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Cafés und Lokale wieder offen

Corona-Gastronomie in Karlsruhe: Mehr Personal für weniger Gäste

In Karlsruhe haben seit Montag Lokale und Cafés nach dem Corona-Shutdown wieder geöffnet. Die Kunden freuen sich, die Gastronomen sind skeptisch. Beim Dom Grill bleiben die Türen sogar bewusst zu. "Würden wir öffnen, wäre das Minus größer als jetzt“, erklärt Geschäftsführer Marc Leuwer.

Das Areal füllt sich wieder: Auf dem Ludwigsplatz im Herzen von Karlsruhe stehen die einzelnen Tische inzwischen auch weiter auseinander.
Das Areal füllt sich wieder: Auf dem Ludwigsplatz im Herzen von Karlsruhe stehen die einzelnen Tische inzwischen auch weiter auseinander. Foto: jodo

Der Platz an der Sonne ist gleich besetzt: Kaum öffnen am Montag nach Wochen der Corona-Zwangspause wieder Lokale und Cafés, nehmen die ersten Gäste Platz.

Im Ege Bistro beim Kaiserplatz frühstücken vor 10 Uhr einige Paare im Freien. Und in der Segafredo Bar in der Erbprinzenstraße werden zu der Zeit gemütlich Espresso und Cappuccino geschlürft. Tische stehen dort beidseits der Straße. Das Ordnungsamt versucht wie hier im ganzen Stadtgebiet, den Wirten entgegenzukommen und die Außenbestuhlung auszuweiten. Gebühren fallen für die Plätze im Freien nicht an.

„Ich freue mich, wieder für meine Gäste da sein zu können. Ich war wochenlang daheim, dabei bin ich ein Arbeitstier“, sagt Sandro Divkovic, Betriebsleiter in der Alten Bank. 30 Prozent weniger Tische als sonst darf er aufstellen. Eine überschaubare Zahl von Reservierungen liegt ihm aktuell vor. Doch mancher kommt spontan und lässt sich einen Tisch zuweisen. Freie Platzwahl ist derzeit nicht möglich.

Die Leute haben Lust, wieder zu kommen.
Tobias Rödiger, Kellner im Lehners

Bei Lehners am Ludwigsplatz achtet Tobias Rödiger darauf, dass alle Vorschriften eingehalten werden. „Das funktioniert gut“, sagt der junge Mann. Er studiert am KIT. Seine Miete verdient er sich als Kellner. Begeistert stürzt er sich nun wieder ins Geschäft. Er freut sich, gleich zum Auftakt viele Stammgäste begrüßen zu können. „Die Leute haben Lust, wieder zu kommen.“

Gäste freuen sich in Corona-Krise über ein weiteres Stück Normalität

Norbert Egen sitzt an einem Tisch im benachbarten Ludwigs. „Ich bin Stammgast hier“, verrät der Mann. Jetzt zu Mittag holt er Essen für seine Mutter. Am Abend will er wiederkommen auf ein Bier. „Auch wenn es noch keine Stammtische gibt, sieht man sich wenigstens wieder, natürlich auf Abstand. Das ist ein Schritt nach vorne.“

Auch Peter Mayer spricht von einem Fortschritt. Der Mann, der in der Pfalz wohnt und in der Karlsruher Innenstadt arbeitet, aß zuletzt immer wieder Pizza und Fleischkäseweck auf Parkbänken in der City. „Dass man sich jetzt wieder vernünftig hinsetzen kann, bringt ein ganz anders Lebensgefühl.“

Wie alle anderen sind auch wir unsicher, was passieren wird.
Emrah Isitmen, Geschäftsführer des Aurum

Doch noch haben nicht alle auf. Das Sen am Ludwigsplatz renoviert, das Sausalitos öffnet erst am Mittwoch. Der Dienstag ist für die Weinbar Aurum auf dem alten Schlachthofgelände in der Oststadt der erste Tag der Woche. Ab sofort ist dort schon zur Mittagszeit geöffnet. „Wie alle anderen sind auch wir unsicher, was passieren wird“, sagt Aurum-Geschäftsführer Emrah Isitmen.

Da sein Betrieb stark auf Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Firmenfeiern ausgerichtet ist, versucht er, mit dem Mittags-Angebot diese jetzt wegfallende Einnahmequelle zu ersetzen. „Wir sind zufrieden, wenn wir auf Null rauskommen“, sagt Isitmen. Glücklicherweise sei die Dachterrasse groß genug, dass dort noch knapp 50 Gäste bewirtet werden können.

