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Verkaufsoffene Sonntage

Karlsbad und Malsch: Coronavirus trübt die Shopping-Stimmung

Für Einzelhändler ist es der umsatzstärkste Tag im Jahr - dieses Jahr müssen die verkaufsoffenen Sonntage in Malsch und in Karlsbad wegen des Coronavirus aber ausfallen. Auch andere Veranstaltungen in Ettlingen und dem Umkreis wurden abgesagt.

Bummeln beim verkaufsoffenen Sonntag: Dieses Jahr wird das in Malsch und Karlsbad zumindest im Frühjahr nicht möglich sein.
Bummeln beim verkaufsoffenen Sonntag: Dieses Jahr wird das in Malsch und Karlsbad zumindest im Frühjahr nicht möglich sein. Foto: Gustl Weber

Drei Tage im Jahr sind für die meisten Einzelhändler in Baden-Württemberg wichtiger als Weihnachten oder Ostern: die verkaufsoffenen Sonntage, die laut Landesgesetz an höchstens drei Sonn- oder Feiertagen im Jahr anlässlich von Festen, Märkten oder ähnlichen Veranstaltungen möglich sind.

Die umsatzstarken Tage stellen ein wichtiges Gegengewicht zur wachsenden Konkurrenz durch den Online-Handel dar. In diesem Jahr macht das Coronavirus den Händlern einen Strich durch die Rechnung: Die Veranstaltungen, die in Malsch und Karlsbad für diesen Sonntag geplant waren, wurden abgeblasen. Zu hoch sei die Infektionsgefahr.

Stellen Sie sich vor, wir halten die Veranstaltung ab und es passiert etwas.
Da hätte man einfach Gewissensbisse.Klaus Steigerwald, Vorsitzender der Karlsbader Selbstständigen

„5.000 bis 6.000 Menschen kommen jedes Jahr zum verkaufsoffenen Sonntag“, berichtet der Vorsitzende der Karlsbader Selbstständigen, Klaus Steigerwald. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte kürzlich empfohlen, Events mit über 1.000 Menschen abzusagen – die endgültige Entscheidung liegt bei den örtlichen Behörden. Nach einem langen Gespräch mit dem Karlsbader Bürgermeister Jens Timm habe man sich für die Absage entschieden, erzählt Steigerwald, der die Selbstständigen in Karlsbad seit 30 Jahren vertritt.

„Stellen Sie sich vor, wir halten die Veranstaltung ab und es passiert etwas. Da hätte man einfach Gewissensbisse“, so der 77-Jährige. Auf die rund 30 Geschäfte, die sich für die Veranstaltung angemeldet hatten, kämen nun Umsatzeinbußen zu. Genauso auf die Vereine, die sich etwa durch den Verkauf von Bratwürsten am Straßenrand etwas dazu verdient hätten. Auch der für den 19. März geplante Märzenmarkt in Karlsbad fällt aus. Aber: „Es ist nicht so, dass die Welt zusammenbricht“, sagt Steigerwald.

Malsch lenkt auf den letzten Metern noch ein

In Malsch war man noch bis Mittwochnachmittag optimistisch, die Läden am Sonntag öffnen zu können. Am Vormittag hatte Wolfgang Elsässer von der Interessengemeinschaft (IG) Malsch noch erklärt: „Da es eine Veranstaltung mit weniger als 1.000 Teilnehmern ist und sie auch im Freien stattfindet, haben wir uns dafür entschieden, sie stattfinden zu lassen.“

Die Verantwortlichen
sahen keine andere Wahl.Heribert Reiter, Hauptamtsleiter in Malsch

Am Nachmittag dann aber der Paradigmenwechsel: Aufgrund neuer Risikobewertungen durch das Landrats-/Gesundheitsamt Karlsruhe werden der verkaufsoffene Sonntag und der Frühjahrsmarkt, der parallel stattfinden sollte, doch abgesagt. „Nach Abwägung und nach Beratung auch mit dem Vorsitzenden der IG Malsch fiel die Entscheidung nicht leicht“, erklärt der Malscher Hauptamtsleiter Heribert Reiter in einer Pressemitteilung. „Die Verantwortlichen sahen aber keine andere Wahl.“

