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Narrensprung vor dem Sturm

Vor dem Sturm ziehen die Narren durch Karlsruhe-Grötzingen

Narri, Narro – die Hexen sind los. Während Sturmwarnungen für die kommenden Tag ausgesprochen werden, zeigt sich im Karlsruher Stadtteil Grötzingen am Sonntagmittag passend zum Start des Faschingsumzugs immer wieder die Sonne. Die Besucher sind in Feierlaune.

Musik voraus: Beim Grötzinger Narrensprung zogen Guggenmusiker und Hexen-Zünfte gemeinsam durch die Straßen des Stadtteils. Am Rande standen zahlreiche Besucher, die selbst verkleidet mit den Narren mitsingen, mittanzen und mitfeiern wollten.
Musik voraus: Beim Grötzinger Narrensprung zogen Guggenmusiker und Hexen-Zünfte gemeinsam durch die Straßen des Stadtteils. Am Rande standen zahlreiche Besucher, die selbst verkleidet mit den Narren mitsingen, mittanzen und mitfeiern wollten. Foto: Donecker

Rund 66 Gruppen ziehen durch die Straßen und verbreiten Stimmung. Die Polizei, das Deutsche Rote Kreuz und der Jugendschutz stehen präventiv an der Seite bereit.

Guggenmusik vermischt sich mit allseits bekannten Schlager-Hits. Hexen traditioneller Zünfte mit ihren Holzmasken gehen neben Jugendlichen und Erwachsenen, die für einen Tag Eisbär, Soldat oder einfach nur exzentrisch gekleidet sein möchten. Die Polizei spricht von rund 10.000 Besuchern, die zum Narrensprung nach Grötzingen kamen: „Im Großen und Ganzen war es ein nicht übermäßig ausgeartetes Fest.“

Erst das Urteil, dann der Spaß

Doch bevor sich die Umzugsteilnehmer auf den Weg machen können, übernimmt die Hottscheck-Narrenzunft die Macht im Rathaus. Vor dem Narrengericht auf dem Rathausplatz behaupten muss sich dieses Mal Thomas Munz, Chef des Mundarttheaters "Badisch Bühn".

Seine vielen Wohnort-Wechsel innerhalb von Karlsruhe - von der Oststadt, über Durlach und nach Knielingen - machen ihn gewissermaßen zum "Mensch mit Migrationshintergrund", frotzelt der närrische Oberrichter Thomas Tritsch der Hottscheck-Zunft.

Einer der nicht ganz ernst gemeinten Anklagepunkte gegen Munz, neben seinem scheinbaren Verrat am KSC und seinem Verhalten als Ehemann, sei besonders sein Versuch in der Jugend gewesen, durch diverse Schulwechsel der Schulpflicht zu entkommen, sagt Ehrenhexe Tritsch. "Ich mach' auf der Badisch Bühn nix anderes als früher in der Schule", verteidigt sich Munz.

"Allerdings bezahlen die Leute heute Eintritt dafür, wofür ich früher rausgeflogen bin." Schuldig wird er vom Narrengericht dennoch gesprochen. Seine Strafe verwandelt Munz aber in etwas Gutes: 500 Euro spendet er an die Grundschule Grötzingen. Das stimmt auch die Hexen versöhnlich.

Zusammenarbeit von Einsatzkräften soll für Sicherheit sorgen

Während sich die Besucher entlang der Umzugstrecke platzieren, ihre Plätze sichern und die närrischen Gruppen erwarten, bringen sich auch Polizei, DRK und der Jugendschutz in Stellung. Schließlich soll der Umzug familienfreundlich sein, betont Uwe Herbold, Zunftmeister der Hottscheck-Narrenzunft. Störer, Krawall und exzessiver Alkoholkonsum sollen durch ein gemeinsames Konzept eingeschränkt werden.

DRK mit rund 60 Kräften in Grötzingen dabei

"Wir sind mit etwa 60 Einsatzkräften vor Ort", sagt Wolfgang Licht, Bereitschaftsleiter des DRK-Grötzingen. Schon bevor der Umzug los geht, landen die ersten Jugendlichen in deren Obhut: Ein Mädchen konnte nicht einmal mehr selbstständig gehen.

Doch wollen wir uns davon Fasching auch noch kaputt machen lassen?
Wolfgang Licht, DRK-Grötzingen

Erfahrungen mit Randalierern hat auch Licht schon gemacht - mit diesen habe besonders die Polizei Arbeit. "Doch wollen wir uns davon die Fasching auch noch kaputt machen lassen?", hinterfragt Licht die Situation.

Zünfte erhalten Tradition von Fasching

Guggenmusiker und Hexen-Zünfte wechseln sich ab. Die zahlreichen Fußgruppen, die durch Grötzingen ziehen, erhalten die Faschingstradition. Große Motivwagen gibt es hier nicht zu sehen. Immer wieder erklingt das freudige "Narri, Narro". Bonbons werden an Kinder verteilt - bei den ganz Kleinen sorgen die ausdrucksstarken und furchteinflößenden Masken der Zünfte auch mal für Tränchen. Konfetti fliegt aus vollen Händen durch die Luft und trifft auch mal die Zuschauer. Längst stehen nicht alle Besucher in bunten, auffälligen Kostümen am Straßenrand. Das hält sie aber vom mittanzen, mitrufen und anstoßen nicht ab.

Jugendschutz hat jede Menge zu tun

"Fasching zieht in Hinblick auf den Alkoholkonsum wieder an", sagt Katharina Führer vom Jugendschutz, der am Sonntag aus 37 Personen besteht. Zu tun gibt es genug: Im vergangenen Jahr kümmerte sich der Jugendschutz im Laufe des Tages um rund 40 betrunkene Jugendliche. Knapp 20 waren es gegen Ende des Umzugs. Führer erwartet noch einige Einsätze mehr. "Natürlich können sich die Betroffenen auch weigern, mitzukommen. Doch wenn wir der Meinung sind, das ist nötig, können wir auch die Kollegen von der Polizei hinzurufen", erklärt sie.

Polizei verzeichnet hohen Alkoholkonsum und Körperverletzungen

„Wir hatten mit vielen alkoholisierten Jugendlichen zu tun, die nicht unbedingt an Fasching selbst interessiert sind“, zieht ein Polizeisprecher ein Fazit. Im Zusammenhang damit sei es auch zu einigen Körperverletzungen gekommen – konkrete Zahlen lagen der Polizei bis dato noch nicht vor. „Zudem haben im zweistelligen Bereich Jugendliche an den Jugendschutz und ihre Eltern übergeben müssen“, so die Polizei weiter. Die Vorkommnisse seien aber bei Veranstaltungen wie diese nicht unüblich.

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