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Erfolgreicher Bildhauer

Ausstellung in Bühl: Otto Feist prägt auch das Karlsruher Stadtbild

Erstmals seit mehr als 80 Jahren widmet sich eine Ausstellung dem Künstler Otto Feist. Er stammte aus dem heutigen Bühler Stadtteil Eisental und ist mit etlichen Werken in Karlsruhe präsent.

Eine Frau und ein Mann arbeiten an Stellwänden für eine Ausstellung.
Katja Ibach und Dirk Wacker bereiten im Vereinsraum der Schartenberghalle die Ausstellung über den Künstler Otto Feist vor. Foto: Wilfried Lienhard

Im Spätjahr 1940 stellt der Badische Kunstverein Karlsruhe Werke des Malers Ludwig Dill und des Bildhauers Otto Feist aus. Es ist eine Gedenkausstellung: Dill ist wenige Monate zuvor gestorben, Feist bereits ein Jahr zuvor. Die Ausstellung wird für viele, viele Jahre das letzte Mal bleiben, dass ein breites Publikum die Werke von Otto Feist betrachten kann. Der Künstler verschwindet hinter seinen Kunstwerken, die gerade in Karlsruhe an etlichen Stellen den öffentlichen Raum prägen.

Jetzt tritt Feist wieder hinter seiner Kunst hervor. Möglich macht es die Ausstellung „Von Eisental nach Karlsruhe. Bildhauer Otto Feist 1872-1939“ des Stadtgeschichtlichen Instituts Bühl.

Das hatte Ende 2022 von Veronika Bräunling als Nachlass das künstlerische Erbe Feists erhalten. Dieses war nach dem Tod von Feists Tochter Trude 1973 auf sie übergegangen. Feists Ehefrau und Veronika Bräunlings Großmutter waren Schwestern gewesen, Bräunling, die aus Lichtenau stammt, hatte ab 1955 bei Trude Feist in Karlsruhe gewohnt.

Nachlass ist für Bühl von hoher Bedeutung

In der Fächerstadt hatte Feist den Großteil seines Lebens verbracht. Geboren in Eisental, absolvierte Feist von 1892 bis 1895 eine Bildhauerlehre an der Großherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule und arbeitete danach drei weitere Jahre in der Werkstatt seines Lehrmeisters Adolf Heer. Nach dessen Tod kehrte Feist kehrte er an die Kunstgewerbeschule zurück, wo er als technisches Lehrer plastisches Gestalten lehrte.

Mit 51 Jahren ließ sich Feist im Zuge der Fusion der Kunstgewerbeschule mit der Kunstakademie zur Badischen Landeskunstschule in den Ruhestand versetzen und arbeitete als freischaffender Bildhauer. Bis zu seinem Tod am 3. März 1939 schuf er zahlreiche Kunstwerke.

Wir hatten bisher nur eine kleine Büste.
Marco Müller
Leiter Stadtgeschichtliches Institut Bühl

Das belegt auch der Nachlass, der für das Stadtgeschichtliche Institut von besonderer Bedeutung ist. „Von Otto Feist ist relativ wenig auf dem Markt, umso wertvoller ist der Nachlass“, sagt Marco Müller, der Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts. „Wir hatten bislang nur eine kleine Büste.“ Müller erwarb sie 2014 sie in einem Münchener Auktionshaus.

Bei der Präsentation des Nachlasses hatten Müller und sein Vorgänger Michael Rumpf als Fernziel eine Ausstellung ins Auge gefasst. In allzu weiter Ferne lag das Ziel indes nicht.

Ortsvorsteherin von Eisental hat besondere Nähe zum Künstler

Müller kontaktierte zum Jahresende 2023 Karin Feist, die Ortsvorsteherin in Otto Feists Heimatort Eisental. Die Frage, ob sie sich eine Ausstellung vorstellen könne, beantwortete Feist schnell mit Ja. Immerhin, man ahnt es, gibt es da verwandtschaftliche Beziehungen.

Ein Kunstwerk im Freien zeigt zwei Kinder und einen Schwan.
Die Kindergruppe mit Schwan hat Otto Feist für den Karlsruher Stadtgarten geschaffen. Foto: Stadtgeschichtliches Institut Bühl

Otto Feist war ein Halbbruder des Urgroßvaters von Karin Feists Ehemann. Sie sei „sehr, sehr gespannt“ auf die Ausstellung, sagt die Ortsvorsteherin. Viele Werke des Vorfahren habe sie außer den in Eisental zu sehenden bislang nicht gekannt.

