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Gemüsepreise steigen

Warum Paprika und Gurken in der Corona-Pandemie plötzlich so teuer sind

Die Corona-Krise macht Gemüse deutlich teurer. Die Preise für Gurken, Zucchini oder Paprika haben sich innerhalb von ein paar Tagen praktisch verdoppelt, schreiben Agrarmarkt-Analysten. Auf badischen Wochenmärkten ist das längst zu spüren.

Auf einem Karlsruher Wochenmarkt kostete italienischer Blumenkohl 3,80 Euro das Stück.
Auf einem Karlsruher Wochenmarkt kostete italienischer Blumenkohl 3,80 Euro das Stück. Foto: Daniel Gräber

Von einer Blumenkohl-Krise kann zwar noch keine Rede sein. Doch wer in den vergangenen beiden Wochen auf Märkten oder in Gemüseläden einkaufen war, wird sich über das ein oder andere Preisschild gewundert haben. Gurken für 2,20 Euro das Stück, Salatköpfe für noch etwas mehr. Oder eben Blumenkohl, bei dem es zu besonders drastischen Preisanstiegen kam.

Auf einem Wochenmarkt in der Karlsruher Oststadt kostete er am vergangenen Freitag 3,80 Euro. Normal seien um diese Jahreszeit vielleicht 2,60 bis 2,80 Euro, sagte der Verkäufer. „Aber es kommt einfach zu wenig Ware aus Italien und Spanien. Im Großhandel ziehen die Preise an und wir müssen uns deshalb anpassen.“

Nicht nur den Spargelbauern fehlen wegen des Coronavirus Erntehelfer

Ursache dieses Problems ist die Coronavirus-Pandemie. Denn nicht nur den deutschen Spargelbauern, sondern auch den Landwirten in Südeuropa fehlen inzwischen die Erntehelfer. Hinzu kommen logistische Schwierigkeiten: Der Transport der Frischware in Richtung Norden klappt offenbar nicht mehr reibungslos oder ist teurer.

In einer aktuellen Analyse der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) aus Bonn wird noch ein weiterer Grund für die hohen Gemüsepreise genannt: Die sprunghaft gestiegene Nachfrage. „Lieferanten von Vollsortimentern oder Discountern melden Absatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent“, schreibt die AMI.

„Der krasse Mehrbedarf an Obst und Gemüse gilt nicht nur für Deutschland, sondern ist praktisch in allen europäischen Ländern gegeben.“ Es sei kaum anzunehmen, dass sich dieser Trend in den kommenden Wochen umkehren wird.

Menschen kochen wegen der Corona-Ausgehbegrenzung mehr mit regionalem Gemüse

Da weite Teile der Bevölkerung wegen der Corona-Pandemie zu Hause bleiben, werde in Privathaushalten auch mehr gekocht, so die Erklärung der Agrarmarkt-Analysten. Und „nicht zuletzt aus gesundheitlichen Erwägungen wird mehr Obst und Gemüse verzehrt“. Hinzu kämen die „Hamsterkäufe“ in den Läden, sodass die Obst- und Gemüseregale abends völlig geleert seien.

Claudio Gläßer, AMI-Experte für Gartenbau, erklärt, dass die Nachfrage insbesondere bei lagerfähigem Gemüse wie Kartoffeln, Karotten oder Zwiebeln in den vergangenen beiden Wochen sehr hoch gewesen sei. Aber auch bei weniger lange haltbaren Frischwaren wie etwa Salat sei der Anstieg zu spüren gewesen.

Zu Preiserhöhungen für Endverbraucher käme es zunächst auf Wochenmärkten und in kleineren Obst- und Gemüseläden, so Gläßer. „Denn diese Einzelhändler kaufen auf den Großmärkten ein.“ Die großen Lebensmittelmärkte hätten eigene Einkaufsquellen und könnten sich über längerfristige Lieferverträge besser gegen kurzfristige Preisschwankungen absichern.

Mehr Kunden auf dem Pforzheimer Wochenmarkt

Auch auf dem Turnplatz-Wochenmarkt in Pforzheim sind bereits deutliche Preiserhöhungen zu sehen. Ein Obst- und Gemüsehändler aus Heidelsheim verkaufte dort am Samstag Sellerieknollen für 2,50 Euro das Stück. Eine Woche zuvor lag der Preis noch bei 1,80 Euro.

Vieles sei 20 bis 25 Prozent teurer geworden, sagte der Händler. „Im Großmarkt bekommt man nicht mehr alles. Die Preise werden weiter steigen.“

Jörg Müller, Sprecher der Marktbeschicker auf dem Turnplatz, berichtet von einem positiven Effekt der Corona-Krise: Die Nachfrage nach frischem Gemüse sei deutlich gestiegen. „Weil viele Leute jetzt daheim sind, kochen sie mehr. Und wenn sie kochen, wollen sie am liebsten frische, gesunde Sachen“, sagt Müller. „Viele Kunden entdecken den Markt wieder oder neu.“

Seine Beobachtung deckt sich mit der Einschätzung der AMI-Experten.

Aber wenn es so weitergeht, wird dann das Gemüse in Deutschland bald ausgehen? Marktanalyst Gläßer gibt Entwarnung: „Es werden immer Mengen am Markt auftauchen.“ Die hohen Preise setzen schließlich auch Anreize, mehr zu produzieren.

In dem aktuellen AMI-Bericht zur Corona-Krise heißt es dazu: „Andererseits führt der europaweite Mehrbedarf an Obst und Gemüse auch zu Preisimpulsen, von denen die Produktion profitiert. Dies gilt insbesondere für das Fruchtgemüse, dass vorrangig aus dem Mittelmeerraum und aus dem Unterglasanbau im Benelux-Raum stammt.“ Die Preise für Gurken, Zucchini oder Paprika hätten sich innerhalb von ein paar Tagen praktisch verdoppelt.

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