
Die Bilder nach dem Attentat auf Innenminister Wolfgang Schäuble am 12. Oktober 1990 sind in Erinnerung geblieben. Ein Schicksalstag für den CDU-Politiker, der am Freitag dort zu einer Feierstunde zum Klinik-Jubiläum zu Besuch war, wo er einst eingeliefert wurde: im damaligen Reha-Krankenhaus und heutigen SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach.
Wolfgang Schäuble nach dem Attentat neben Jürgen Harms
Und er traf den Arzt wieder, der ihn behandelte, nachdem ein psychisch Kranker in Oppenau drei Schüsse auf ihn abgefeuert hatte – den Wirbelsäulenchirurgen Professor Jürgen Harms.
Zeitgeschichte sind die Bilder, wie Schäuble im blauen Trainingsanzug im Rollstuhl neben Harms die erste Pressekonferenz gab.

50 Jahre SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach war das Festmotto, und viele Freunde des Hauses, aber auch zahlreiche aktuelle und frühere Mitarbeiter waren vor Ort, die Klinik-Geschäftsführer Jörg Schwarzer zuerst begrüßte. „Ohne euch hätten wir heute genau nichts zu feiern.“
Es ist ein Festakt der anderen Art.Martin Wacker
Moderator
„Ein Festakt der anderen Art“, erklärte Moderator Martin Wacker. Statt Festreden stand eine Talk-Runde zum Thema „Selbstbestimmt leben“ im Mittelpunkt.
„Es gibt Herausforderungen, für die es keine Blaupause gibt“, betonte SRH-Vorstandsvorsitzender Christof Hettich.

Die Leitende Oberärztin der Karlsbader Intensivmedizin, Stefanie Bientzle, berichtete vom Umgang mit Menschen, die eben nicht selbstbestimmt leben können und betonte das Kümmern. „Ich behaupte, dass wir die Zeit haben.“
Der angereiste Social Media Influencer und gelernte Pfleger Metin Dogru berichtete vom Berufsalltag als Honorar-Pflegekraft. „Wir sind einfach viel zu wenige. Es ist eine Überforderung.“ Da komme die Selbstbestimmung der Betreuten oft zu kurz.
Wie Schäuble ein Vollblut-Politiker ist, ist es Harms als Arzt: „Ich wollte die Klinik herausbringen.“ Am ersten Arbeitstag in Karlsbad sei der Schnee hüfthoch gelegen. „Wenn wir es diesen Berg hoch schaffen, dann schaffen wir auch die Klinik“, habe er zu einem Kollegen im Auto gesagt.
Über 30 Jahre wirkte er dann äußerst erfolgreich bis 2011. „Es war eine große Freude.“ Heute 79-jährig, ist der Chirurg von Weltruf noch immer tätig, an der Ethianum Klinik Heidelberg.

Extrembergsteigerin Helga Hengge schlug Brücken. „Der Berg ist eine schöne Metapher.“ Am Berg wie im Leben sei es „der falsche Weg, in Selbstmitleid zu versinken“.

Das galt damals auch für Wolfgang Schäuble. Doch ein guter Patient sei er nicht gewesen, habe sich zu früh wieder in die Politik gestürzt. „Ich wollte nicht hören.“ Heute rät er Betroffenen: „Macht erst mal ordentlich Reha.“
Später erst sei etwa ein Rollstuhltraining angegangen worden. Persönlich habe er sich in Krankenhäusern immer wohlgefühlt. „Man fühlt sich irgendwie geborgen.“