Das Karfreitagsrätschen ist ein uralter Brauch – in Waldbronn-Reichenbach wird er noch gelebt. Markus Kraft vom Leitungsteam der Kolpingsfamilie erklärt den Sinn.
Worum geht es beim kirchlichen Brauch?
KraftWir knüpfen damit an die Gebetswache in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag an. Da in dieser Zeit die Kirchenglocken stumm bleiben, sollen die Rätschen an das Gebet erinnern. Traditionell sind um 4.30 Uhr in der Früh vor der Kirche zum ersten Mal die Rätschen zu hören. Gesungen wird der Vers „Betet Ave Maria, mit Herz und mit Mund, denn das Salve Regina ruht jetzt in der Stund“. Jeder Gesang wird mit einem lauten Rätschen abgeschlossen, das die Nacht durchdringt.
Wer hat denn das Karfreitagsrätschen initiiert?
KraftAnfang der 80er Jahre hat der Jahrgang 1938 die alte Tradition in Reichenbach wieder aufleben lassen. Später hat sie die Kolpingsfamilie Reichenbach weitergeführt. Vor Corona waren es bis zu 40 Teilnehmer, vergangenes Jahr mit Kontaktbeschränkungen und Anmeldung etwa 15. Da wurde auch nicht gesungen. Nun waren es erneut 15 Leute, es gab aber einige Corona-Erkrankte. Es lief alles reibungslos.
Und woher haben Sie die Rätschen?
KraftSie stammen von Schreiner Stefan Becker, er gehört dem Jahrgang 1938 an und hat die Rätschen gebaut. Im Prinzip sind es Rätschen wie man sie von Fastnacht kennt. Eine ist so groß, dass man sie mit zwei Händen schwingen muss. Stefan Becker war bis zur Pandemie immer noch mit dabei. Die Traditionspflege ist ihm ein Anliegen.
Lärmendes Rätschen nachts um 4.30 Uhr, gibt das keinen Ärger?
KraftManche Rollläden gehen schon mal hoch und die Leute wundern sich, was da los ist. Wir gehen aber nur durch den alten Teil von Reichenbach, da kennen die meisten das Karfreitagsrätschen. Wir bitten im Vorhinein um Verständnis, aber natürlich hat es auch schon mal Beschwerden gegeben. Wir wollen die schöne Tradition weiter am Leben halten.