach Angaben eines Sprechers, „noch in den letzten Zügen“. Es hieß: „Wir entscheiden das relativ spontan.“

In Karlsruhe, Baden-Baden und vielen anderen Städten und Gemeinden im Land beteiligt sich auch die kommunale Verkehrsüberwachung am Blitzermarathon. „Alle uns zur Verfügung stehenden sieben Messfahrzeuge sind, soweit personell möglich, weitestgehend parallel und in mehreren Schichten voll im Einsatz“, ist von Seiten der Stadt Karlsruhe zu erfahren. Im Südwesten sind schon die ganze Woche und auch am Freitag zwei mobile Messanlagen, so genannte Enforcement Trailer, im Einsatz.

Wo müssen Autofahrer besonders aufpassen?

Nach Angaben des Innenministeriums werden die Kontrollen am Freitag vor allem im Bereich von Altenheimen, Kitas oder Schulen durchgeführt. Auch die kommunale Verkehrsüberwachung will diese Stellen besonders ins Visier nehmen. Verstärkte Überwachungen wird es auch an Stellen geben, die als Unfallschwerpunkte bekannt sind und dort, wo zum Schutz vor Lärm die Geschwindigkeit gedrosselt werden muss. Stärker kontrolliert wird auch an Autobahnen und Bundesstraßen.

Was kostet ein Tempoverstoß?

Wer zu schnell unterwegs ist, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Strafen dafür sind im Bußgeldkatalog geregelt. Er listet auf, welche Summen, Punkte oder Fahrverbote innerhalb und außerhalb von Ortschaften fällig werden können. Der ADAC hat dazu auf seiner Homepage einen Bußgeldrechner.

Innerorts werden bei Überschreitungen bis zehn Kilometern pro Stunde mindestens 30 Euro fällig. Bei elf bis 15 km/h sind es 50 Euro, bei 16 bis 20 km/h 70 Euro.

Bei 21 bis 25 km/h sind es 115 Euro und ein Punkt. Bei 26 bis 30 km/h 180 Euro, ein Punkt und ein Monat Fahrverbot, wenn man zweimal innerhalb eines Jahres erwischt wird.

Wer mit mehr als 70 km/h über dem Limit erwischt wird, muss 800 Euro Strafe zahlen. Dazu gibt es zwei Punkte und ein Fahrverbot von drei Monaten.

Außerorts werden bei einer Überschreitung bis zehn km/h 20 Euro fällig. Einen Punkt gibt es ab einer Überschreitung von 21 km/h. Ab 26 km/h wird ein Fahrverbot verhängt. Bei einer Überschreitung von über 70 km/h werden 700 Euro, zwei Punkte und ein dreimonatiges Fahrverbot fällig.

Was soll die Aktion bewirken?

Überhöhte Geschwindigkeit ist nach Ansicht vieler Fachleute die Unfallursache Nummer eins. Mit der Beteiligung am Speedmarathon des europäischen Verkehrspolizeinetzwerks „Roadpol“ will das Innenministerium das Gefahrenbewusstsein von Autofahrerinnen und Autofahrern erhöhen. „Roadpol“ hat das Ziel, die Sicherheit auf Europas Straßen zu verbessern und plant hierzu jedes Jahr europaweite Verkehrsüberwachungsaktionen.

„Rasen ist Ausdruck für rücksichtsloses und egoistisches Verhalten im Straßenverkehr und kostet Menschenleben“, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) im Vorfeld. Sein bayerischer Amtskollege Joachim Herrmann (CSU) teilte mit: „Zu hohe und nicht angepasste Geschwindigkeit war 2022 die Ursache für mehr als ein Viertel aller tödlichen Verkehrsunfälle in Bayern.“ Die Aktion findet laut dem Verkehrspolizei-Netzwerk bereits zum zehnten Mal statt. In Deutschland wird der „Speedmarathon“ meist „Blitzermarathon“ oder auch „Blitzmarathon“ genannt.

Bringt das was oder ist das Abzocke?

Den klammen Landes- und Gemeindekassen bringen verstärkte Kontrollen auf jeden Fall etwas. Mehr Geld nämlich. Doch ob notorische Temposünder sich durch solche Aktionen beeindrucken lassen, ist fraglich. An der Universität Passau haben zwei Wissenschaftler im vergangenen Jahr die Zahlen zur Sicherheitslage auf den Straßen ausgewertet.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Blitzmarathons bringen die Autofahrerinnen und Autofahrer zwar am entscheidenden Tag dazu, etwas langsamer zu fahren, sie bewirken aber keine grundlegende Verhaltensänderung. Schon am Tag nach dem Marathon fahren sie laut der Studie wieder so schnell wie zuvor.

Auch der Nutzen für die Gesundheit hält sich offenbar in Grenzen: Zwar gibt es an den Blitzermarathon-Tagen weniger Unfälle und weniger Leichtverletzte, doch ein Rückgang von schweren Verletzungen und Todesfällen ist nicht nachweisbar.

Wie viele Raser gingen der Polizei beim letzten Mal ins Netz?

Im vergangenen Jahr sind beim europaweiten Speedmarathon im Südwesten rund 15.500 Raser erwischt worden. 253 Fahrern drohe ein Fahrverbot, teilte das baden-württembergische Innenministerium im April 2022 mit. Insgesamt hatten Polizei, Städte, Kommunen und Landkreise knapp 400.000 Fahrzeuge kontrolliert.

„Wir setzen auf intelligente Verkehrsüberwachung und auf gar keinen Fall auf Abzocke. Es geht uns nicht um Überwachungsstatistiken, Bußgelder oder Strafen – es geht uns darum, Menschenleben im Straßenverkehr zu retten. Die Todesursache Nummer eins im Straßenverkehr zu bekämpfen, hat für uns weiterhin absolute Priorität“, sagte Innenminister Thomas Strobl nach Abschluss des Speedmarathons im Vorjahr.

Welche „Geschwindigkeitsrekorde“ gab es bisher beim Blitzermarathon?

Der deutsche Rekordraser war laut Roadpol ein Fahrer, der mit 190 Kilometern pro Stunde auf einer Landstraße in Bayern unterwegs war. Erlaubt waren 80 km/h. Den innerstädtischen Negativrekord hält ein anderer Fahrer, der mit 90 Sachen unterwegs war. In einem Bereich, in dem nur 50 km/h erlaubt waren. Wieder ein anderer Verkehrssünder wurde außerorts mit 189 km/h erwischt - erlaubt waren 100.

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