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„Ganz neue Altersgruppe“

Schlossfestspiele in Ettlingen: 80 Jugendliche bewerben sich für eine Rolle im Theaterstück

Die diesjährigen Schlossfestspiele in Ettlingen bringen „Aladin“ auf die Bühne. Regisseur Bastian Thurner ermuntert zur Improvisation.

Jugendliche Schauspielerinnen und Schauspieler
Viel Action und Improvisation, aber auch konzentrierte Arbeit: Das Casting für jugendliche Darstellerinnen und Darsteller in der Schlossfestspiele-Inszenierung von „Aladin“. Foto: Thomas Zimmer

„Haut das ein einfach raus! Es ist einfacher, das zu improvisieren, was Du gerade erlebst“, ruft Bastian Thurner der 16-jährigen Deborah zu. Sie ist eine der Bewerberinnen für die sieben zu vergebenden Rollen in Thurners Inszenierung von „Aladin“ bei den Ettlinger Schlossfestspielen.

Zusammen mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern werden sie im Sommer auf der Bühne stehen. Eine Tradition, die nun schon einige Jahre gepflegt wird. Wurden in den vergangenen Jahren bei „Momo“ und „Ronja Räubertochter“ vorwiegend Kinder gecastet, sind dieses Mal Jugendliche gefragt.

Das ist eine ganz neue Altersgruppe bei uns.
Solvejg Bauer
 Intendantin Schlossfestspiele

„Das ist eine ganz neue Altersgruppe bei uns“, sagt Intendantin Solvejg Bauer. „Das ist eine nicht so ganz einfache Altersklasse, da haben die oft schon viel zu tun oder sind in der Pubertät.“

Bei den Jugendlichen kommt oft die Pubertät dazwischen

„Bei Kindern gibt es diesen Spieltrieb. Wenn man mit Jugendlichen arbeitet, ist schon die Ratio da, und die blockiert uns manchmal“, erklärt der Regisseur. „Damit muss man beim Spielen umgehen. Aber in dem Moment, in dem die Unsicherheit weg ist, kommt auch wieder die Befreiung.“

Es geht lebhaft zu an diesem Abend im Rohrersaal des Schlosses. Drei Stunden lang hat Bastian Thurner mit den Jugendlichen intensiv gearbeitet. Solvejg Bauer kommt vorbei. „Ich bin super gespannt, was ich jetzt zu sehen bekomme“, sagt sie. Und was sie zu sehen bekommt, gefällt ihr offensichtlich. Man spürt das Engagement der Jugendlichen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie maßgeblich an der Ausformung ihrer Rollen, ihrer Texte beteiligt sind.

„Das sind ja keine ausgebildeten Schauspieler. Deswegen finde ich es erstmal interessant, mit Improvisationen zu arbeiten. Wenn man einen Text auswendig lernt, ist automatisch eine Blockade da“, erklärt der Regisseur. Die Frage ist: „Wie kriege ich dann den Text in die Lebendigkeit?“

Ettlinger Regisseur liebt die Lebendigkeit von Improvisation

Man kann also arbeiten mit einem Text, der schon gelernt ist und dann zusehen, dass man ihn „in die Lebendigkeit bekommt“, wie Thurner sagt, „oder ich hole sie ab mit der Lebendigkeit und arbeite dann daran, dass der Texte eine Qualität bekommt“, erläutert er sein Credo. „Gerade bei einer Freilichtbühne ist es viel wichtiger ist, etwas über Aktionen zu erzählen, weil ich nicht den intimen Raum einer Guckkastenbühne habe, wo ich ganz viel über Dialoge machen kann“.

80 Bewerbungen gab es, erzählt Solvejg Bauer. Zunächst waren die Mädchen in der Überzahl: „Um die Jungs haben wir schon ein bisschen kämpfen müssen.“ Bastian Thurner habe dann an Schulen geworben, sei an die Theater-AGs, an Lehrerinnen und Lehrer herangetreten. „Und wir haben dann auch aktiv Jungs angesprochen. Uns war auch eine diverse Besetzung wichtig, ein Abbild von dem, was in Ettlingen so los ist. Gut ist auch, dass wir einige haben, die schon zum dritten Mal dabei sind“.

An Ettlinger Schulen wirbt der Regisseur um die Jungs

„Aladin ist eines meiner Lieblingsmärchen“, sagt Deborah, und die Inszenierung sieht sie als Herausforderung. „Wir schreiben das ganze Textbuch selbst, wenn der Cast mal ausgewählt ist. Das ist schon was Neues für mich.“ Ob das auf diese Weise mehr Spaß macht? „Das kann ich noch nicht einschätzen“, lacht sie. „Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es auch ein gewisser Druck ist. Aber das kann ja auch Spaß machen.“

Ich finde, das Besondere hier ist, dass wir so viele unterschiedliche Leute haben.
Finwick
Bewerber

Sie hat schon seit ihrem sechsten Lebensjahr Theaterluft geschnuppert. Lampenfieber kennt sie dennoch, aber „ich kann das überspielen“. Die elfjährige Juliana dagegen gibt sich furchtlos. „Ich habe schon viel Theater gespielt, wir machen an der Schule auch gerade ein Theaterstück“, berichtet sie. Sie mag die Rolle und die „Action“.

Finwick schätzt unterschiedliche Sprachen und Altersstufen

Der 16-jährige Finwick wirkt sehr routiniert, spielt sehr überzeugt und mit viel Körpereinsatz. Er hat schon einiges an Theatererfahrung, war schon „auf Tour“, hat in Berlin auf der Bühne gestanden. „Ich finde, das Besondere hier ist, dass wir so viele unterschiedliche Leute haben, sowohl vom Alter als auch von den Sprachen her. Ich finde es auch toll, dass unser Regisseur dieses Miteinander fördert. Das hat man in anderen Stücken nicht immer so.“

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