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Die Zahlen stimmen

Bürgerenergiegenossenschaft Ettlingen mit Gewinnsprung und Großprojekt

Unter Strom: Für die Bürgerenergiegenossenschaft Ettlingen steht ein Photovoltaik-Goßprojekt an der A5 an. Der Gewinn der BEG stieg zuletzt, doch es gibt auch Probleme.

Dach wird mit Photovoltaik-Modulen belegt
Frisch belegt ist die Dachfläche des Ettlinger Eichendorff-Gymnasiums mit Photovoltaik-Modulen. Ein neues Projekt der Bürgerenergiegenossenschaft Ettlingen. Die Anlage hat eine Leistung von 135 Kilowatt Peak. Foto: Sven Scherer (Archiv)

„Energiewende von der Basis her machen“, das ist laut Josef Offele Anspruch der Bürgerenergiegenossenschaft Ettlingen (BEG) seit der Gründung vor elf Jahren.

Der Aufsichtsratsvorsitzende, Mann der ersten Stunde und Ettlinger Alt-Oberbürgermeister, blickte ein letztes Mal auf die Jahresbilanz in Sachen Erzeugung regenerativer Energie der BEG, die beim Gewinn ordentlich zulegte. Doch habe man auch mit einigen Problemen zu kämpfen.

Josef Offele, Mann der ersten Stunde bei der BEG Ettlingen, tritt ab

Energie hat Offele noch, doch werde er jetzt 78 – mit Erreichen der Altersgrenze nach den Regularien der Genossenschaft scheidet er somit aus. Er bekleidete zehn Jahre die Position. Sein Nachfolger ist Bürgermeister Moritz Heidecker (parteilos). Beim Pressegespräch ging es um das abgeschlossene Geschäftsjahr 2022.

Mann steht lächelnd vor einem Gebüsch
Mann der ersten Stunde war Josef Offele bei der Bürgerenergiegenossenschaft. Der Aufsichtsratschef gibt sein Amt an Bürgermeister Moritz Heidecker ab. Foto: Eveline Walter / Stadt Ettlingen

Offele lobte nochmals die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den BEG-Partnern Stadtbau, Stadtwerke, Baugemeinschaft und dem sich auf Beratung beschränkenden Energieversorger EnBW.

Lob gab es für sein Engagement unter anderem vom Nachfolger. Er stehe im Hintergrund als Ratgeber bei Bedarf zur Verfügung, so Offele. Die BEG hat nach wie vor keinerlei hauptamtliche Mitarbeiter. „Vorstand- und Aufsichtsratsmitglieder bekommen null Vergütung“, verdeutlicht Offele.

Die Stromernte ist ganz erheblich angestiegen.
Steffen Neumeister
BEG-Vorstandsmitglied

Bei allem Idealismus sind natürlich gerade auch die Zahlen Gradmesser für den Erfolg der Bürgerenergiegenossenschaft. Bisher beschränkt sich die BEG auf Photovoltaik. Hier habe der sonnenreiche Sommer 2022 für eine in die Höhe schießende Stromernte gesorgt. „Die Stromernte ist ganz erheblich angestiegen“, so Vorstandsmitglied Steffen Neumeister.

Die Umsatzerlöse stiegen auf 152.519 Euro um rund 19 Prozent. Rund 1,4 Millionen Kilowattstunden wurden produziert, ein Plus von rund einem Drittel. Der Jahresüberschuss legte am Ende um stattliche knapp 80 Prozent zu auf 32.300 Euro. Für 2023 werden rund 36.000 Euro prognostiziert.

Dividende für Mitglieder soll schrittweise steigen

Die Dividende für die Mitglieder wolle die BEG Stück für Stück wieder nach oben fahren, nachdem zuletzt ein Prozent zu Buche stand. Fürs Jahr 2022 wurde in der Mitgliederversammlung eine Gewinnausschüttung von 1,25 Prozent beschlossen. Vor Corona waren es zwei Prozent. Die Mitgliederzahl stieg auf 396 (Vorjahr: 356).

Natürlich ist auch bei der Bürgerenergiegenossenschaft nicht alles eitel Sonnenschein. „Es gibt noch Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen“, so Steffen Neumeister. Dies betreffe Module, Wechselrichter und auch notwendige Fachfirmen. „Der Markt für Photovoltaik ist völlig überhitzt.“

Nicht alles ist in Ettlingen eitel Sonnenschein

Was den Ausbau natürlich verlangsame. Von den Kostensteigerungen ganz abgesehen. Überdies wollten durch die Diskussion um Heizungen Bürger teils ihre Dächer selbst mit Modulen belegen und Strom produzieren, wodurch BEG abbauen muss, wenn das Nutzungsrecht endet.

Drei neue Photovoltaik-Anlagen auf somit 34 kamen dennoch 2022 hinzu. In der Hohenwiesenstraße 55a, im Albgaubad und dem Neubauprojekt an der Rastatter Straße (Piazza Menfi).

Ein junges Photovoltaik-Projekt ist auch die Belegung der Dächer des von der Stadtbau Ettlingen errichteten Wohnbaukomplexes an der Rastatter Straße.
Ein junges Photovoltaik-Projekt ist auch die Belegung der Dächer des von der Stadtbau Ettlingen errichteten Wohnbaukomplexes an der Rastatter Straße. Foto: BEG Ettlingen

Fünf standen dann für 2023 auf dem Plan: Piazza Menfi 2, auf dem Eichendorff-Gymnasium, der Bürgerhalle Ettlingenweier, auf der Sporthalle der Wilhelm-Lorenz-Realschule sowie dem Kindergarten Vinzentius II.

Freiflächenanlage westlich von Ettlingen als großer Wurf

In diesem Jahr soll ein großer Wurf für die BEG Ettlingen in die Tat umgesetzt werden: die Freiflächenanlage im Hagbruch nahe der Autobahn. Man werde dadurch die Leistung der BEG „nahezu verdoppeln“.

Zwei Drittel der Anlage bei Ettlingen-Bruchhausen sollen von der interkommunalen Energie Bruchsal, Bretten, Ettlingen GmbH betrieben werden, etwa ein Drittel von der Bürgerenergiegenossenschaft. Der Bauantrag sei gestellt, so Scherer. Nach dem Genehmigungsverfahren wird mit einem Start im Sommer gerechnet.

Vier Megawatt peak soll die Anlage leisten können, davon werden rund 1,6 MWp der BEG gehören. Insgesamt rund 5.700 Module sollen zum Einsatz kommen. Die Investitionskosten für die BEG wurden zuletzt auf 1,2 bis 1,4 Millionen Euro geschätzt.

Neue Mitglieder für die BEG Ettlingen sind erwünscht

Die Energiegenossenschaft hat zwar eigenes Vermögen zur Verfügung, doch man strebe „die weitere finanzielle Beteiligung der Bürgerschaft an“, so Heidecker.

Sprich, für die Zukunft sind neue Mitglieder natürlich willkommen, die ab 100 Euro Anteile bei der Genossenschaft erwerben können. Die Beschränkung auf 1.000 Euro (zehn Anteile) soll aufgehoben werden. Es sollen wohl 200 möglich werden.

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