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Die Kunst der Vereinfachung

In seinem Atelier kreiert dieser Etzenroter minimalistische Malereien

Früher war Helmut P. Weste aus Waldbronn-Etzenrot in internationalen Unternehmen für 18.000 Mitarbeiter verantwortlich. Kraft dafür gab ihm die Malkunst des Minimalismus.

Mann malt ein Bild.
Kreativer Wohlfühlort: Helmut P. Weste alias Warth hat sein Atelier seit mehr als 25 Jahren in einem Nebengebäude der ehemaligen Etzenroter Spinnerei. Foto: Christian Schäfer

Drei Formen und drei Farben sind seine besten Freunde: Dreiecke, Quadrate und Linien sowie Schwarz, Weiß und Rot. Mehr braucht es für den 81-jährigen Minimalisten Helmut P. Weste alias Warth nicht. In einem Nebengebäude der ehemaligen Spinnerei an der Haltestelle Etzenrot hat der Maler seit 25 Jahren sein Atelier.

„Dort kann ich abschalten und all die Weltprobleme, ob Energiekrise oder Krieg in der Ukraine, hinter mir lassen.“ Durch das offene Fenster dringt das beruhigende Plätschern der Alb in den großen Backstein-Raum.

Darin: Regale mit dutzenden Werken und drei Arbeitstische. Der Künstler lebt seit 1979 in Etzenrot und arbeitete zwei Jahrzehnte in internationalen Konzernen, unter anderem in den USA. Als Hauptgeschäftsführer war er für 18.000 Mitarbeiter verantwortlich. „Trotzdem fand ich immer wieder Zeit für meine Kunst.“

Auf Buchdrucker-Lehre folgt ein BWL-Studium

Bereits als Kind stand für den aus Marbach stammenden Warth fest, dass er Maler werden wollte. Sein strenger Vater forderte von seinem Sohn indes einen „vernünftigen“ Beruf: also eine Lehre als Chemigraf, Lithograf und Drucker. Warth kopierte Werke deutscher Expressionisten für Broschüren. „Dabei eignete ich mir ein detailliertes Wissen über die Kunst an.“

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Seit 1958 ist er selbst künstlerisch aktiv und wählte den Mädchennamen seiner Mutter als Künstlername. Zunächst zeichnete und malte Warth unter anderem Porträts und Landschaften.

Parallel folgten ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und 80-Stunden-Wochen als Manager in Konzernen. Die Kunst war immer wieder ein Ausgleich.

Vor 40 Jahren spezialisierte sich Warth auf die Farbfeldmalerei und die minimalistische Reduktion in jeweils drei Farben und Formen. „In meiner Arbeit suche ich die Überwindung des Materiellen durch die Spiritualisierung von Farbe und Form“, erklärt Warth.

Für ihn sei es immer wieder eine Herausforderung, neue visuelle Geschichten zu erzählen. Selten kommt eine „Gastfarbe“ ins Spiel.

Seit 2000 nur noch Maler

Seit 2000 ist er nur noch Maler und verbringt fast jeden Nachmittag in seinem Atelier. „Es gibt nichts, was ich nicht gemalt habe“, betont Warth. Doch es sei unmöglich, sich der Genialität der Natur zu nähern.

Seitdem konzentriert sich Warth nur noch auf das Wesentliche. Tief beeindruckt ist er von amerikanischen Malern wie Ad Reinhardt. Sie ebneten Warths Weg in die minimalistische Malerei. Doch warum beschränkt sich der Etzenroter Künstler auf drei Farben? „Sie sind meine Herzensfarben. Rot ist der Inbegriff der Farbe.“

Es verkörpere zugleich Liebe, Neid, Hass und Leidenschaft. Schwarz sei der Inbegriff der Unendlichkeit und Weiß der der Reinheit. Warths Ziel: Die letztmöglichen Bilder zu kreieren. Hauptsächlich arbeitet Warth mit Acrylfarben und Pinsel. Bis zu drei Wochen benötigt er für ein Bild. Nur noch selten stellt er seine Werke aus.

„Ich bin in einem gewissen Alter, in dem ich Ruhe brauche“, so der 81-Jährige. Mehrtägige Ausstellungen – wie jüngst im Oktober die Münchener ART MUC – schlauchten ganz schön. Für ihn sei es ein großes Glück, dass er nicht von der Kunst leben müsse.

„Das nimmt den Druck. Ich kann mich kreativ entfalten.“ Die Kraft für sein Wirken in Führungspositionen schöpfte Warth aus der Kunst: „Ethik und Ästhetik in der Malerei hatten meine Verhaltensweise als Top-Manager sehr beeinflusst. Die Leute brachten unter meiner Führung Höchstleistungen und waren dennoch zufrieden“, ist Warth bis heute überzeugt.

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