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Zwölf Kilometer lange Windpark-Ballung?

Windkraftgegner aus Ettlingen, Malsch und Gaggenau kritisieren Planung

Ihre Kritik an der Flächenplanung für neue Windparks untermauern vernetzte Initiativen aus Ettlingen, Malsch und Gaggenau. Was sie fordern und wie sie die Situation einschätzen.

Blick auf den Bergkamm über Malsch
Windkraft auf dem Bergkamm über Malsch? Mit Blick von den Kleingärten im Kernort aus erkennt man rechts den Wulzenkopf. Der in der Planung befindliche Bereich Erlenhag liegt etwas versetzt hinter der Schneise Richtung Völkersbach und Freiolsheim. Foto: Claudia Weinreuter

Das Rad in Sachen Windkraftplanung dreht sich schneller. Windräder vor der Haustür? Pro und Contra zu möglichen Windenergieanlagen in der Region werden nach der Veröffentlichung des Entwurfs der Teilfortschreibung des Regionalplans gesammelt. Die ausgewiesenen Vorrangflächen des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein ernten nicht nur Lob.

Bürgerinitiativen in der Region Ettlingen/Gaggenau vernetzen sich

In Ettlingen, Malsch und Gaggenau-Freiolsheim stehen Windkraft-kritische Bürgerinitiativen (BI) in engem Kontakt. Claudia Weinreuter aus Malsch-Völkersbach ist Sprecherin für drei Initiativen.

Das sind „proNaturRaum Malsch“, der Verein Lebensraum Schluttenbach in Ettlingen sowie Runder Tisch „Windkraft-Freiolsheim“ auf Gaggenauer Gebiet. Man treffe sich regelmäßig.

Der Teilregionalplan Wind des Regionalverbands zeige, „dass in unserer windschwachen Region, trotz nach wie vor fehlender Speichermöglichkeiten, Windkraftwerke inmitten der Natur und im Wald und in bis zu 750 Metern Entfernung zu Wohngebieten (in kleinen Siedlungen noch näher) ermöglicht werden sollen“.

Windräder sind im Windpark Neudorf bei Sonnenaufgang zu sehen. Der Ausbau der Windkraft in Österreich kommt nur schleppend voran. +++ dpa-Bildfunk +++
Wo in der Region Mittlerer Oberrhein letztlich tatsächlich Windräder in neuen Windparks drehen ist ungewiss. Die Diskussion über sinnvolle weniger sinnvolle Standorte ist indes schon längst entbrannt. Foto: Robert Jaeger/dpa

Die Gesamtfläche der Vorranggebiete für Windkraft in Malsch, Gaggenau-Mittelberg und Ettlingen entspreche mit 397 Hektar einer Größe von 556 Fußballfeldern. „Da der Regionalverband seine Flächen neuerdings so plant, dass der Mast der Anlage direkt an der Grenze stehen darf, vergrößern sich die Gebiete durch die darüber herausragenden Rotoren zusätzlich“, heißt es in der Stellungnahme.

Windkraftanlagen, wohin wir auch blicken.
Bürgerinitiativen
in ihrer Stellungnahme

Die Vorranggebiete an der Hangkante von Malsch bis Ettlingen führten „zu einer über zwölf Kilometer langen Aneinanderreihung von Windkraftanlagen, wobei moderne Anlagen 300 Meter und höher sind“. 70 Vorrangflächen, die insgesamt 7.138 Hektar umfassen, hat der Regionalverband ausgewiesen.

„Wenn sich die heutigen Planungen des Regionalverbands in Zukunft in der Realität niederschlagen, werden wir auf Windkraftanlagen schauen, wohin wir auch blicken“, so die Initiativen. Schwertransportfähige Zufahrtswege und Kranaufstellflächen würden den Wald zerschneiden. „Der durch Windkraftanlagen ausgelöste Lärm, Schall und die Vibration können Gesundheits- und Stressreaktionen bei Menschen und Tieren auslösen.“ Der Schutz von Mensch, Wald und Natur müsse an erster Stelle stehen.

Sind hohe Pachtversprechen nur ein Lockmittel?

„Die Naturzerstörung, die Windkraftanlagen gerade in unseren Wäldern verursachen, steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag“, sagen die Initiativen. „Wir leben in einer windschwachen Umgebung und ein nennenswerter Windertrag ist nicht zu erwarten.“ Grundstückseigentümern würden in der Planungsphase hohe Pachtverträge versprochen, die sich danach nicht realisieren ließen.

„Eine ausreichende und bezahlbare Speicherlösung ist für Windkraft mittelfristig immer noch nicht in Sicht“, heißt es weiter. Windenergie sei daher nicht in der Lage, sicher mit Energie versorgen zu können. „Die Bundesregierung hat beschlossen, dass Windkraftanlagen der öffentlichen Sicherheit dienen, und das Land Baden-Württemberg fordert nun von seinen Regionen eine pauschale Fläche für Windkraft ein – unabhängig davon, welche Potenziale für erneuerbare Energien die Regionen vorweisen können.“

Die Angst vor einer „großflächigen Industriezone“

„Wir fragen uns, ob unser Regionalverband es anstandslos hinnehmen muss, wenn seine Windkraftplanungen ergeben, dass unberührte Gebiete im Wald, der Nordschwarzwald oder der Kraichgau zu einer großflächigen Industriezone werden.“ Man setze sich seit mehr als einem Jahrzehnt für den Erhalt der Natur, des Waldes „und gegen deren sinnlose Zerstörung durch Windkraftanlagen ein“.

Zahlreiche Artendokumentationen seien angefertigt und den Behörden eingereicht worden. „Diese werden von uns gegenwärtig fortgeführt. Gutachten unserer Gemeinden bestätigen diese Dokumentationen. Diese dürfen nicht unbeachtet bleiben.“

Aktuell läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Windenergie-Planung des Regionalverbands. Noch bis 15. März können Bürger Stellungnahmen unter rvmo.raumordnung-online.de abgeben. Die Bürgerinitiativen hoffen, dass möglichst viele Menschen die Möglichkeit zur Einflussnahme nutzen, verdeutlicht Claudia Weinreuter.

Es ist nicht nachvollziehbar, was noch rausfällt.
Claudia Weinreuter
Initiativen-Sprecherin

Man selbst gebe gebietsspezifische Einwendungen an den Regionalverband. „Den Regionalverband interessiert es nicht, wenn man nur sagt, die Windhöffigkeit reicht nicht aus“, so Weinreuter. 1,8 Prozent des Verbandsgebiets wird dieser mindestens ausweisen, aktuell sind es noch 3,3 Prozent.

„Es ist nicht nachvollziehbar, was noch rausfällt.“ Fest stehe jedoch, dass es sich etwa im Fall Völkersbach um Kernsuchräume handelt, dass diese wegfallen sei eher unwahrscheinlich. Schrumpfen oder wegfallen könnten die Suchräume laut Weinreuter durch noch ausstehenden Stellungnahmen des Militärs.

Für Malsch und die Vorrangflächen sei sie noch recht optimistisch, da diese in Gemeindebesitz sind. „Der Mittelberg aber ist Staatswald.“ Und sie könne nicht voraussagen, was im Malscher Gemeinderat entschieden wird, „wenn ein Anbieter käme und viel Geld bietet“.

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