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EnBW-Hauptversammlung

Chef des Karlsruher EnBW-Konzerns setzt aufs Team Deutschland

40 Minuten lang ging sie, die erste Hauptversammlungs-Rede von Andreas Schell in seiner Eigenschaft als neuer EnBW-Chef. Dabei machte der passionierte Triathlet einmal mehr deutlich: Er will mehr Tempo.

Macht Dampf in Sachen Energiewende: Der EnBW-Konzern sieht sich hier als Vorreiter. Nach Atomkraftwerken sollen nun auch relativ zügig Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.
Macht Dampf in Sachen Energiewende: Der EnBW-Konzern sieht sich hier als Vorreiter. Nach Atomkraftwerken sollen nun auch relativ zügig Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Der Imagefilm zeigt zunächst Luftaufnahmen vom Pumpspeicherkraftwerk in Forbach – umgeben vom tiefen Schwarzwaldgrün. Danach einen riesigen Solarpark, eingebettet in eine idyllische Hügellandschaft. Und schließlich drehen sich die Flügel von Offshore-Windkraftanlagen im Sonnenuntergang. – Der Karlsruher Energie-Riese EnBW pflegt an diesem Mittwochmorgen wieder einmal sein Image vom Konzern, der „Vorreiter der Energiewende“ ist, wie Vorstandschef Andreas Schell bei der Hauptversammlung betont.

Wir sind bereits heute Vorreiter der Energiewende.
Andreas Schell, EnBW-Vorstandschef

Vorstand und Aufsichtsrat haben das Live-Studio in der Stuttgarter EnBW-City bezogen und übertragen von dort virtuell die Hauptversammlung. 40 Minuten dauert Schells erste Rede bei einer EnBW-Aktionärsversammlung. Er betont, dass er den Kohleausstieg auf 2028 vorziehen will – mit dieser Ankündigung hatte er schon vor einigen Wochen bei der Bilanzpressekonferenz für Furore gesorgt.

Klimaziele der EnBW bestätigt

Aktuell aufhorchen ließ Aktionärinnen und Aktionäre seine Information, wonach die unabhängige Science Based Target Initiative die Klimaschutzziele der EnBW geprüft und bestätigt habe. „Damit ist sichergestellt, dass unser CO2-Einsparungspfad entsprechend des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens ausgelegt ist“, sagt Schell stolz. Bis 2035 wolle die EnBW komplett klimaneutral sein.

Die Klimabilanz ist schlecht. Der Umstieg auf Erneuerbare geht zu langsam.
Tilman Massa, Dachverband Kritische Aktionäre

Einigen Aktionären, die sich später per Investorenportal zu Wort melden, geht das nicht schnell genug. „Die Klimabilanz ist schlecht. Der Umstieg auf Erneuerbare geht zu langsam“, sagt etwa Tilman Massa, der für den Dachverband Kritische Aktionäre spricht. Auch der Karlsruher Umweltaktivist Harry Block erneuert seine Kritik an der Klima-Politik der EnBW-Strategen. Von einem „Kurs Eisberg“ spricht er in Anlehnung an das Desaster der „Titanic“.

Aktionär kritisiert „Kurs Eisberg“

Schell sieht das naturgemäß anders – und denkt als Manager natürlich auch betriebswirtschaftlich. Denn mit der Bestätigung der Klimaziele hat er ein starkes Argument am Kapitalmarkt. Anleger und Banken schauen bekanntlich längst auf Nachhaltigkeits-Aspekte eines Konzerns, wenn sie über dessen Finanzierung nachdenken. Und mit „grünen Anleihen“ ist EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer schon vor Jahren in der Branche bundesweit voran geprescht.

Die Botschaft des Vorstands um Schell ist klar: Der Konzern will eine beschleunigte Energiewende, braucht dazu aber die Unterstützung der Politik. Atom- und Kohlekraftwerke abzuschalten ist das eine, den Energiebedarf weiter decken zu können, das andere.

Schell startet Strategieprozess „EnBW 2030“

Schell erinnert daran, dass die Bundesregierung im Jahr 2030 80 Prozent des deutschen Stromverbrauches mit den erneuerbaren Energien decken wolle. Dafür brauche es mehr Flächen, unbürokratischere Prozesse, den Ausbau der Stromnetze und den schnellen Hochlauf der Wasserwirtschaft. Auch Bürgerinnen und Bürger müssten mitziehen. „Kurzum“, fasst der EnBW-Boss, zusammen, „die Energiewende ist eine Teamleistung. Wir können sie schaffen, wenn alle – Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – ihren Teil dazu beitragen.“ Er sei optimistisch, dass dies gelingen werde.

Der 53-Jährige justiert auch im Konzern nach. Dafür habe man jüngst den Strategieprozess „EnBW 2030“ gestartet. „Wir verstehen es als unseren Auftrag, die Energiewende voranzutreiben und ihre Umsetzung zu beschleunigen.“ Dafür müsse der Konzern aber seine Ressourcen „klug und effektiv einsetzen“. Unter diesen Kriterien werde auch das EnBW-Portfolio überprüft- und bei Bedarf nachgeschärft.

Bei Tarifanpassungen sind wir immer unterhalb des Marktdurchschnitts geblieben.
Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender EnBW

Im Krisenjahr 2022 habe die EnBW erneut bewiesen, was sie könne: 5,5 Millionen Kunden seien sicher mit Energie versorgt werden, sagt Schell.

Dass Preise erhöht wurden – er spricht von „Tarifanpassungen“ –, das weiß er. Man sei dabei aber „immer unterhalb des Marktdurchschnitts geblieben“.

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