Grabstein auf Eisentaler Friedhof geschaffen

Ihre Familie besitze zwei Exponate, die wie weitere Leihgaben aus der Region auch in der Ausstellung zu sehen sein werden. Die Schwiegereltern hatten zur Hochzeit ein Keramikrelief mit Bauer und Pferd erhalten, außerdem hat sich ein Relief mit dem Profil von Otto Feist erhalten. Auch den Familiengrabstein auf dem Eisentaler Friedhof habe er geschaffen.

Brunnen in der Karlsruher Südstadt stammt von Feist

Bei einem gemeinsamen Gang über den Friedhof, den Feist mit Marco Müller unternahm, seien sie auf einen weiteren Grabstein gestoßen, der dem Künstler zuzuschreiben sei. Das bestätigte sich, als Müller in Feists Nachlass eine entsprechende Skizze fand.

„Er hat ganz unterschiedlich gearbeitet“, sagt der Historiker Müller. Das wolle die Ausstellung auch dokumentieren. Die Vielfalt sei im Stil ebenso wie im verwendeten Material zu erkennen.

Gedenktafel für Gefallene des Ersten Weltkriegs
Die Gedenktafel an der Eisentaler Kirche ist ebenfalls ein Werk von Otto Feist. Foto: Stadtgeschichtliches Institut Bühl

Nur als kleine Modelle oder Fotografien können naturgemäß Feists „Großwerke“ gezeigt werden. Davon gibt es eine ganze Menge. In Karlsruhe zählen dazu der „Indianerbrunnen“ am Werderplatz, der „Nibelungenbrunnen“ im Durlacher Schlosspark oder eine Kindergruppe mit Schwan im Stadtgarten. In etlichen weiteren Städten ist Feist vertreten, vor allem im Badischen, aber auch in Riga. 1904 erhielt er für Bronzearbeiten auf der Weltausstellung in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri eine Silbermedaille.

Denkmal prägt Stadtgarten in Bühl

In Eisental steht ein Großherzog-Friedrich-Denkmal seit den 1980er auf dem Friedhof, nachdem es zuvor direkt bei der Kirche platziert gewesen war.

Der badische Regent war es auch, mit dem Feist bis heute den Stadtgarten (mit)prägt. Von ihm stammt die Büste, die über dem von Karl Hoffacker geschaffenen Brunnen thront. Mit eigens vergrößerten historischen Aufnahmen, dem Modell der Büste und dem (nicht erhaltenen) Gipsentwurf dafür beleuchtet die Ausstellung dieses Werk.

Ein Mann präsentiert ein historisches Bild.
Das großformatige Foto, das Marco Müller vom Stadtgeschichtlichen Institut präsentiert, zeigt eine Aufnahme des Bühler Stadtgartens mit dem Denkmalbrunnen. Foto: Wilfried Lienhard

Bevor er zum Bronzeguss schritt, empfing Feist in seinem Atelier Großherzog Friedrich II. „Der kam samt Gefolge, um die Büste zu begutachten“, berichtet Müller. Offenbar gefiel dem Sohn des verstorbenen Friedrich I., was er sah. Das Denkmal durfte fertiggestellt werden.

Friedrich I. war 1907 gestorben. Bereits im Spätjahr 1908 hätte das Bühler Kunstwerk eingeweiht werden können, die Stadt habe den Termin aber auf den Mai 1909 verschoben, vermutlich wegen des Wetters, so Müller. Dennoch dürfte das Friedrich-Denkmal das erste dieser Größenordnung in ganz Baden gewesen sein. Otto Feist steht für einige Besonderheiten in der badischen Kunstgeschichte.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Von Eisental nach Karlsruhe. Bildhauer Otto Feist (1872-1939)“ ist zunächst im Vereinsraum der Schartenberghalle zu sehen. Die Vernissage beginnt am Freitag, 19. April, um 18 Uhr. Geöffnet ist sie dort dann am Samstag, 20. April, von 10 bis 17 Uhr und an den Sonntagen, 21. und 28. April, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Danach zieht die Ausstellung ins Bühler Stadtmuseum um. Dort wird sie vom 9. Mai bis zum 28. Juli zu sehen, und zwar dienstags von 9 bis 13 Uhr, donnerstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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