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Polizei sieht kaum Probleme

Gespaltene Meinungen zum E-Scooter in Karlsruhe

Die gefühlte Aufregung über E-Scooter lässt sich anders als in vielen Großstädten in Karlsruhe – zumindest noch – nicht mit harten Zahlen belegen. Weder für die Polizei noch für das Ordnungsamt habe sich durch die neuen Verkehrsteilnehmer eine besorgniserregende Lage ergeben, heißt es auf Nachfrage der BNN.

Per App kann man in Karlsruhe seit Mitte September 2018 einen E-Scooter mieten. Nach vier Wochen sehen Polizei und Ordnungsamt kaum Probleme durch die neuen Verkehrsteilnehmer.
Per App kann man in Karlsruhe seit Mitte September 2018 einen E-Scooter mieten. Nach vier Wochen sehen Polizei und Ordnungsamt kaum Probleme durch die neuen Verkehrsteilnehmer. Foto: jodo

Carola steht am Donnerstagabend mit ihrer Mutter Tanja vor dem Ettlinger Tor. Sie zeigt ihr, wie sie einen der roten E-Scooter des Leihanbieters VOI starten kann. „Ich will es einfach mal ausprobieren“, sagt Tanja. Genauso geht es einem jungen Mann, der zur gleichen Zeit ziellos seine Runden über den Friedrichsplatz dreht – teils auf der Straße, teils auf dem Gehweg. In den vier Wochen seit dem Start des Leihdienstes haben einige die Elektro-Tretroller getestet.

Wie viele genau, verrät die Firma nicht. Doch seit die E-Scooter in Karlsruhe angekommen sind, scheint die Stadt in drei Lager gespalten. Manchen sind sie egal, andere sind neugierig und daneben gibt es viele, die sich über die neuen Verkehrsmittel aufregen: Meist über rücksichtslose Fahrer und wild abgestellte Roller. Vor allem in den sozialen Netzwerken gibt es fast täglich hitzige Debatten.

Gefühlte Aufregung trifft auf Fakten

Die gefühlte Aufregung lässt sich aber anders als in vielen Großstädten in Karlsruhe – zumindest noch – nicht mit harten Zahlen belegen. Weder für die Polizei noch für das Ordnungsamt habe sich durch die neuen Verkehrsteilnehmer eine besorgniserregende Lage ergeben, heißt es auf Nachfrage der BNN.

Die Polizei könne noch keine Statistiken veröffentlichen, sagt eine Sprecherin. Schwere Unfälle habe es aber glücklicherweise nicht gegeben. Lediglich ein junger Mann wurde von einer Streife erwischt, nachdem er zu tief ins Glas geschaut hatte. Zum Vergleich: In München waren es in den vergangenen Wochen mehr als 900 . Schwerpunktkontrollen gab es anders als beispielsweise in Mannheim oder Heidelberg in der Fächerstadt bisher allerdings keine. Dort hatte die Polizei genau hingeschaut und binnen sieben Tagen 233 Verstöße festgestellt.

Beschwerden meist zum Abstellen auf Gehwegen

Auch in den Meldungen beim Ordnungsamt spiegelt sich die Aufregung nur begrenzt wider. Über verschiedene Kanäle sind rund 50 Beschwerden eingegangen. „Meistens ging es ums Abstellen auf Gehwegen oder auf Grünflächen. Teilweise auch um illegales Fahren in der Fußgängerzone“, sagt Matthias Günzel, der im Ordnungsamt die Abteilung Straßenverkehr leitet. Gerade einmal neun Verfahren gegen E-Scooter-Nutzer sind dort zurzeit anhängig.

„Viele Beschwerden geben wir direkt an den Anbieter weiter. Hier stehen wir aus unserer Sicht in einem guten, konstruktiven Dialog.“ Erste Früchte habe der bereits getragen, Änderungswünsche wurden umgesetzt. „Wir wollten beispielsweise, dass VOI Buchungen im Bereich der Fußgängerzone deaktiviert. Das ist meines Wissens nach passiert“, sagt Günzel.

Stadt Karlsruhe will Ende Oktober Bilanz ziehen

Am Durchfahren könne man die Menschen aber technisch nicht hindern, das müssten vielmehr Mitarbeiter des Ordnungsamts kontrollieren. Die haben ohnehin die Anweisung, in Sachen E-Scooter Augen und Ohren offen zu halten und mögliche Probleme zu melden. „Auch hier geben wir viel an VOI weiter.“ Richtig konkret werden möchte man mit einer Zwischenbilanz unabhängig von den Zahlen im Karlsruher Rathaus aber nicht. Am 28. Oktober sei eine interne Runde angesetzt, in der sich alle Beteiligten austauschen möchten.

„Mein Gefühl sagt aber, dass die Situation weit entfernt ist von beispielsweise der in Hamburg“, sagt Günzel.

Anbieter VOI konnte die Fragen der BNN zur bisherigen Resonanz, zu Verstößen der Mieter sowie zu möglichen Veränderungen in den nächsten Wochen bis zum Redaktionsschluss leider nicht beantworten.

Kein weiterer Anbieter in Sicht

Seine Rolle als Platzhirsch wird das schwedische Unternehmen voraussichtlich noch eine Zeit behalten. Es habe Anfragen verschiedener Anbieter bei der Stadt gegeben, sagt Matthias Günzel. Aber über den losen Kontakt sei bisher keines dieser Gespräche hinausgegangen.

Wie Carola und Tanja empfinden viele Karlsruher die E-Scooter derzeit als nettes Spielzeug, aber nicht als echte Alternative zu Rad oder Bahn. „Klar, es ist eine witzige Idee“, sagt Kalfas. „Aber ich glaube nicht, dass das ein Modell für die Zukunft ist“, ergänzt seine Freundin Sina.

Eingeschränkte Nutzbarkeit

Das liegt möglicherweise auch an den Rahmenbedingungen, die für die Leihscooter gelten: Sie dürfen auf absehbare Zeit nur im erweiterten Innenstadtgebiet fahren und kosten 15 Cent pro Minute . Abomodelle für Vielfahrer gibt es noch nicht. Dazu kommt, dass die E-Scooter ihren Platz im Verkehrsraum noch nicht gefunden haben. „Wir möchten in die Weststadt zum Kühlen Krug fahren. Allein auf Radwegen wird das nicht gehen. Und Straße ist natürlich gefährlich“, sagt Tanja.

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