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Digitalisierung weiter vorantreiben

Martin Husemann liebte die Natur schon immer: Insektenexperte als Karlsruher Museumsdirektor

Der Biologe Martin Husemann übernahm vor zwei Monaten die wissenschaftliche Leitung des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe. 

©ARTIS-Uli Deck// 13.10.2023 Martin Husemann, Wissenschaftlicher Direktor Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, aufgenommen mit einer lebenden  „Phasma gigas“  Stabschrecke
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Martin Husemann, Wissenschaftlicher Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, mit einer lebenden „Phasma gigas“ Stabschrecke. Foto: Artis - Uli Deck

In der Natur hielt sich Martin Husemann schon als Kind gerne auf. „Mit meinem Vater ging ich angeln und wir suchten gemeinsam Pilze.“ Und wann genau fing die Passion für Insekten und Heuschrecken an? „Das war bei einer Studienfahrt nach Italien mit unserem Biologie-Lehrer. Damals sah ich zum ersten Mal einen Balkenschröter.“

Der Balkenschröter ist so etwas wie der kleine Bruder des Hirschkäfers und wird deshalb auch Zwerghirschkäfer genannt. Das Interesse des Oberstufenschülers für die Welt der Insekten war spätestens jetzt geweckt – inzwischen gilt Husemann als „Insektenexperte“, der vor kurzem gemeinsam mit anderen Autoren das Buch „Facettenreiche Insekten“ veröffentlicht hat. Die gleichnamige Wanderausstellung wird an verschiedenen Orten in Deutschland gezeigt und soll vermutlich im Jahr 2025 auch in Karlsruhe zu sehen sein.

Heuschrecken in Zigarrenkisten

An seinem vor zwei Monaten angetretenen Arbeitsplatz im Naturkundemuseum Karlsruhe wird der neue Direktor noch sehr viel Zeit mit Insekten verbringen können. „Einer meiner Vorgänger, Helmut Knipper, hat eine riesige Heuschreckensammlung hinterlassen. Die Insekten befinden sich alle seit vielen Jahren in Zigarrenkisten. Da warten garantiert noch einige Überraschungen auf mich.“

„Ich bin leicht zu begeistern“, sagt der gebürtige Berliner über sich selbst. „Und mein Job macht mir so viel Spaß, dass ich jeden Tag mit einem Grinsen nach Hause gehe.“ Der fast noch jugendlich wirkende Museumsdirektor hat sich viel vorgenommen. „Wichtig ist mir, dass ich die Faszination, die ich selber habe, auch an andere vermitteln kann.“ Dazu beitragen soll unter anderem eine Aktion, „bei der ich einmal im Monat in einem Ausstellungsraum des Museums sitze und alle Fragen der Besucher beantworte.“

Museum soll noch bekannter werden

Um das Museum auch außerhalb von Karlsruhe noch bekannter zu machen, möchte Husemann die Digitalisierung vorantreiben. Zum einen möchte er die Sammlungen damit für die Forschung zugänglicher machen, zum andern soll es aber auch für „Normalsterbliche“ möglich sein, aus der Ferne und aus dem Ausland digitalen Zugriff auf noch mehr Objekte als im Moment zu haben.

„Bundesweit betrachtet gehört Karlsruhe zu den wichtigsten Naturkundemuseen mit sehr bedeutenden Sammlungen – es ist aber relativ unbekannt“. Das soll sich ändern. Zudem möchte Husemann die Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern fördern und das Museum als ein Forum für die Umweltbildung und den Wissensaustausch darstellen.

„In Zeiten des globalen Wandels ist eine enge Verbindung zur verbleibenden Natur extrem wichtig. Naturkundemuseen sind hier essenzielle Einrichtungen, die optimale Orte der Vermittlung von Naturwissen und zum Austausch darstellen“, sagt der Museumsdirektor. Um möglichst viel Wissen zu sammeln, will er noch mehr als bisher mit Ehrenamtlichen und Laienwissenschaftlern ins Gespräch kommen und sie stärker in die Museumsarbeit einbinden. Aber nicht nur im Museum möchte Husemann Zeichen setzen.

„Wir tragen zum Schutz der Natur bei“

„Alles Grüne trägt zur Lebensqualität bei“, sagt er und hat aus diesem Grund in Karlsruhe ein Projekt in Planung, „bei dem wir versuchen wollen, eine bessere Vernetzung von Lebensräumen durch Schulhofbegrünung und zusätzlich eine Untersuchung der positiven Effekte auf die Insektenvielfalt und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler zu erreichen.“

Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das zwei große Naturkundemuseen hat. Und wie es der Zufall will, kennt er den Stuttgarter Museumsdirektor Lars Krogmann aus seiner Hamburger Zeit sehr gut. Da liegt es nahe, dass die beiden Direktoren künftig eng zusammenarbeiten möchten, zum Beispiel bei einem der größten Probleme unserer Zeit, dem Artenschwund.

„Unsere Sammlungen sind das wichtigste Fenster in die Diversität (Vielfalt) der Vergangenheit, die Vorhersagen über die zukünftigen Entwicklungen zulassen“, sagt Husemann, der sich selbst als „Evolutionsbiologe“ bezeichnet. „Daher haben wir, die in solchen Museen arbeiten, das Privileg, aber auch die Verantwortung, die Sammlungen zu erschließen und damit zum Schutz der Natur beizutragen.“

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