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15 Geschäfte und 75 Aussteller wollen mitmachen

IG-Chef Wolfgang Elsässer hatte aufgrund der Sorge vor dem Coronavirus in diesem Jahr ohnehin mit weniger Besuchern beim verkaufsoffenen Sonntag gerechnet. 15 Geschäfte sollten in diesem Jahr an der Veranstaltung teilnehmen, das sind zwei weniger als 2019. Ein Uhrenoptiker und ein Schuhgeschäft sind abgesprungen. Parallel sollten rund 75 Aussteller auf dem Frühjahrsmarkt Spiel und Spaß für Kinder sowie Kulinarisches anbieten.

Verkaufsoffene Sonntage als Ausgleich zur Online-Konkurrenz

Das Erlebnis sei es, was den verkaufsoffenen Sonntag ausmacht, sagt Elsässer. „Das ist eine Veranstaltung, die das Internet nicht bieten kann“, spricht er die Konkurrenz durch den Online-Handel an. Vor allem bei Familien sei das Event beliebt. Generell verzeichne der stationäre Einzelhandel jährlich Einbußen im zweistelligen Bereich, während der Online-Handel jedes Jahr zweistellig im Umsatz zulege. Die verkaufsoffenen Sonntage in Malsch, bei denen die Nachfrage über die Jahre konstant geblieben sei, stellten dazu einen guten Ausgleich dar.

Bad Herrenalb sagt städtischen Veranstaltungen im März und April ab

Auch in anderen Gemeinden im Umkreis von Ettlingen wurden aus Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus Veranstaltungen abgesagt. Die Stadt Bad Herrenalb für die Monate März und April alle städtischen Veranstaltungen abgesagt. Für die in diesem Zeitraum angesetzten Konzerte werden aktuell Ausweichtermine gesucht, die rechtzeitig bekanntgegeben werden, so die Mitteilung der Pressestelle der Kurstadt. Bereits gekaufte Konzertkarten behalten ihre Gültigkeit.

Von der Absage ausgenommen sind geführte Wanderungen und Touren, die in der freien Natur stattfinden. Zugleich spricht die Stadtverwaltung an die Vereine und Gastronomiebetriebe die dringende Empfehlung aus, ebenfalls alle Veranstaltungen wie Feste, Konzerte, Jahreshauptversammlungen und Trainingseinheiten in geschlossenen Räumen abzusagen oder zu verschieben, bis sich die Situation entspannt hat. Bürgermeister Klaus Hoffmann spricht sogar davon, dass in der Kurstadt Veranstaltung mit mehr als 50 Menschen abgesagt werden, wenn es sich um die Personengruppe der über 60-Jährigen handele.

Keine Konzerte in Waldbronn

„Die Gemeinde Waldbronn kommt ihrer Vorsorgepflicht nach und sagt alle Veranstaltungen in den kommunalen Räumlichkeiten präventiv bis 5. April ab“, erklärte Bürgermeister Franz Masino. Alle Großveranstaltungen sind bis Anfang April verboten. Die Gemeindeverwaltung folge damit den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, wonach Veranstaltungen aufgrund ihrer besonderen Risiken für die Bevölkerung einzuschätzen und zu bewerten sind. Dies gelte insbesondere für Veranstaltungen in Innenräumen.

Ebenso verhält es sich mit den anderen in kommunalen Räumlichkeiten stattfindenden Veranstaltungen. Die Gemeindeverwaltung rät besonders älteren Menschen und Personen mit gesundheitlichen Vorerkrankungen sorgfältig abzuwägen, an welchen öffentlichen Veranstaltungen sie teilnehmen. Die Blutspendenaktion des Deutschen Roten Kreuzes kann aufgrund anderer Voraussetzungen stattfinden.

