Das war ja dann wohl ein heftiger Trugschluss, der am Ende den Waldbronner Kämmerer Philippe Thomann dazu veranlasste, verbal reinzugrätschen: Es sei doch totaler Blödsinn zu sagen, dass die Unterbringung von Asylbewerbern, Flüchtlingen und Obdachlosen in Waldbronn annähernd kostenneutral wäre.
Dies, eben mit dem „kostenneutral“, behauptete zuvor der Integrationsbeauftragte der Gemeinde, Manuel Lorch. Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates stellte er den Sachstandsbericht zum sehr weit gefassten Thema Integration in Waldbronn vor.
Hauptamtsleiter will aktuell Zahlen vorlegen
Bei seiner kostenneutralen Darstellung berief sich Lorch übrigens auf Zahlen, die er zuvor von Hauptamtsleiter Reinhold Bayer erhalten habe. Und in der Tat, Bayer räumte bei der Berechnung der Zahlen einige Fehler ein. Wie hoch das von Thomann postulierte „erhebliche Defizit“ für die Unterbringung besagten Personenkreises nun tatsächlich ist, soll nach einer exakten Überarbeitung des vorhandenen Zahlenmaterials festgestellt werden.
Insgesamt gesehen, und daran änderten auch die „falschen Berechnungszahlen“ nichts, zeigte sich der Gemeinderat angetan von der Arbeit des Integrationsbeauftragten. Folgt man den Äußerungen Lorchs, scheint es um seine Arbeit in der Gemeinde gut bestellt zu sein.
Integrationsbeauftragter stellt verschiedene Projekte vor
Der Integrationsbeauftragte wies in diesem Zusammenhang auf etliche Projekte in Waldbronn hin, die Integration auf vielfältige Weise fördern sollen – und dies seiner Meinung nach auch tun. Da gibt es das Projekt „Begleiten & Stärken“, in dessen Fokus die Förderung von Familien steht.
Oder es gibt das „Seelencafé“, ein wöchentlicher Treffpunkt für geflüchtete Menschen. Erwähnt sei beispielhaft das Projekt „WOW“, das für die Vorgabe „Wohnungslosen Menschen Optimal Weiterhelfen“ steht.
200 Flüchtlinge und 30 Obdachlose werden im Moment in Waldbronn untergebracht
Bedarf an diesen und anderen Projekten sollte es auf jeden Fall in Waldbronn geben. Dafür spricht allein die Anzahl an Flüchtlingen und Obdachlosen. Lorch sprach von 17 Unterkünften in Waldbronn für die betroffenen Menschen. Derzeit seien knapp 200 Flüchtlinge und rund 30 obdachlose Personen in kommunalen Unterkünften untergebracht.
Etwa 90 davon lebten in den Unterkünften bei Neurod. Hinzu kämen dort weitere Flüchtlinge aus Karlsbad (71) und aus Marxzell (32). In all den genannten Fällen handelt es sich um die sogenannte Anschlussunterbringung, die in die Zuständigkeitsbereiche der Kommunen fällt.
Viele ukrainische Flüchtlinge kommen privat unter
Wie es derzeit aussieht, muss Waldbronn laut dem Verteilungsschlüssel des Landkreises in diesem Jahr weitere Flüchtlinge aufnehmen. Die Rede ist von über 30 Personen. Allerdings, so Lorch, könne sich das im Laufe des Jahres noch ändern. Für eine deutliche Entlastung des auch in Waldbronn angespannten Wohnungsmarktes sorgt die private Unterbringung von Flüchtlingen.
Dies gilt insbesondere für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Hinzu kommt das ehrenamtliche Engagement vieler Waldbronner für Flüchtlinge.