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Wildtiere im Wohngebiet

In Karlsbad sollen künftig Stadtjäger zum Einsatz kommen – was das konkret bedeutet

Geschossen wird innerorts in Karlsbad künftig zwar nicht, Stadtjäger sollen aber dennoch eingesetzt werden. Was deren Aufgabe ist und wer sie bezahlt.

Ein ausgewachsener Fuchs steht auf der Straße in einer Großstadt.
Wildtiere drängen immer häufiger in Wohngebiete – hier ein Symbolbild. In Karlsbad sollen deshalb Stadtjäger zum Einsatz kommen. Foto: Jörg Carstensen

Immer häufiger drängen Wildtiere wie Füchse oder Wildschweine in besiedelte Gebiete, was Bürger mitunter vor große Probleme stellt. In Karlsbad sollen deshalb künftig Stadtjäger eingesetzt werden. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.

Vor einem Kugelhagel im Wohngebiet müssen sich die Einwohner allerdings nicht fürchten. „Es wird nicht geschossen im Stadtgebiet“, betonte Rechnungsamtsleiterin Petra Goldschmidt. Vielmehr gehe es etwa darum, Lebendfallen aufzustellen – zum Beispiel bei einem Marderbefall.

Nötig wurde die Festlegung auf Stadtjäger aufgrund des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG). Demnach ist es Jagdpächtern zwar gestattet, in Wohngebieten auf die Jagd nach Wildtieren zu gehen – zur Abwehr von Gefahren für die Öffentlichkeit sowie zum Schutz vor Seuchen.

Auftraggeber müssen Einsatz des Stadtjägers selbst bezahlen

Allerdings sind die bürokratischen Hürden enorm hoch. Es braucht eine besondere Erlaubnis der Jagdbehörde, zudem dürfen nur bestimmte Wildtiere unter bestimmten Bedingungen auf bestimmte Zeit gejagt werden. Kurzum: rechtlich ein „riesiger Graubereich“, so Goldschmidt.

Mit einer Erneuerung des Gesetzes soll die Jagd in sogenannten befriedeten Gebieten, also in Stadtgebieten, nun vereinfacht werden – eben durch Stadtjäger. Diese müssen neben dem Jagdschein auch eine spezielle Ausbildung vorweisen.

In Karlsbad sollen dem Gemeinderatsbeschluss zufolge Stadtjäger dauerhaft oder anlassbezogen zum Einsatz kommen dürfen. Über den Einsatz – auch das ist Teil des Beschlusses – entscheidet jeweils Bürgermeister Björn Kornmüller (FDP). Die Kosten übernimmt immer der jeweilige Auftraggeber, also etwa die Privatperson, in deren Garten sich ein Wildtier verirrt hat.

Grundsätzlich geht es um sämtliche Wildtiere in Karlsbad

Sofern sie von der Jagdbehörde anerkannt sind und die nötige Qualifikation haben, möchte die Verwaltung bevorzugt Jagdpächter der Gemeinde zu Stadtjägern bestellen.

Nötigenfalls sollen weitere Stadtjäger gefunden werden, aus Kostengründen in Ortsnähe zu Karlsbad. Tätig werden diese auf eigene Rechnung, nicht im Ehrenamt oder als Bedienstete der Gemeinde.

Um welche Tiere es sich in Karlsbad genau handelt und wo die Stadtjäger zum Einsatz kommen sollten, wollte Simone Rausch (Grüne) wissen. Grundsätzlich gehe es um alle Wildtiere, erklärte Goldschmidt. Bei einem Feuerwehrhaus sei es etwa schon mal ein Marder gewesen, nannte sie ein Beispiel.

Hier wird wieder eine bürokratische Sau durchs Dorf getrieben.
Roland Rädle
CDU-Gemeinderat

Die Anforderung eines Stadtjägers erfolge eben nach Bedarf. „Wenn wir akut einen Fall hätten, könnten wir nicht reagieren“, verwies Goldschmidt noch einmal auf die momentane Gesetzeslage. Deshalb sei der Einsatz von Stadtjägern hier ein Fortschritt.

Roland Rädle (CDU) stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zwar zu, bemerkte aber: „Hier wird wieder eine bürokratische Sau durchs Dorf getrieben.“ Er verstehe nicht, warum es zig Seiten Gesetzestext brauche, um ein praktisches Problem zu lösen.

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