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Neues aus dem Elternleben

Experte trifft Realität

Perfekte Eltern – das ist man bis zu dem Moment, in dem man Kinder bekommt. So oder so ähnlich heißt es und so oder so ähnlich spielt es sich auch tatsächlich ab. Von der damit einhergehenden, gehörigen Dosis Realität erzählt die Autorin unserer neuesten Kinderkram-Kolumne.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Perfekte Eltern – das ist man bis zu dem Moment, in dem man selbst Kinder bekommt. So oder so ähnlich heißt es und so oder so ähnlich spielt es sich auch in der Realität ab. Meinem Kind nach dem Essen im Restaurant ein Smartphone in die Hand drücken, um es ruhig zu stellen? So etwas mache ich niemals! Dachte ich. Bis zu dem Moment, als ich meiner Zweijährigen gegenübersaß, die nach ein paar Bissen von ihrem kindgerechten Schnitzel mit Pommes aufstand und zwischen den Tischen herumrannte, noch bevor ich meine Vorspeise überhaupt anrühren konnte.

Überhaupt, Essen! Wie lachte ich einen Freund aus, der seinem Sohn eines Morgens um 7 Uhr Spaghetti Carbonara kochte, damit der endlich etwas aß. Nur um ein paar Jahre später meinem eigenen Sohn aus demselben Grund mehrere Abende die Woche Müsli zu servieren.

Oder die Sache mit den Tobsuchtsanfällen im Supermarkt. Wieso schimpfen diese Rabeneltern nicht, fragte ich mich empört, wenn mir ein hysterisch auf den Boden schlagendes Kleinkind zwischen den Waschmitteln und dem Katzenfutter begegnete. Inzwischen weiß ich, dass Gebrüll als Reaktion auf einen echten Wutanfalle ebenso überflüssig ist, wie Eulen nach Athen zu tragen.

Was ich mir auch fest vorgenommen hatte, wenn ich wiederum hysterisch schreienden Eltern in freier Wildbahn begegnete: Ich werde ruhig und sachlich alles erklären, anstatt meine Kinder anzubrüllen. Ein hehres Ziel, das leider nur sehr schwer durchzusetzen ist, wenn man noch vor dem ersten Kaffee einem Kleinkind begegnet, das die Wohnzimmerwand mit Dino-Stempeln verschönert hat. Oder wenn man beim Zoobesuch in Sekundenbruchteilen beide Kinder gleichzeitig retten muss, weil das eine versucht, die Absperrung zu den Robben zu überwinden, während das andere flinken Fußes zur Seeuferböschung unterwegs ist. Bei letzterer Situation stand mir kürzlich ein Händchen haltendes Pärchen gegenüber, das sich verschwörerisch anblickte, während ich das eine Kind grob am Oberarm vom Robbengehegezaun wegzog und gleichzeitig dem anderen über meine Schulter hinweg düstere Drohungen zuschrie, sollte es wagen, auch nur einen Schritt weiterzugehen. „So werden wir das ganz bestimmt nicht machen. Wir werden unseren Kindern später ruhig und sachlich alles erklären, anstatt sie anzubrüllen“, sagte dieser Blick. Dann lächelten sich die beiden an, gingen weiter und ließen mich in ihrer Zukunft zurück.

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