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Lesung im Thalia Ettlingen

Für Autorin Alena Schröder ist Ettlingen Höhepunkt ihrer Lesereise

Schweigen und Außenseiter stehen im Mittelpunkt des zweiten Romans von Alena Schröder. Bei ihrer Lesung in Ettlingen verrät die Autorin, welche Figuren ihr besonders am Herzen liegen.

Autorin Alena Schröder beim Signieren von Büchern in Ettlingen.
Autorin Alena Schröder nutzt die Lesung, um Bücher zu signieren, hier von Victoria Schön, Zoe Donath und Tina Matheis (von links). Foto: Eva Läufer-Klingler

Wie lange dauert es in Ettlingen, bevor man als Fremder akzeptiert wird? Das fragt Alena Schröder in das Publikum, das zur gut besuchten Lesung in der Thalia Buchhandlung gekommen ist.

Die überraschten Zuhörer überlegen. Alena Schröder hat einen guten Grund für diese Frage. Denn Evelyn, eine ihrer Protagonistinnen aus dem hochgelobten Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ wird als zugereiste Außenseiterin nie wirklich heimisch in dem schwäbischen Ort Illdingen.

Auch ihre Tochter Silvia tut sich später schwer und drückt sich alleine auf dem Schulhof herum. Situationen, die jede und jeder kennt, und die deshalb vom Publikum mit wissendem Nicken aufgenommen wurden.

Roman spielt auf verschiedenen Zeitebenen

Die 44-jährige, in Berlin lebende Autorin Alena Schröder ist von Haus aus Journalistin. Sie hat unter anderem für Brigitte und Brigitte Woman sowie die ZEIT geschrieben. „Doch die Existenz als Freie Journalistin wird immer schwerer“, erzählt sie im Vorgespräch. „Deshalb habe ich mit etwas Neuem angefangen.“

Ich habe aber festgestellt, dass ich noch nicht alles über die Figuren gesagt habe.
Alena Schröder
Autorin

Mit Erfolg. Ihr Debütroman mit dem rekordverdächtig langen Titel „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ wurde auf Anhieb ein Erfolg. „Ich habe aber festgestellt, dass ich noch nicht alles über die Figuren darin gesagt habe“, gibt Schröder zu. Deshalb habe sie die Geschichte der Frauen und einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung weitererzählt.

Das neue Buch spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1989, als Silvia mit ihrem Baby aus Berlin aufbricht in die alte Heimat, um den abgerissenen Kontakt mit ihrer Mutter Evelyn wieder aufzunehmen. Doch die Begrüßung bleibt kühl, das Verhältnis sperrig.

Überzeugend schildert Schröder das Innenleben der Frauen, die alle versuchen, mit ihrem Leben und dem Schweigen zurechtzukommen. Das tut auch Betty, ihre „heimliche“ Lieblingsfigur, wie die Autorin gesteht. Betty, Evelyns Schwägerin, passt sich nur äußerlich dem spießigen Leben in Illdingen an, fährt einen knallfarbenen BMW, raucht und ist weder Ehefrau noch Mutter.

Sehr deutlich wird in der anderen Zeitebene – den 50er- und 60er-Jahren – der Muff, der sich wie Mehltau über das Wirtschaftswunderland legt. Vielleicht ein Symbol ist der Spatz, der von seiner Mutter aus dem Nest gestoßen wird. Er verendet, weil Ärztin Evelyn, die vom Fenster zuschaut, ihm nicht helfen kann.

Autorin Alena Schröder bekennt sich zu schwäbischen Wurzeln

Schröder, die mit ihren Romanen in erster Linie gut unterhalten will, liest gekonnt und humorvoll vor. Ettlingen sei eine sehr schöne Stadt und „der Höhepunkt ihrer Lesereise.“

Zudem bekannte sich die sympathische Autorin zu ihren schwäbischen Wurzeln mütterlicherseits. Trotzdem habe sie eine Freundin gebeten, das Buch zu „schwabifizieren“, sprich die Mundartwendungen zu überprüfen.

Dennoch sei ihr ein Fehler unterlaufen, indem sie anstatt Wurstsalat „Fleischsalat“ geschrieben habe. Da habe es gleich nach Erscheinen die ersten Leserbriefe gegeben, schmunzelt Alena Schröder.

Service

Alena Schröder, „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ 336 Seiten, dtv 1. Auflage, ISBN 978-3-423-28339-7

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