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Fichte hat keine Zukunft

Bad Herrenalber Wald soll fit für den Klimawandel gemacht werden

Wie wird der Bad Herrenalber Wald in 50 Jahren aussehen? Der Grundstein dafür muss schon heute gelegt werden. Schädlinge und Trockenheit sind aber ein Problem.

Wertvoller Lebensraum für Insekten: Die Erhaltung von sogenanntem Totholz ist eines der Ziele, die die Stadt Bad Herrenalb in der Bewirtschaftung ihres Gemeindewaldes verfolgt.
Vom Borkenkäfer zerstörter Fichtenwald: Mit einem neuen Zehn-Jahres-Plan will die Stadt Bad Herrenalb ihren Wald fit für die Zukunft machen. Zum Konzept gehört auch der Erhalt von sogenanntem Totholz. Foto: Julia Trauden

In diesem Jahr steht für den Gemeindewald der Stadt Bad Herrenalb die Planung der Waldbewirtschaftung für die nächsten zehn Jahre an, die sogenannte Forsteinrichtung.

„Aktuell läuft dazu die Erfassung aller Waldbestände nach Baumarten, Alter und Gesundheitszustand“, erläuterte Forsteinrichter Tobias Traber im Gemeinderat. Diese Daten werden mit denen der vorherigen Forsteinrichtungsperiode verglichen und bewertet.

„Das ist die eine Grundlage für unsere Planung. Die zweite sind die Ziele, die die Stadt als Waldeigentümer für ihren Wald verfolgen will“, so Traber. Die größte Herausforderung schlechthin für die Planung sei die Klimaerwärmung. „Wir wissen einfach nicht, ob unser heutiges Handeln sich in 50 Jahren als richtig erweist“, so der Forsteinrichter.

Unterstützung gibt es von Seiten der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg, die für das ganze Land so genannte Baumeignungskarten entwickelt hat, an denen man sich orientieren kann.

Die Fichte hat keine Zukunft

„Langfristig werden wir uns von der Fichte als Hauptbaumart verabschieden müssen, sie kommt mit Trockenheit und Hitze nicht klar“, so Traber. Etwas besser sehe es mit der Tanne und der Buche aus, die als wichtige Mischbaumarten Bestände bilden. „Wir werden derzeit noch mit der Fichte planen, aber müssen auch offen sein für andere Baumarten“, so Traber.

Vorstellbar sei die Douglasie, Roteiche, Kiefernarten und die Eiche, die aufgrund ihrer tief reichenden Wurzeln besser mit niederschlagsarmen Perioden zurechtkomme. Vorstellbar seien auch kleine Versuchsflächen mit Baumarten, mit denen man noch überhaupt keine Erfahrung habe.

Derzeit gebe es im Gemeindewald kleinere Windwurfflächen, außerdem Käferschäden an Fichte, Tanne und Buche und an einigen Flächen hohe Verbissschäden durch Rehwild. „Dort muss etwas passieren, damit die natürliche Verjüngung nicht gefährdet ist“, so Traber.

Tote Bäume sollen stehen bleiben

Neben der Klimastabilität und möglichst naturnahem Waldaufbau sollen ökologische Ziele eine Rolle spielen. Dazu gehört die Erhaltung der Funktionen des Waldes als Wasserreservoir und für die Naherholung. Zu vitalen Waldökosystemen zählt auch das sogenannte Alt- und Totholzkonzept. Dies bedeutet, dass abgestorbene, aber noch stehende Bäume oder Stammreste stehen bleiben, die einen wertvollen Lebensraum für Insekten darstellen.

Das Konzept kann sich für die Gemeinde nicht nur ökologisch auszahlen, sondern bringt auch Punkte auf dem Ökokonto. Mit diesem Konto lassen sich anderweitige Eingriffe in die Natur, beispielsweise bei Baumaßnahmen, ausgleichen. Ein weiteres Ziel ist der Verzicht auf Spritzmittel, auch im Fall einer Kalamität, also einer Beschädigung des Waldes durch Unwetter, Käferbefall oder Ähnliches.

Weil der Gemeindewald eine große Bedeutung für die Erholung hat, soll die bestehende Infrastruktur erhalten und gepflegt werden. Weitere touristische Angebote wie der Hirschpfad oder eine Anbindung an den Westweg sollen weiterentwickelt werden.

Christian Romoser (CDU) und Jörg Götz (GL) baten darum, dass Waldwege nach der Holzernte zeitnah wieder hergerichtet werden. Eine Gewinnerzielung aus dem Wald sei wichtig, aber nicht vorrangig. Ein weiterer Ausbau des Waldwegenetzes ist nicht vorgesehen. Der Gemeinderat stimmte den Zielen zu. Im Juli wird die Gesamtplanung für den Zeitraum 2022 bis 2031 vor Ort im Wald vorgestellt und darüber entschieden.

Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer macht dem Wald zu schaffen

Noch auf Grundlage des bisherigen Forsteinrichtungswerks lief die Waldbewirtschaftung im vergangenen Jahr. Sturm „Sabine“, Hitze, Trockenheit und Käfer „übernahmen“ fast den kompletten Holzeinschlag. Grade einmal 85 Festmeter wurden planmäßig eingeschlagen, knapp 1.000 Festmeter waren sogenannte Zwangsnutzungen, wie Harald Nüßle vom Landratsamt Calw informierte. Unter dem Strich stand am Ende ein Minusbetrag von knapp 3.000 Euro.

Auch in diesem Jahr wird sich kein positives Ergebnis erzielen lassen. Geplant ist ein Einschlag von 1.200 Festmetern, wobei man sich auch von Folgeschäden der Trockenheit oder eventuellem Käferbefall leiten lassen muss, wie Revierleiter Michael Gues erläuterte. Abzüglich aller Kosten rechnet man mit einem negativen Ergebnis von rund 19.000 Euro. Der Gemeinderat gab der Planung seine Zustimmung.

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