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Zeichen für Menschlichkeit

Jüdische Bürger im Gartenhaus versteckt: Stadt Ettlingen setzt Denkmal für Otto Hörner

Sieben jüdische Bürger hat der Ettlinger Otto Hörner in der Zeit des Nationalsozialismus in seiner Gartenhütte versteckt. Ein Denkmal erinnert nun daran.

Die Skulptur zum Gedenken an Otto Hörner wurde am Mittwoch von Künstlerin Madeleine Dietz und OB Johannes Arnold enthüllt.
Die Skulptur zum Gedenken an Otto Hörner wurde am Mittwoch von Künstlerin Madeleine Dietz und Oberbürgermeister Johannes Arnold enthüllt. Foto: Ulrich Krawutschke

„Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ steht im Talmud geschrieben, eine der wichtigsten Schriften des Judentums.

So ein Retter war Otto Hörner, dem die Stadt Ettlingen nun ein Denkmal dafür gesetzt hat, dass er ab 1942 sieben jüdische Bürger in seinem Gartenhaus im Ettlinger Gewann „Im Settig“ vor den Nationalsozialisten gerettet hat.

Bislang erinnerten in Ettlingen nur ein Weg und eine Tafel an Hörner

Am Mittwoch wurde das Denkmal beim Friedhof, direkt am Otto-Hörner-Weg (dem früheren Settig-Weg), von Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) und der Landauer Künstlerin Madeleine Dietz enthüllt. Bisher erinnerten nur der nach ihm benannte Weg und eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer an Otto Hörner.

Die neue Skulptur symbolisiert, so Madeleine Dietz, „ein offenes Haus als Schutzraum, es ist eine Erinnerung an das Gartenhaus Hörners“. Erinnerungen seien nie vollständig, müssten wie ein Puzzle zusammengesetzt werden und sollten gegen das Vergessen wirken.

Der Betrachter muss sich mit dem Denkmal befassen.
Madeleine Dietz, Künstlerin

Dazu hat sie in die Skulpturenteile aus Cortenstahl, die aber durchaus als Ganzes wirken, Begriffe wie Mut, Zivilcourage, Menschenwürde, Beherztheit und Schutz eingelasert. Aber nicht vollständig, denn die hinteren Buchstaben fehlen und müssen vom Betrachter hinzugefügt werden. „Er muss sich also mit dem Denkmal befassen“, erklärt die Künstlerin.

Oberbürgermeister Arnold und Museumsleiterin Daniela Maier zeichneten die Lebensgeschichte des am 20. Januar 1945 in eben dem Gartenhaus gestorbenen Karlsruher Schlossers und Kioskbesitzers Otto Hörner nach, dem schon 2002 in der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein Denkmal und der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ gewidmet worden war.

Arnold würdigte „alle mit großem Herzblut Beteiligten“ an der Entstehung, vom Gemeinderat über städtische Mitarbeiter bis hin zur Künstlerin Madeleine Dietz. Die Spender, die nicht genannt werden wollten, brachten 20.000 der aufgewendeten 35.000 Euro auf.

Arnold betonte, dass nicht Otto Hörner allein so segensreich für die jüdischen Bürger wirkte, sondern mit seiner Schwägerin Luise Krause und deren Mann Max zwei wichtige Helfer hatte, die die Versteckten mit Lebensmitteln versorgten. Auch für sie stehe das Denkmal.

„Gleich nachdem ich im Mai 2022 angefragt worden war, stand die Idee des mehrteiligen offenen Hauses fest“, erklärte Madeleine Dietz im Gespräch mit dieser Redaktion. Drei Entwürfe hatte sie vorgelegt, einer wurde nun umgesetzt. Fertig war er schon im Spätsommer 2022. Bis er nun aufgestellt werden konnte, musste erst noch die Fläche beim Friedhofsparkplatz so umgestaltet werden, dass sie dem Denkmal gerecht wird.

Eine kleine Gruppe in Ettlingen leistete Widerstand

Nach der Befreiung 1945 von den Nazis durch die Alliierten habe es, so Arnold, fünf Gruppen an Bürgern gegeben, die zwischen Be- und Entlasteten eingestuft waren. Aber es gab auch eine sechste kleine Gruppe, die risikoreich Widerstand geleistet und Schutz gegeben hatte. Zu dieser gehörten Otto Hörner und die Eheleute Krause.

Wer als Friedhofsbesucher und Unwissender vor dem Denkmal steht, wird durch eine Infotafel über die Hintergründe der Skulptur – „ein Mahnmal für künftige Generationen“, so der Oberbürgermeister – informiert und kann mehr Informationen per QR-Code abrufen.

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