Die Gemeinde Waldbronn selbst sagt folgende Veranstaltungen im Kurhaus ab: Am 26. März das SNW-Forum „Erben und Vererben auch unter steuerlichen Aspekten“, 28. März das Frühjahrskonzert des Harmonika-Ring Busenbach, am 4. April das Jubiläumskonzert 100 Jahre Musikverein Busenbach.

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Kein Frühjahrsempfang in Marxzell

In Marxzell ist die Hauptversammlung der Feuerwehr am Freitag, 13. März, abgesagt. Wie bereits berichtet, gilt das Gleiche für den geplanten Frühjahrsempfang der Gemeinde der am Samstagnachmittag sein sollte.

Malsch sagt Ehrungsabend und Venrissage ab

Ebenfalls verschoben ist der Ehrungsabend in der Gemeinde Malsch am 27. März. Die Vernissage des Kunstkreises Malsch am Freitag im Rathaus findet nicht statt. „Es gibt keine generelle Handlungsanweisung“, sagt Hauptamtsleiter Heribert Reiter. Die Verwaltung suche aber das Gespräch mit den Vereinen. Bereits abgesagt ist die am 21. März geplante Feuerwehrversammlung.

Kein Kabarett in Rheinstetten

„Veranstaltungen, die an der frischen Luft sind und wo die Zahl der Menschen überschaubar sind, sehe man es nicht so kritisch, meinte OB Sebastian Schrempp zur Situation in Rheinstetten. Aus Sicht der Stadtverwaltung geht es darum, die jeweiligen Veranstaltungen genau zu bewerten. Vereinen sei nicht zu viel auferlegt, wenn sie prüften, was für oder eine Absage einer Veranstaltung in den kommenden Tagen beziehungsweise Wochen spreche.

Den ersten Rückzieher machte am Mittwoch die KiR-Bühne in Rheinstetten. Der Kabarettabend mit Stephan Bauer am Freitag ist abgesagt, „Nach intensiven Beratungen der KiR-Verantwortlichen mit der Stadtverwaltung Rheinstetten und der Agentur des Künstler haben wir aufgrund der Risikobeurteilung abgesagt“, sagt Organisator Helmut Gerstner. Der Hintergrund der Absage sei, dass der Teilnehmerkreis zum großen Teil schon das 60. Lebensjahr überschritten habe und es darüber hinaus im Orga-Team nicht wenige Grippekranke gebe. Es gebe einen Ersatztermin und die Karten behielten ihre Gültigkeit.

OB Schrempp ärgerte sich darüber, dass die am Montag angekündigte Verfügung des Stuttgarter Gesundheitsministeriums in Sachen Großveranstaltungen am Mittwochmorgen noch nicht auf dem Tisch lag. Tenor: „Wir arbeiten aber dennoch so, als läge sie schon vor.“ Der Praktiker vor Ort frage sich allerdings, warum das Kabinett in Stuttgart solange für eine Verfügung brauche. Abgesagt ist auch die Putzete der Stadt Rheinstetten am Samstag. Schrempp: „Die ist leicht zu verschieben. Den Müll können wir auch noch in sechs Wochen holen.“

Am Dienstagabend kursierte in Rheinstetten auch das Gerücht, es gebe in der Stadt den ersten Corona-Fall. Das bestätigte sich nicht, weil der vor positiv Getestete in Karlsruhe wohnt und vor Jahren lediglich vergessen hatte, beim Umzug seinen Wohnsitz abzumelden.

Ettlinger Bürgermeister lobt Zusammenarbeit mit Landkreis

In Ettlingen legte Bürgermeister Moritz Heidecker der Lyra Schöllbronn nahe, das Jubiläumskonzert an Sonntagen der Stadthalle abzusagen. Marco Maisch, Vorsitzender der Lyra: „Dies Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen.“ Moritz Heidecker lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis und dem Gesundheitsamt in Sachen Vorkehrungen gegen den Corona-Virus. Er verhehlt ähnlich wie Schrempp nicht seine Enttäuschung darüber, dass Baden-Württemberg nicht in der Lage ist, schneller die Verfügung zu verschicken.

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