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Tauwetter vor Weihnachten

Schneemann Geoffrey hat ein kurzes Gastspiel in der Ettlinger Altstadt

Als der Winter kam, erblickte Schneemann Geoffrey vor wenigen Tagen in Ettlingen das Licht der Welt. Doch noch vor Weihnachten ist er verflossen. Eine Glosse.

Schneemann Reste
Zum Davonlaufen: Schneemann Geoffrey hat sich noch vorm Fest verabschiedet. Foto: Rainer Obert

„I´m Dreaming Of A White Christmas“, trällert es gefühlt ohne Unterlass aus dem Autoradio, auf Weihnachtsmärkten, aus Lautsprechern der Supermärkte. Diesmal war es knapp – fürs Energiesparen sicher gut, aber fürs Herz?

Bau-Boom nach Schneefall

Als die Flocken vor wenigen Tagen noch fielen und für Schnee im Flachland sorgten, brach ein kleiner Bau-Boom aus. Alles weiß, da entstand auch hier in der Ettlinger Altstadt auf der Dachterrasse direkt nach der Schule als allererste Amtshandlung Geoffrey, der Schneemann.

Im 19. Jahrhundert waren die Schneemänner noch Schreckgestalten mit grimmiger Miene als Sinnbild des bedrohlichen Winters. Geoffrey aber war nur etwa 50 Zentimeter groß, herzlich ausgebreitete Ast-Arme, die Mütze war aus dem Kleiderschrank „gespendet“ – wie der Erbauer grinste er zufrieden. Aber nicht lange.

Mit den Plusgraden wurde er schwächer. Nur ich verfolgte das. Jetzt nicht den Kopf verlieren! Am zweiten wärmeren Tag fiel er ab. Dann verabschiedete sich der Bauch. Am Ende die unvermeidliche Nachricht an den Erschaffer: „Du, Geoffrey ist weg.“ Gegenfrage: „Wo ist er hin?“ Naja. Mütze, Arme und Karottennase hat er dagelassen.

Wenn es wieder schneit, bau ich wieder einen.
Erbauer von Geoffrey

Der „Vater“ des Schneemanns rennt hoch zur Dachterrasse, blickt nach draußen. Ich ahne Schlimmes mit Blick auf den Verflossenen. Doch man unterschätzt gern den Pragmatismus von Kindern. „Wenn es wieder schneit, bau ich wieder einen.“ Wer hat jetzt eigentlich wen getröstet? Erkenntnis des Tages: Weihnachten bleibt Weihnachten – ob mit Schnee oder ohne.

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