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Ferngesteuerter Fällkeil kommt zum Einsatz

Katastrophale Holzernte: Forstleute bitten Wanderer, sich an Absperrungen zu halten

Sturm Sabine im Winter, Borkenkäfer, Trockenheit und Hitze während der Sommermonate sorgten dafür, dass sich ein Großteil der Holzernte, die normalerweise ab dem Spätherbst und während der Wintermonate läuft, über das ganze Jahr hinweg erstreckte. Wanderer, die während Holzfällarbeiten Absperrungen ignorieren, begeben sich in Lebensgefahr.

Waldarbeiter beim Holzeinschlag
Douglasienholz wird aktuell im Staatswald in Dobel eingeschlagen. Der Einschlag von frischem Holz ist in diesem Jahr eher die Ausnahme, da Sturm, Käfer und Trockenheit erhebliche Holzmengen forderten. Foto: Birgit Graeff-Rau

„Wir haben im gesamten Forstbezirk bislang 45.000 Festmeter eingeschlagen, davon waren gut Dreiviertel sogenannte Zwangsnutzungen“, erklärt Tobias Volg, Leiter des Forstbezirks Westlicher Schwarzwald, zu dem auch der Staatswald in Dobel, Marxzell und Bad Herrenalb gehören.

Entlang von Straßen gab es immer wieder trockene Buchen oder vom Käfer befallene Fichten, die eingeschlagen werden mussten. „Schon aus Gründen der Verkehrssicherung kann man das nicht aufschieben, aber es ist teuer und bringt wenig in die Kasse“, so Volg. Stark getroffen hat es auch Buchen im Bereich Frauenalb. „Hier mussten wir knapp 3.000 Festmeter zwangsweise einschlagen“, bilanziert der Forstmann.

Planmäßig läge der Holzeinschlag in dem rund 19.000 Hektar großen Forstbezirk bei 115.000 Festmetern. „Davon bleiben wir aber weit weg“, verdeutlicht Volg. Es liegt noch viel Holz, das Sturm „Sabine“ geworfen hat, im Nasslager. „Dieses Holz soll zügig aus dem Lager raus, daher schlagen wir nur frisches Holz ein, das praktisch schon vor dem Einschlag verkauft ist“, so Volg. Es gebe einzelne Sägewerke, die auf frisches Holz angewiesen seien.

Wanderer ignorieren Waldsperrungen bei Holzfällarbeiten

Aktuell läuft ein Hieb auf Gemarkung Dobel im Bereich Winterhalde. „Das ist ausnahmsweise mal ein Hieb, der tatsächlich planmäßig ansteht und kostendeckend sein wird“, erklärt Revierleiter Dominik Leitz. Drei Forstwirte und ein Rückeschlepper sind dazu im Einsatz. „Wir schlagen Douglasie ein, die als Konstruktionsholz Verwendung findet“, sagt Leitz. Ganz neu im Einsatz ist dabei ein hydraulischer Fällkeil. „Das ist sowohl arbeitstechnisch als auch unter Sicherheitsaspekten eine sinnvolle Neuerung“, so der Revierleiter. Der Forstwirt muss den Keil am angesägten Fußende des Stamms nicht mehr per Hand einschlagen und im letzten Moment, wenn sich der Stamm neigt, zurück springen.

Bei laufenden Motorsägen und Schleppern können die Forstwirte nicht hören, wenn sich jemand nähert.
Dominik Leitz, Revierleiter

„Jetzt wird der Fällkeil angesetzt und per Fernsteuerung voran getrieben“, erklärt Leitz. Aus der Entfernung erkennt der Forstwirt den Moment, in dem der Baum endgültig fällt, und warnt seine Kollegen mit lautem „Achtung“-Ruf. „Was wir hier an Sicherheit gewinnen, machen leider zunehmend Waldbesucher durch Unachtsamkeit zunichte“, sagt Dominik Leitz. Obwohl die Wege weiträumig mit unübersehbarem Banner abgesperrt sind, nehmen immer wieder Wanderer und Radfahrer die Warnung nicht ernst und durchfahren die Absperrung. „Bei laufenden Motorsägen und Schleppern können die Forstwirte nicht hören, wenn sich jemand nähert, zumal sie auch Gehörschutz tragen“, sagt Leitz. Seine eindringliche Bitte an die Waldbesucher ist daher, die Absperrung absolut ernst zu nehmen.

„Wir steigen in diesem Jahr überhaupt nicht mehr in die Holzernte ein“, sagt Joachim Lauinger, Leiter der Ettlinger Forstabteilung. Man liege schon jetzt 2.000 Festmeter über dem geplanten Hiebsatz von 15.000 Festmetern. In den Waldbereichen der Höhenorte habe man wegen Borkenkäferbefalls rund 3.000 Festmeter Fichtenholz einschlagen müssen. „Wir haben dieses Holz sofort aus dem Wald gezogen und weitab von anderen Fichtenbeständen gelagert, damit keine Gefahr mehr davon ausgeht“, erklärt Lauinger. Das habe zwar höhere Rückekosten verursacht, dafür musste man die Holzpolter aber nicht spritzen. „Das wollen wir unbedingt vermeiden“, betont Lauinger.

Wunsch nach Planungen statt nach Schadensbegrenzung

In der Ebene machte die Trockenheit den Bäumen das Leben schwer. Zwischen 350.000 und 400.000 Euro fielen in diesem Jahr an Holzerntekosten an. „Vor allem, wenn wir Straßen dazu sperren mussten, wurde es teuer“, so Lauinger. Gleichzeitig bleiben die Holzpreise weiter im Keller: In normalen Zeiten habe man für den Kubikmeter Fichtenholz im Schnitt 80 oder 90 Euro bekommen, nennt der Förster ein Beispiel, aktuell seien es nur 25 bis 30 Euro. Das Buchenholz sei vom Preisverfall weniger beeinflusst, hier koste der Kubikmeter im Durchschnitt rund 80 Euro. Allerdings variiere der Preis immer stark, je nach Qualität des Holzes.

„Wir sehnen uns mal wieder nach einer planmäßigen Bewirtschaftung und nicht nur den Schadereignissen hinterher zu laufen“, hofft Joachim Lauinger auf bessere Zeiten im Forst.

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