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Vorsicht ist geboten

Aberglaube oder echte Gefahr: Das halten die Karlsruher von Freitag, dem 13.

Die einen bleiben cool, die anderen am liebsten den ganzen Tag zuhause. In diesem Jahr gibt es nur einen einzigen Freitag, der auf den 13. fällt. In Karlsruhe und anderswo.

Gänsehaut-Tag: Auch aufgeklärte und rationale Naturen haben angesichts des Freitags, der auf einen 13. fällt, mitunter gemischte Gefühle.
Gänsehaut-Tag: Auch aufgeklärte und rationale Naturen haben angesichts des Freitags, der auf einen 13. fällt, mitunter gemischte Gefühle. Foto: Jörg Donecker

Für Margarethe Niedermeier gibt es an diesem Freitag, dem 13., eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: „An diesem Datum besteht Unfallgefahr.“ Jedenfalls glaubt das felsenfest die BNN-Leserin, die sich gerade in den Schaukästen der Tageszeitung zwischen Marktplatz und äußerem Zirkel über das Tagesgeschehen informiert.

Die gute Nachricht: Im laufenden Jahr kommt es nur ein einziges Mal zu der für sie angstbehafteten Kombination des fünften Tags der Woche mit der Ordnungszahl 13. Freitag, der 13. Während dieses Datum Menschen wie Margarethe Niedermeier schon im Vorfeld Schweißausbrüche verursacht, bleiben andere die Ruhe selbst: Traditionell keine Probleme an diesem Tag – das lässt Andreas Müller ausrichten, der Chef der Frauenklinik am Städtischen Klinikum.

Anekdoten von werdenden Müttern, die die fällige Entbindung um jeden Preis am Donnerstag, 12., oder am Samstag, 14., herbeiführen wollten, sind am Klinikum angeblich nicht überliefert. Was einerseits überraschend ist, denn Menschen wie Margarethe Niedermeier würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dieses Datum auszukontern.

In vielen Hotels gibt es keine Zimmer mit der Nummer 13

Andererseits: Wo käme ein Krankenhaus eigentlich hin, wenn es die Ärzte machen würden wie Hoteliers und die 13 in allen Lebenslagen weiträumig umfahren wollten! Im Achat-Hotel am Mendelssohnplatz etwa geben sie zu: Zimmer 13 gibt es nicht. Der Trick: Die Nummerierung beginnt erst bei 100.

Mit ihrem Sinn fürs Rationale wissen sich die Geburtshelfer am Städtischen Klinikum eins mit den Juristen in der Stadt. Ein ganz normaler Sitzungstag sei das, lautet die Auskunft in der Pressestelle des Landgerichts. Vielleicht mit einer klitzekleinen Einschränkung, die sich allerdings auf jeden Freitag bezieht: Weil die Justizwachtmeister nicht erst um 19 Uhr ins Wochenende starten wollen, schaut man gern mal, dass die absehbar langen Verhandlungstage eher von Montag bis Donnerstag terminiert werden.

„Mandanten haben meistens andere Probleme“, bestätigt der Strafverteidiger Marvin Schroth. Stärker im Bewusstsein als ein Freitag, der 13., sind nach Schroths Einschätzung bei den Leuten Rosenmontag oder Fastnachtsdienstag. Naturgemäß nicht so tolle Hauptverhandlungen seien an den tollen Tagen nun mal nicht gefragt.

Einst waren Kohl und Mitterrand zu Gast

Mit Freitagen, die auf den 13. Tag eines Monats fielen, hat Karlsruhe in seiner Geschichte entgegen allen Erwartungen keineswegs nur schlechte Erfahrungen gemacht. An einem solchen Datum fanden in Karlsruhe während des Zweiten Weltkriegs beispielsweise keine Luftangriffe statt.

Viereinhalb Jahrzehnte später, am 13. November 1987 – natürlich einem Freitag – , stieg im Kongresszentrum und im Schloss das 50. deutsch-französische Gipfeltreffen. Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Präsident François Mitterrand hatten der damaligen BNN-Berichterstattung zufolge fruchtbare Gespräche; kapitale Pannen, verschütteter Riesling oder diplomatische Fehltritte sind nicht überliefert.

Dass fast auf den Tag genau zwei Jahre später die Berliner Mauer fiel, kann schon gar nicht als negative Folge des Gipfel-Datums betrachtet werden.

Feldlage bekam Kabelfernsehen

Nicht ganz so gewichtig sind die Karlsruher Ereignisse vom Freitag, dem 13. Februar 1981. Das Fernmeldeamt schloss an diesem Tag laut dem stadthistorischen Standardwerk „Karlsruher Chronik“ als erstes Wohngebiet in der Stadt die Feldlage in der Waldstadt an das Kabelfernsehen an. Alles funktionierte, größere technische Fehlschläge gab es auch an diesem Tag nicht.

Nicht wirklich positiv war aus Sicht der Nachgeborenen allenfalls Freitag, der 13. Januar des Jahres 1809. Zwar machte das Konstitutions-Edikt für die Juden des Großherzogtums Baden diesen Teil der Bevölkerung zu gleichberechtigten Staatsbürgern. Als Ortsbewohner von Karlsruhe jedoch blieben sie Schutzbürger und waren ausdrücklich nicht gleichberechtigt.

Gesellschaftliche Konditionierung

Woher kommt sie eigentlich, die Angst vor Freitag, 13.? Für Susanne Vollgold, die als „Heilerin“, als „hellsichtiges Medium“ und als spiritueller Coach auch Klienten in Karlsruhe betreut, geht es mit Blick auf das für manche angstbesetzte Datum um die richtige Einstellung im Kopf.

Kein Kind habe Furcht vor diesem Datum, erst die gesellschaftliche Konditionierung und die Tradition bringe das Problem hervor, erklärt sie im Gespräch mit den BNN. Historisch betrachtet, ist die exponierte Stellung der Kombination von Freitag und der Zahl 13 keineswegs nur Mumpitz, macht der Kulturanthropologe Werner Mezger deutlich.

Der Freitag als Todestag Christi, die 13 als Primzahl, die die positiv besetzte Anzahl der Apostel um eins überschreitet – für den emeritierten Professor ist nachvollziehbar, weshalb etwa Fluggesellschaften auf die 13. Sitzreihe verzichten, oder man ein neues Auto nicht gern an einem Freitag, den 13., zulässt.

Spukphänomene

Der Veranstaltungskalender für den heutigen Tag ist in Karlsruhe jedenfalls voll wie meistens. Eine Show passt ganz besonders zum Datum: Das „Spuktheater“ spürt unter der Überschrift „Die Möglichkeit des Unmöglichen“ mysteriösen Phänomenen und ihren Bedingungen nach. Man sollte auf dem Weg dorthin allemal Obacht geben.

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