Kellnern mit Mundschutz: Jan Purrmann bedient die Gäste im Restaurant „Im Schlachthof“ unter strengen hygienischen Vorschriften – das kostet ihn mehr Zeit als unter normalen Bedingungen.
Kellnern mit Mundschutz: Jan Purrmann bedient die Gäste im Restaurant „Im Schlachthof“ unter strengen hygienischen Vorschriften – das kostet ihn mehr Zeit als unter normalen Bedingungen. Foto: jodo

Schleppender Betrieb im Ristorante Pizzahaus Oststadt

Die eher großzügige Fläche kommt auch Fernando D’Ascenzo mit seinem Ristorante Pizzahaus Oststadt zugute. Im Hauptraum mit normalerweise 15 Tischen können jetzt nur noch halb so viele besetzt werden. So viele Menschen sind zur Mittagszeit am Montag aber noch nicht gekommen. „Es läuft schleppend“, sagt D’Ascenzo. Die Preise anpassen oder freiwillig das Lokal noch zulassen, das könne er sich mit Blick auf die Stammkundschaft aber auch nicht erlauben.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

„Es bleibt uns ja nix anderes übrig. Wir müssen alles versuchen“, sagt Csilla Mako. In ihrem „Gold“ müsste sie mit den aktuellen Beschränkungen und dem dadurch notwendigen hohen Personaleinsatz deutlich mehr Essen verkaufen als derzeit möglich. Die Hygienemaßnahmen erfordern zudem eine Neuorganisation der Wege und Betriebsabläufe. „Es ist fast, wie einen ganz neuen Betrieb aufzumachen“, sagt sie.

Wegen Covid-19 nur eins von drei "Oxford"-Lokalen in Karlsruhe geöffnet

Daniel Safro hat zwei seiner drei „Oxford“-Lokale noch nicht geöffnet, nur das „Oxford Ost“ ist am Montag schon offen und sehr dünn frequentiert. „Die Leute haben immer noch Angst.“ Erst wenn das Lokal mit begrenzter Tischzahl voll wäre, würde es sich finanziell lohnen. In der Innenstadt dagegen sieht Safro noch keine Chancen für das Oxford Café in der Kaiserstraße und das „Charles Oxford“ in der Waldstraße. „Das lohnt sich erst wieder, wenn die Studenten wiederkommen.“

Zudem hat er im Oxford Ost die Preise angepasst. „Das Konzept bisher war so billig wie möglich, und der Gewinn kommt über die Masse. Jetzt habe ich so kalkuliert, wie es in der Gastronomie Standard ist: Das Vierfache des Einkaufspreises.“

An den Preisen schrauben will man im Café Bleu im Westen der City nicht, obwohl man auch hier normal vor allem über günstiges Essen und viele Gäste sein Geld verdient. „Das ist nicht unsere Politik“, sagt Betriebsleiter Markus Prikyl. Die Biergarnituren auf dem Vorplatz sind deutlich ausgedünnt.

Mehr Personal im Café Bleu für weniger Gäste

Rund 40 Prozent der Tische mussten aufgrund der Abstandsvorgaben weichen. Im kleinen Innenraum trägt gar jeder zweite Tisch die Aufschrift „gesperrt“. Am ersten Tag überwiegt beim Betriebsleiter die Freude. „Ob das wirtschaftlich ist, wird sich noch zeigen“, sagt er. Rund 150 Menschen waren bis zum frühen Nachmittag da. Dabei habe sich gezeigt, dass der Personalaufwand deutlich gestiegen ist.

Ansturm im Kühlen Krug

Im Brauhaus Kühler Krug geht allerdings am ersten Abend nach dem Lockdown ohne Reservierung schon nichts mehr, berichtet Geschäftsführer Michael Schulz. 180 statt der gewohnten 750 Plätze kann er im Biergarten anbieten – alle sind am Montagabend belegt.

„Wir spüren schon, dass die Gäste kommen wollen“, sagt er. Der Betrieb hängt im Kühlen Krug allerdings von der Sonne ab. „Wir öffnen vorerst nur bei gutem Wetter“, sagt Schulz. Viele Mitarbeiter sind noch in Kurzarbeit, Dienstpläne auf die Vorhersage ausgelegt.

Dom Grill in Karlsruhe bleibt aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen

Eindeutiger plant der Dom Grill im Hirschhof: Die Türen bleiben vorerst zu. „Die Vorgaben lassen keinen wirtschaftlichen Betrieb zu. Würden wir öffnen, wäre das Minus größer als jetzt“, so Geschäftsführer Marc Leuwer. Nur 30 Prozent der Tische könnte er anbieten.

Nicht wirtschaftlich: Der Dom Grill im Hirschhof bleibt weiterhin geschlossen. Aufgrund der Auflagen stünden nur 30 Prozent der Tische zur Verfügung.
Nicht wirtschaftlich: Der Dom Grill im Hirschhof bleibt weiterhin geschlossen. Aufgrund der Auflagen stünden nur 30 Prozent der Tische zur Verfügung. Foto: jodo

Vom großzügigen Umgang der Stadt mit der Außenbestuhlung kann er nicht berichten. Er hätte gern mehr Fläche, bis jetzt ist aber noch nichts passiert. „Die Umsetzung ist langsam, die Behörden sind verunsichert, das verstehe ich“, sagt er.

Trotzdem möchte Leuwer nun gemeinsam mit anderen Wirten einen offenen Brief an OB Frank Mentrup schreiben und um schnelle Umsetzung bitten. „Mit mehr Außenfläche könnten wir wenigsten an sonnigen Tagen öffnen.“

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