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Reaktion auf Ukraine-Krieg

Ettlingen sagt Feier mit der russischen Partnerstadt Gatschina ab

Die Reißleine zieht Ettlingen angesichts des Schreckens in der Ukraine: Es gibt keine Feier mit dem russischen Gatschina zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft. Was örtliche Organisationen mit Kontakten nach Russland sagen.

Polizeiorchester
Das Polizeimusikkorps Karlsruhe gibt jedes Jahr ein Benefizkonzert für die Aktionsgemeinschaft „Polizei hilft“ in Ettlingens Partnerstadt Gatschina. Foto: Polizei/Minet

Die Städtepartnerschaft von Ettlingen mit dem russischen Gatschina liegt vorerst auf Eis, zumindest was die offizielle Verbindung zwischen den Rathäusern betrifft. Eigentlich sollte das 30-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft in diesem Herbst gefeiert werden, aber die Vorbereitung dafür ist gestoppt.

„Angesichts des Krieges in der Ukraine ist es undenkbar, dass wir die Beziehungen zu politischen Vertretern fortsetzen, die alle parteimäßig installiert sind“, so Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) gegenüber dem Gemeinderat und unserer Redaktion.

Schon in einem Brief an die Rathausspitze in Gatschina hatte Arnold jüngst seine Betroffenheit über den russischen Einmarsch in der Ukraine zum Ausdruck gebracht und von einem „nicht tolerierbaren Verstoß gegen das Völkerrecht gesprochen“. Das Vorgehen Putins müsse auch von den russischen Partnern und Freunden missbilligt werden.

Jetzt wird statt mit Gatschina nur mit dem sizilianischen Menfi das 15-Jährige gefeiert, bei dem auch die anderen Ettlinger Partnerstädte von Löbau über Clevedon und Middelkerke bis Epernay zu Gast sein sollen.

Für die Freunde aus Sachsen, England und Belgien ist das Treffen in Ettlingen ein „Nachholtermin“, denn die Feierlichkeiten zum 30-Jährigen (Löbau), 40-Jährigen (Clevedon) und 50-Jährigen (Middelkerke) konnten 2020 pandemiebedingt nicht stattfinden (wir berichteten).

Während also auf offizieller Ebene in Sachen Russland-Partnerschaft zunächst mal Funkstille herrscht und die Entwicklung abgewartet wird, ist die Aktionsgemeinschaft „Polizei hilft“ für Gatschina weiter aktiv.

Die Macher, Sigrid Licht und Günter Cramer, berichten davon, dass es vor dem russischen Angriff auf die Ukraine noch gelungen sei, rund 12.000 Euro an Familien mit chronisch kranken oder behinderten Kindern zu überweisen. Was mit einer zweiten Tranche werde, die für die Zeit nach dem 30. Juni geplant sei, „wissen wir noch nicht“.

Unterstützung für bedürftige Familien in Gatschina

Die Aktionsgemeinschaft „Polizei hilft“ unterstützt seit vielen Jahren bedürftige Menschen in Gatschina, die sich Medikamente, Therapien, Rehageräte oder andere Hilfsmittel nicht leisten können. Immer am dritten Adventssonntag gibt es daher ein Benefizkonzert des Polizeimusikkorps Karlsruhe in Ettlingen für die Partnerstadt.

Cramer rechnet fest damit, „dass wir das 2022 nach zwei Jahren Corona-Pause wieder machen können“. Von Freunden aus Gatschina („die Kontakte sind seit Kriegsausbruch eingeschränkter“) wisse er, dass „sie entsetzt sind über Putins Vorgehen“ und dass sie einen Rückfall in „die Zustände der alten Sowjetunion fürchten“.

Auch Gerhard Feigenbutz, seit ein paar Monaten an der Spitze der Deutsch-Russischen Gesellschaft (DRG) Ettlingen, hat derzeit nur wenige Nachrichten von Ansprechpartnern in Gatschina.

Es ist Putins Krieg, kein Krieg der Russen.
Gerhard Feigenbutz, Deutsch-Russische Gesellschaft

Whatsapp habe bis vor ein paar Tagen noch funktioniert, auf E-Mails werde oft nicht mehr geantwortet. „Es ist Putins Krieg, kein Krieg der Russen“, erklärt Feigenbutz. Und weiter: „Wir haben nicht geglaubt, dass er über die Ukraine herfallen wird. Da haben wir uns getäuscht.“

Die DRG arbeite weiter an der Völkerverständigung. Sie habe auf ein „russisches Jahr“ in Ettlingen gehofft, mit einem kulturellen Programm, Lesungen und Musik. Das sei jetzt genauso hinfällig wie der Austausch von Schülern oder Praktikanten.

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