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Energiewinnung aus Wasserstoff

Wettlauf um Energieträger der Zukunft: Kretschmann bei Rotech in Ettlingen

Das Land Baden-Württemberg will auf Wasserstoff als Energieträger setzen. Dafür braucht es auch das Know-how mittelständischer Unternehmen wie Rotech in Ettlingen. Beim Besuch des Ministerpräsidenten werden aber auch Probleme angesprochen.

Riesig und laut: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Zweiter von links) lässt sich die Funktion und die Steuerung eines Absperrventils in den Hallen von Rotech und Air Torque in Bruchhausen erklären.
Riesig und laut: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Zweiter von links) lässt sich die Funktion und die Steuerung eines Absperrventils in den Hallen von Rotech und Air Torque in Bruchhausen erklären. Foto: Florian Krekel

Der Wettlauf um die Energieträger der Zukunft hat längst begonnen. Kräftig mit in diesem Rennen mischt auch das Land Baden-Württemberg. Erst im Oktober war Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach Spanien gereist, um dort die Zusammenarbeit in Sachen Wasserstoffproduktion weiterzubringen.

Mit dabei war damals ein Ettlinger Unternehmer: Heinz Peters, Gründer der Firma Rotech. Am Freitag dann besucht Kretschmann Peters Werkhallen in Bruchhausen, lässt sich über die dortige Produktion informieren und diskutiert mit Vertretern der regionalen Wirtschaft.

Wasserstoff ist Energieträger der Zukunft

Eines wird dabei schnell klar: Es läuft nicht alles rund im Land, und in der Wirtschaft herrschen sowohl Hoffnung als auch Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Energieträger, allen voran Wasserstoff. Denn der sei, da stimmt Kretschmann mit Peters und all den anderen Wirtschaftsvertretern überein, der Energieträger der Zukunft.

Aber selbst wenn man wie Kretschmann davon ausgeht, dass dieser nicht als Antriebskonzept von Autos dienen wird, sondern nur für größere Einheiten („Lkw, Schiff, Flugzeug, Kraftwerke“), benötigt das Land enorme Mengen davon. Selbst herstellen kann es die nicht. Daher die Reise der Landesdelegation nach Andalusien.

Die spanische Region will Vorreiter bei der Produktion von Wasserstoff werden, hat sie doch einen bedeutenden Standortvorteil. Nämlich laut eigener Werbung mehr als 3000 Sonnenstunden pro Jahr, die mittels Photovoltaik zur Stromerzeugung für die Wasserstoffgewinnung genutzt werden können.

Kretschmann: Müssen früh Kooperationen schließen, um nicht abgehängt zu werden

Vom Abschluss von Lieferverträgen ist man zwar noch weit entfernt, aber das Land Baden-Württemberg rammt mit einer Absichtserklärung für eine Klima- und Energiepartnerschaft schon mal seine Flagge in den spanischen Boden.

Solche europäischen Kooperationen müssten möglichst früh geschlossen werden – bevor es andere machten und man abgehängt werde, sagt der Ministerpräsident im Gespräch mit unserer Redaktion in den Hallen der Ettlinger Firma Rotech.

Heinz Peters, Firmenchef von Rotech (links), begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Firma in Bruchhausen.
Heinz Peters, Firmenchef von Rotech (links), begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Firma in Bruchhausen. Foto: Florian Krekel

Und es sei wichtig, dabei möglichst früh auch mittelständische Betriebe wie Rotech einzubinden und mitzunehmen, denn die lieferten die technischen Komponenten – das Vordringliche, was Baden-Württemberg beitragen könne in Sachen Wasserstoffproduktion.

Produktion von Steuerelementen für Ventile in Ettlingen

Rotech und das in einer benachbarten Halle ansässige Unternehmen Air Torque, an dem Rotech beteiligt ist, produzieren die Antriebs- und Steuereinheiten für Absperr- und Regelelemente. Diese werden später in großer Stückzahl etwa für den Transport von Wasserstoff über Pipelines gebraucht.

Dass das einiges an Know-how benötigt, ergibt sich, das wird in den Ettlinger Werkshallen schnell klar, schon aus der potenziellen Gefahr des in Verbindung mit Sauerstoff hochexplosiven Mediums Wasserstoff und dem nicht ganz einfachen Transport über die riesigen Pipelines. Und eben genau dieses Know-how, diese Innovationen aus mittelständischen Unternehmen „sind die Chance des Landes Baden-Württemberg, vorn mit dabei zu bleiben“ im Rennen um den Wasserstoff, so Kretschmann.

Delegationsreise nach Spanien war ein Erfolg

Umso wichtiger seien solche Delegationsreisen wie jene nach Spanien im vergangenen Oktober. Peters hatte über Baden-Württemberg International, die Gesellschaft für internationale wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit des Landes, anfragen lassen, ob er Kretschmann begleiten könne. „Im Zuge solcher Anfragen wird dann geprüft, ob das Unternehmensprofil zum Zweck der Reise passt. Und bei Rotech war das so“, erzählt Peters.

Wie auch der Ministerpräsident selbst wertet der Ettlinger Unternehmer die Reise als Erfolg. Er habe viele gehaltvolle Gespräche geführt. Auch im Hinblick auf neue Geschäfte. Das sei beileibe nicht immer so gewesen, wenn er in andere Länder gereist sei.

Wasserstoffpipeline von Spanien nach Baden-Württemberg als großes Zukunftsziel

Peters sieht daher Potenzial in der Partnerschaft mit Spanien. Genauso wie das Land. Das große Ziel ist, eines Tages eine Pipeline von Spanien über Frankreich bis nach Baden-Württemberg für den Wasserstofftransport zu haben.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Zweiter von rechts) besichtigt die Produktion bei Rotech in Bruchhausen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Zweiter von rechts) besichtigt die Produktion bei Rotech in Bruchhausen. Foto: Florian Krekel

Bis es so weit ist, wird aber wohl noch viel Zeit ins Land gehen. Zeit, in der die Unternehmer vordringlich auch noch andere Probleme drängen, wie Volker Hasbargen von der IHK Karlsruhe beim Besuch des Ministerpräsidenten in Ettlingen klarmacht.

Die Bürokratie sei etwa ein solches großes Problem, moniert er im Gespräch mit Kretschmann. Und der stimmt recht deutlich zu. Es müsse in diesem Bereich deutliche Vereinfachungen geben, „sonst gerät der Standort Deutschland ins Hintertreffen“, so der Landesregierungschef.

Man arbeite auch an Lösungen, sagt der 75-Jährige, schränkt aber gleich ein, dass dabei vieles nicht im Handlungsrahmen des Landes liege, sondern oft auch Verbesserungen auf Bundes- und europäischer Ebene nötig seien.

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