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Brisante Komödie

Schlossfestspiele Ettlingen: 16 Schauspielerinnen sprechen für „Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet“ vor

Zum Casting für die weibliche Hauptrolle der „Maria Tura“ in der Komödie „Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet“ wird es spannend. Das brisante Stück wird bei den Schlossfestspielen Ettlingen aufgeführt.

Brisantes Thema in eine Komödie verpackt: Lena Müller spricht beim Casting für die Rolle der Maria Tura in „Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet!“ vor.
Brisantes Thema in eine Komödie verpackt: Lena Müller (rechts) spricht beim Casting für die Rolle der Maria Tura in „Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet!“ vor. Foto: Thomas Zimmer

„Nimm dir die Zeit, die du brauchst“, sagt Schlossfestspiele-Intendantin Solvejg Bauer zu der Schauspielerin Véronique Weber, die gerade im Musensaal des Schlosses angekommen ist. Sie ist eine von 60 Bewerberinnen für die Rolle der Maria Tura in der Komödie Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet“, die Bauer inszeniert. 60 Bewerberinnen haben sich gemeldet, 20 wurden zum Vorsprechen eingeladen, 16 sind gekommen.

Für die Rolle muss die Schauspielerin viel mitbringen. 
Solvejg Bauer
Schlossfestspiele-Intendantin 

Die Atmosphäre wirkt entspannt. Nach etwas Small Talk über die Oscar-Verleihung geht es zur Sache. Véronique Weber spielt einen hitzigen Dialog zwischen Maria Tura und ihrem selbstverliebten Mann Joseph, den Hauptpersonen der Komödie.

Schlossfestspiele-Intendantin will von den Bewerberinnen verschiedene Facetten sehen

Solvejg Bauer will verschiedene Variante von den Bewerberinnen sehen: „Kannst Du mal weniger auf Konfrontationskurs gehen? Oder ihn mal richtig in die Pfanne hauen, aber mit Spaß“. „Spiel mal so, dass man mitkriegt, dass da noch ein bisschen Leidenschaft ist“, schlägt sie der Bewerberin Lena Müller vor.

„Mir ist wirklich wichtig, dass jeder und jede sich umfassend präsentieren kann“, sagt Solvejg Bauer. Dazu gehören neben der Dialogszene ein Monolog und ein Song – genug Möglichkeiten für die Schauspielerinnen, verschiedene Facetten ihres Spiels zu zeigen.

„Für die Rolle muss die Schauspielerin viel mitbringen. Es ist eine Figur, die es durch großen Scharfsinn und eine Wahnsinns-Kreativität es immer wieder schafft, die Situation zu drehen. Das Verrückte ist ja, dass sie immer wieder in ganz bedrohliche Situationen mit den Nazis kommt, denen sie durch ihre Findigkeit entkommen kann“.

Ich finde so toll an dem Stück, dass es eine Art und Weise findet, dem Thema mit Humor zu begegnen.
Solvejg Bauer
Schlossfestspiele-Intendantin 

„Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet“ ist eine Komödie von Nick Whitby nach dem Film von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1939. „Ich habe mich stark am Film orientiert und manche Gags daraus noch mit reingenommen“, sagt Solvejg Bauer über ihre Inszenierung.

Worum geht es? 1939, an einem polnischen Theater wird gerade für eine Farce geprobt, die die Nazis aufs Korn nimmt. Aus Angst verbietet die Regierung die Premiere. Ab sofort wird Hamlet geprobt – mit dem Hauptdarsteller Joseph Tura. Als die Deutschen einmarschieren, muss das Theater schließen. Als es aber darum geht, einen Nazi-Spion zu entlarven, finden die Schauspieler wieder zusammen. Der Spion soll in eine Falle gelockt werden.

Mit dem Bühnenbild und den Kostümen des verbotenen Stückes wird das Theater zum Gestapo-Hauptquartier, das Schauspielensemble zu den deutschen Besatzern. Es beginnt ein wirkliches Spiel und Sein oder Nichtsein.

„Das Stück ist in Theaterkreisen sehr bekannt“, erklärt Solvejg Bauer. „Allerdings scheuen sich viele, es zu spielen, weil eine Nazi-Komödie nicht unbedingt unheikel ist. Ich finde so toll an dem Stück, dass es eine Art und Weise findet, dem Thema mit Humor zu begegnen. Wenn dadurch ein Publikum für das Thema öffnet, kann man auch ganz anders mit Inhalten kommen“.

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