Skip to main content

Gastronomieszene

In Rastatt gibt es noch viele Gaststätten - im Umkreis sieht es schlechter aus

Rund 140 Mitgliedsbetriebe hat die Dehoga Rastatt. Inhabergeführte Betriebe dominieren, Systemketten sind bislang kaum vertreten. "Wir haben gute Umsätze, aber zu wenig Ertrag", sagt der Vorsitzende Frank Hildenbrand. Der Dorfgasthof auf dem Land hat es aber immer schwerer.

Breit aufgestellt ist die Rastatter Gastronomieszene wie hier die Schlossgaststätte. Foto: Collet
Breit aufgestellt ist die Rastatter Gastronomieszene wie hier die Schlossgaststätte. Foto: Collet Foto: Collet

Abgeklebte Fenster und Schaukästen mit vergilbten Speisekarten an einem Ende der Fußgängerzone, wenige Meter weiter eine Neueröffnung: „Es passiert immer was in der Gastronomieszene“, konstatiert Frank Hildenbrand, Vorsitzender der Dehoga-Gruppe Rastatt, der aktuell 140 Mitgliedsbetrieben im nördllichen Landkreis angeschlossen sind.

120 Gastronomiebetriebe in Rastatt

Hildenbrand: „In Rastatt sind wir bestens versorgt, bei uns findet man noch alles“. Knapp 120 gastronomische Betriebe gibt es alleine in Rastatt, von der Imbissbude über Döner-Grills, Cafés, Bars und Restaurants.

Etwas schlechter sieht es im Landkreis aus: Zwischen 2008 und 2017 ging laut DEHOGA Baden-Württemberg die Zahl der gastronomischen Betriebe von 609 auf 552 (Minus 9,36 Prozent).

Der Strukturwandel ist längst auch in der Gastronomie angekommen: In den Hardt-Gemeinden und noch stärker im Murgtal schließen verstärkt Dorfgaststätten. Der Dorfkneipe hat ihre Bedeutung als Treffpunkt und Kommunikationszentrum verloren.

Zu wenig Nachwuchs

Hinzu kommt ein Problem im ländlichen Raum: „Viele Wirte wollen aufhören und es gibt keinen Nachfolger“, beobachtet Hildenbrand. Viele Gastronomen haben nicht regelmäßig ihre Betriebe modernisiert. „Da hat man oft einen Investitionsstau von 100.000 Euro“.

Wenn dann ein junges Gastronomie-Pärchen bei der Hausbank wegen einer Finanzierung anfragt, ist der Traum vom eigenen Lokal meist schnell ausgeträumt.

Wobei der Traumjob Gastronomie nur etwas für Arbeitstiere ist: „Ein 14 Stunden Arbeitstag und zwei Wochen Urlaub im Jahr ist die Realität“, sagt Gastronomie-Urgestein Frank Hildenbrand, er betreibt seit 21 Jahren das „SchnickSchnack“ im Rastatter Stadtteil Niederbühl, in vierter Generation in Familienbesitz.

Gastronomieketten noch nicht in Rastatt angekommen

In Städten wie Karlsruhe sind es seit einiger Zeit vermehrt Ketten wie „Hans im Glück“, „Five Guys“ oder „Vapiano“, die mit „trendy Konzepten und viel Geld angeschoben werden“ (Hildenbrand). Sie machen den inhabergeführten Häusern Konkurrenz. In Rastatt ist neben den Fastfood-Ketten McDonalds, Burger King und Subway lediglich das „Lehners“ mit Systemgastronomie am Start und „die machen das gut, die haben dieses Wirtschafts-Flair“ (Hildenbrand).

Der Mittagstisch ist in Rastatt reichlich gedeckt: Bodenständige und einheimische Küche ist noch stark vertreten. Dazu kommen Metzgereien und Imbisse, die Mittags um Kundschaft werben.

„Es ist nicht so, dass die Rastatter nicht gerne essen gehen“, sagt auch Thomas Richers vom Rastatter Gewerbeverein RA³. Zu beobachten sei, dass die Gastronomie im Unbruch sei. Klassische Restaurants haben Probleme, bestätigt Frank Hildenbrand.

Zum „Fine Dining“ müsse man nach Baden-Baden oder Karlsruhe, mehrere Anläufe, gehobene Gastronomie in Rastatt zu etablieren, scheiterten.

Und: „Das Ausgehverhalten abends hat sich geändert“. Während früher bereits am Donnerstag („der kleine Freitag“) Betrieb war, seien mittlerweile nach 22 Uhr viele Kneipen leer. Was in Rastatt fehle, sei ein „Epizentrum“ wie Baden-Baden rund um den Leopoldsplatz oder in Karlsruhe der Ludwigsplatz, so Frank Hildenbrand. Auch After Work-Partys haben sich in Rastatt nie wirklich etabliert.

Leute gehen weniger Essen

Dazu kommen Konjunkturschwankungen, die dazu führen, dass die Leute weniger Geld im Portemonnaie haben und weniger weggehen. Zuletzt hatten die Wirte Preiserhöhung der Brauereien und des Getränkegroßhandels in der Post: „Da werden viele Gastronomen den Bierpreis erhöhen“, schätzt Frank Hildenbrand.

Das Grundproblem vieler Gastronomiebetriebe nicht nur in Rastatt: „Wir haben gute Umsätze, aber zu wenig Ertrag“, sagt der DEHOGA-Vorsitzende.

Immer wieder kommen in der Stadt auch Gerüchte auf, dass das „Riva“ wieder öffnet. Insgesamt 40 Jahre war Romano Romano eine Institution in der Rastatter Gastroszene, aktuell betreibt er das „Einhorn“ in Baden-Baden. „Da stimmt alles, die Lage, die Pacht, das ist in Rastatt nicht so“. Anlass für eine räumliche Veränderung sieht er deshalb nicht: „Wir sind sehr zufrieden, es kommen auch viele Gäste aus Rastatt zu uns, treue Stammkunden.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang