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Stempel Corona-Jahrgang

Gute Abi-Vorbereitung – trotzdem erleben Schüler in Karlsbad eine „erdrückende“ Situation

Bekommen die Abiturienten des Schuljahrs 2020/21 einen Corona-Stempel? Davor fürchten sie sich. Außerdem vermissen sie Abi-Fahrten und was sonst zum Abschluss dazu gehört. Den Prüfungen sehen sie aber entspannt entgegen.

Jugendliche mit Maske auf Sofa und Sessel
Wie kann es funktionieren?: Carlos Merkel, Emre Altinbas und Jule Koch (von links nach rechts) sprechen in der Schulbibliothek über ihren Weg zum Abitur in Corona-Zeiten und über die erste Woche im Präsenzunterricht an ihrer Schule. Foto: Natalie Friedrich

Weitläufige Wiesen, Vogelgezwitscher und das Motorbrummen von Aufsitzrasenmähern, während eine pastellgelbe medizinische Maske an einem Schrebergartenzaun im Wind weht – so sah am Freitag der Schulweg zum Schulzentrum Karlsbad aus.

Der Schulhof des Gymnasiums liegt verlassen da. Am Kiosk neben dem Eingang hängt das Schild „Corona-Selbsttest-Ausgabe“. Für eben diese stehen im Büro des Oberstudiendirektors Christian Wehrle bereits eine beachtliche Menge an Test-Kartons, denn ab kommender Woche beginnt wieder der Wechselunterricht für insgesamt 750 Schüler.

Die eine Hälfte kommt am Montag und dafür braucht es eine Testinfrastruktur. Wehrle betont die große Unterstützung der Gemeindeverwaltung bei der Anlieferung der Tests oder Bestellung von Hygieneartikeln für alle Karlsbader Schulen. Zusätzlich würden sich auch Eltern anbieten, Tests auszugeben. Ein Grund dafür: Die Umsetzung der Pandemieregelungen muss vor Ort geleistet werden, ohne, dass der Schule zusätzliche Personalressourcen gestellt werden.

Die Belastung im Familien- und Freundeskreis hat ein Maß angenommen, das für viele schwer leistbar ist.
Christian Wehrle, Karlsbader Schulleiter

„Die gesamte Situation ist schon anstrengend. Unklare, wechselhafte Umstände, eine Fülle von Verlautbarungen und schulfernen Aufgaben, wie die Testpflicht oder der Verleih digitaler Endgeräte“, fasst der Schulleiter zusammen. „Die Belastung im Familien- und Freundeskreis hat ein Maß angenommen, das für viele schwer leistbar ist und das wird in die Schulen reingetragen“, so Wehrle weiter.

Schule soll nicht lösbare Probleme lösen

Es werde erwartet, dass die Schule Probleme löst, die gesamtgesellschaftlich nicht gelöst werden. Um die Fertigkeiten der Schüler mache er sich keine Sorgen. Bei Bedarf könne man Wissen auch nachholen - doch die soziale Entwicklung im Jugendalter nicht.

„Ich habe das Gefühl, viel verpasst zu haben“, sagt die 17-jährige Jule Koch aus Karlsbad und sieht zu ihren Mitschülern Carlos Merkel und Emre Altinbas hinüber, beide 18. Dann fährt sie fort: „Wir haben uns ja alle auf den Abschluss gefreut, auf die Studienfahrten, die Aktionen mit denen wir uns unsere Abifeier finanzieren können…“

Carlos Merkel merkt zudem an, dass sich viele Schüler darüber Gedanken machen, auf ewig „der Corona-Abi-Jahrgang“ zu sein. Auch deshalb sind alle drei Schüler froh, dass die Abitur-Prüfungen stattfinden. Die erste Woche im Präsenzunterricht war für sie schon beinahe wieder wie früher.

Die Online-Lehre bereitet einen sicherlich auch gut auf ein Studium vor.
Emre Altinbas, Schüler in Karlsbad

„Alle sind um möglichst viel Normalität bemüht“, so Koch. Auf die Frage, ob es positive Aspekte an der Situation gibt ist es kurz still in der Schulbibliothek. Dann ergreift Emre Altinbas das Wort: „Gerade in den Leistungskursen hatte man auch die Motivation, sich Dinge selbst beizubringen. Durch die Online-Lehre wurden zudem mehr Materialien als sonst hochgeladen und damit hat alles soweit geklappt. Es bereitet einen sicherlich auch gut auf ein Studium vor.“

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Schüler fühlen sich gut aufs Abitur vorbereitet

In Vorbereitung auf die Prüfungen mussten die Oberstufenschüler in eine zweiwöchige Quarantäne, erzählt Carlos Merkel: „Dadurch hatten wir noch weniger Ausgleich und waren dementsprechend nur mit Lernen beschäftigt.“ Auch Koch beschreibt die Situation als „erdrückend“. Gedanken an Noten und die Schule seien aufgrund fehlender Ablenkung durch Mannschaftssport oder ähnliches omnipräsent. „Ich habe das Gefühl, dass jeder abwartet, bis alles wieder erlaubt ist und solange nimmt man alles an, ohne auf Verhältnismäßigkeit zu achten“, sagt Altinbas.

„Man hat auch viel zu spät auf die Wissenschaft gehört. Die Beschlüsse waren teilweise einfach unlogisch und wahlkampforientiert“, meint Merkel. Zustimmendes Nicken der anderen im Raum. Trotz der widrigen Umstände fühlen sie sich aber nach den Wiederholungsstunden der letzten Tage und Wochen durchaus gut auf das Abitur vorbereitet.

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