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KIT-Aufsichtsrat wählt Jan S. Hesthaven

Ein dänischer Mathematiker wird Präsident der Karlsruher Elite-Universität KIT

Fünf Monate nach Holger Hanselkas Weggang hat der Aufsichtsrat des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einen Nachfolger gekürt: Jan S. Hesthaven. Und es gibt einen weiteren Neuzugang.

Jan S. Hesthaven wird neuer Präsident der Exzellenz-Universität in Karlsruhe.
Er arbeitet aktuell an der renommierten Universität in Lausanne, hat sich jedoch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) abwerben lassen: Jan S. Hesthaven wird neuer Präsident der badischen Exzellenz-Universität. Foto: Alain Herzog/KIT

Seit fünf Monaten ist der Chef-Sessel am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verwaist – nun hat der Aufsichtsrat einen neuen Präsidenten gekürt: Der Däne Jan S. Hesthaven soll Nachfolger von Holger Hanselka werden. Zum ersten Mal wird damit ein Nicht-Deutscher die große Exzellenz-Universität leiten. Dass die Karlsruher dieses Mal über den nationalen Tellerrand hinausschauen wollen, hatte KIT-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Kaschke schon zu Beginn der Kandidatensuche angedeutet: „Wir wollen auch bewusst international suchen“, sagte er im vergangenen Herbst im Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten. „Das KIT soll ja auch im internationalen Wettbewerb stärker werden.“

Der 58-Jährige ist Mathematiker, Physiker und Informatik-Experte

Hesthaven ist Mathematiker, Physiker und Informatik-Experte – und passt somit ins Profil des stark technisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten KIT. Der 58-Jährige wechselt aus der Schweiz ins Badische: Aktuell ist er Vizepräsident an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne (EPFL), einer der „international führenden Lehr- und Forschungseinrichtungen“, wie das KIT in einer Pressemitteilung betont.

Wir haben uns viele Kandidaten angeschaut.
Michael Kaschke
KIT-Aufsichtsratschef und Ex-Zeiss-Manager

Die Wahl Hesthavens muss zwar noch vom KIT-Senat bestätigt werden. Dass die Universität schon jetzt den Namen des Neuen öffentlich macht, ist jedoch ein klares Zeichen für das Einvernehmen zwischen den Universitätsgremien. Bisher präsentierte das KIT den jeweils neuen Präsidenten erst, nachdem das Verfahren komplett abgeschlossen war. Nötig wurde die jüngste Wahl, weil Hanselka noch eine Karrierestufe nahm und als Präsident zur renommierten Fraunhofer-Gesellschaft wechselte. Das Bewerberfeld für seine Nachfolge war durchaus groß, wie Aufsichtsratsvorsitzender Kaschke andeutet.

„Wir haben uns viele Kandidaten angeschaut“, sagt der frühere Zeiss-Manager Kaschke im Gespräch mit dieser Zeitung. Die genaue Zahl der Interessenten will er aus Diskretionsgründen nicht nennen. Was ihn für Hesthaven einnahm? „Wir wollten jemanden, der international ausgerichtet ist, aber auch das deutsche System kennt und eine starke Persönlichkeit ist“, nennt Kaschke einige zentralen Punkte.

In Hesthavens erstem Jahr fällt die Entscheidung über Millionen-Fördergeld

Hesthaven habe eine überzeugende Vision für das KIT entworfen: „Ich bin mir sicher, dass er sowohl die internationale Positionierung als auch die wissenschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung dieser einzigartigen Einrichtung vorantreiben wird“, erklärt Kaschke auch in der offiziellen KIT-Mitteilung. „Seine Reputation als Wissenschaftler als auch seine großen Erfahrungen in der Führung von großen Wissenschaftsorganisationen machen ihn zu einer idealen Person für das Präsidentenamt, um die nächste Etappe des KIT zu gestalten.“ Im Jahr 2025 fällt die wichtige Entscheidung, ob die Karlsruher Forschungsuniversität weiterhin viele Millionen aus dem Exzellenz-Fördertopf des Staates erhält.

Spricht der neue Chef auch Deutsch?

