Mehr als 500 Schlaganfallpatienten werden jährlich am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach behandelt. 2002 wurde die Schlaganfall-Station eröffnet.
Heute ist sie eine von mehr als 130 zertifizierten überregionalen Stroke Units in Deutschland.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten
Neurologen arbeiten auf der Stroke Unit Seite an Seite mit Ärzten der Radiologie, der Gefäßchirurgie, der Kardiologie und der Neurochirurgie. Auch Logopädinnen sind auf der Station eingesetzt.
Eine von ihnen ist die 27-jährige Sarah Brodbeck. Anlässlich des Welt-Schlaganfalltags am 29. Oktober berichtet sie von ihrem Alltag.
Was macht eine Logopädin auf einer Schlaganfallstation im Krankenhaus?
Sarah BrodbeckEinerseits sind wir für die Diagnostik zuständig, das heißt, wir untersuchen gleich zu Beginn, ob der Patient Kommunikations- oder Schluckstörungen hat. Das ist bei mehr als der Hälfte der Betroffenen der Fall. Für die Erstellung der Diagnose von Schluckstörungen gibt es unterschiedliche Methoden: die klinische Schluckuntersuchung, die endoskopische (FEES) und die Röntgenuntersuchung (VFS). Eine Schluckstörung sollte möglichst früh erkannt werden, um Kostanpassungen vorzunehmen und so Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Mangelernährung zu vermeiden. Abgesehen von der Diagnose sind wir für die Erstellung eines Therapieplans zuständig und für die Beratung von Angehörigen. Dabei geht es etwa um die Anwendung von Hilfsmitteln und spezielle Schlucktechniken. Wir arbeiten auch interdisziplinär mit Ärzten, Pflegern, Physio- und Ergotherapeuten.
Mit welchen Patienten haben Sie auf der Stroke Unit zu tun?
Sarah BrodbeckPrinzipiell sind vom Schlaganfall mehr Männer als Frauen betroffen. Das Durchschnittsalter auf der Schlaganfallstation liegt bei circa 72 Jahren. Es gibt aber auch jüngere Betroffene, die 20 oder 30 Jahre alt sind. Schlaganfälle können ja sogar bei Babys auftreten. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Risiko steigt, je mehr Vorerkrankungen jemand hat.
Wie gelingt es, dass die Betroffenen die Fähigkeiten wieder erlangen, die sie durch den Schlaganfall verloren haben?
Sarah BrodbeckBei Schluckstörungen gibt es bestimmte Hilfsmittel und Techniken, die man den Patienten vermitteln kann. Bei den Kommunikationsstörungen muss man unterscheiden zwischen der Beeinträchtigung der Sprechmuskulatur, also Störungen in der Artikulation und Stimme, und den sprachlichen Fähigkeiten, bei denen es zum Beispiel um Wortfindung und Leseverständnis geht. Hier arbeiten wir auch mit Bildmaterial, Computerprogramme sind ebenfalls eine Hilfe. Wie erfolgreich die Therapie ist und wie lange sie dauert, hängt auch von der Schwere des Schlaganfalls ab. Die Stroke Unit ist eine Akutstation, wo die Menschen nur einige Tage bleiben. Hier geht es primär um die Diagnose und erste Schritte der Therapie. In einer weiterführenden neurologischen Reha steht die Therapie dann im Vordergrund und es können auch weitere längerfristige Erfolge festgestellt werden.
Was unterscheidet die Logopäden-Tätigkeit im Krankenhaus von der in einer Praxis?
Sarah BrodbeckIn einer Praxis ist das Spektrum einfach breiter, man hat mit vielen unterschiedlichen Patienten zu tun. Die Arbeit auf der Schlaganfallstation ist herausfordernder und medizinischer, das mag ich. Und Neurologie hat mich im Logopädiestudium schon immer interessiert, von daher war recht schnell klar, dass ich im Krankenhaus arbeiten will.