Welche Deutschkenntnisse der dänische Wissenschaftler Hesthaven mitbringt? Als Chef von rund 9.800 Mitarbeitern und 22.300 Studenten muss er mit den Menschen in allen Berufsgruppen in den Dialog treten – auch mit denen, die nicht in der englischsprachigen Wissenschaftsszene arbeiten. „Er spricht mehrere Sprachen flüssig“, sagt Kaschke – darunter seien auch Deutsch, Französisch, Englisch. „Er hat uns auf Deutsch Rede und Antwort gestanden.“

Öffentlich vorstellen will sich der Neue erst im Februar. Wann Hesthaven sein Amt antritt? Einen genauen Termin kann Kaschke nicht nennen: „Im Sommer“ werde der neue Präsident wohl nach Karlsruhe wechseln. Gemeinsam mit seiner Frau wolle er ins Badische umziehen.

Einen neuen Vize-Präsidenten bekommt das KIT ebenfalls – er kommt aus Potsdam

Als Vizepräsident für Finanzen, Personal und Infrastruktur wechselt Stefan Schwartze ans KIT. Aktuell ist der Jurist noch administrativer Vorstand am Geo-Forschungszentrum Potsdam.
Als Vizepräsident für Finanzen, Personal und Infrastruktur wechselt Stefan Schwartze ans KIT. Aktuell ist der Jurist noch administrativer Vorstand am Geo-Forschungszentrum Potsdam. Foto: Reinhardt & Sommer

Neu im Präsidium anheuern wird etwa zeitgleich auch Stefan Schwartze: Der Aufsichtsrat wählte ihn zum Vizepräsidenten für Finanzen, Personal und Infrastruktur. Damit tritt Schwartze in die Fußstapfen von Michael Ganß, der im Sommer 2024 in den Ruhestand geht. Der Neue verfüge „über ein umfangreiches juristisches und finanzwirtschaftliches Know-how“, erklärte Aufsichtsrat Kaschke. Schwartze ist seit 2011 administrativer Vorstand des Deutschen Geo-Forschungszentrums Potsdam (GFZ). Zuvor war der promovierte Jurist unter anderem Kanzler der Universität Münster.

Zielvorgabe fürs KIT: Die Top 25 weltweit

Die Technische Universität EPFL in Lausanne, an der Karlsruhes künftiger Uni-Präsident Hesthaven arbeitet, hatte Kaschke dem KIT schon länger als Vorbild genannt. Der ehemalige Zeiss-Chef hat klar formuliert, welche Anstrengungen der Aufsichtsrat von den Wissenschaftlern erwartet: „Bis zum Jahr 2030 müssen wir unter den Top 10 der europäischen technisch-naturwissenschaftlichen Universitäten sein und unter den Top 25 weltweit.“

Hesthavens Lausanner Uni gilt als Vorbild

Im deutschen Wettbewerb wurmt Kaschke der Vorsprung der beiden Münchner Universitäten und teilweise auch der Aachener Uni vor dem KIT. Im europäischen Vergleich sieht er die besagte EPFL Lausanne, die ETH Zürich, das holländische Leiden und die britischen Universitäten Oxford und Cambridge noch weit vor der Karlsruher Exzellenz-Universität. „Zum Teil haben diese Universitäten ein größeres Budget, zum Teil aber auch ein deutlich geringeres Potenzial, was zum Beispiel die Großforschungsgeräte betrifft“, sagte Kaschke zu Beginn der Präsidenten-Suche. „Deshalb dürfen wir uns mit den aktuellen Platzierungen nicht zufriedengeben.“

Der künftige KIT-Chef studierte in Kopenhagen

Seit 2013 ist Hesthaven Professor für Mathematik in Lausanne und dort auch für die strategische Ausrichtung der Technischen Uni zuständig. Zuvor war er lange an der angesehenen Brown University in den USA, wo er unter anderem das „Institut für Computergestützte und Experimentelle Forschung in der Mathematik“ mitbegründete. Als junger Mann studierte Hesthaven Computergestützte Physik in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

Seine Kerndisziplinen gehören auch zu den Forschungsschwerpunkten am KIT. Dort findet Hesthaven besondere Bedingungen vor. Denn das KIT ging aus der Fusion der Universität Karlsruhe und des Forschungszentrums Karlsruhe hervor. Grundlagenforschung im Großmaßstab gehört zu den staatlichen Aufgaben der Exzellenzuniversität.

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