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Barrierefrei und nachhaltig

Ausstellung knackt Besucherrekord: Was kommt nun im Naturkundemuseum Karlsruhe?

Aus allen Himmelsrichtungen strömten zuletzt noch Besucher von weit her in die außergewöhnliche Ausstellung „Von Sinnen“ im Karlsruher Naturkundemuseum. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Eine Hand betastet ein Gipsmodell neben einem ausgestopften Tiger.
Anfassen ausdrücklich erwünscht: Die Sonderausstellung „Von Sinnen“ im Naturkundemuseum Karlsruhe kam bestens an. Foto: Jörg Donecker

Wie sich der Rüssel des Wildschweins anfühlt? Es ist nicht ratsam, das am Zaun des Wildgeheges herauszufinden. Weniger gefährlich wäre der Kontakt zu einem Maulwurf. Doch wie dicht und weich das Fell des kleinen Erdbewohners ist und wie struppig ein Frischling, das können die allermeisten Menschen nur erahnen.

Im Staatlichen Naturkundemuseum Karlsruhe hingegen konnte sie jeder Wissbegierige fast 14 Monate lang „ertasten“. In der Großen Landesausstellung „Von Sinnen“ boten Tastmodelle aus Plastik, viele andere „begreifbare“ Exponate und Sonderführungen ungewöhnliche Möglichkeiten, Besonderheiten der Tierwelt mit dem eigenen Tastsinn zu erfahren.

Fast 130.000 Besucher waren im Karlsruher Naturkundemuseum „Von Sinnen“

Die Besucher honorierten das ungewöhnliche Konzept. Kurz vor Weihnachten wurde der 125.000. Besucher der Ausstellung „Von Sinnen“ gezählt. Wegen der großen Nachfrage war sie um vier Monate bis Mitte Januar verlängert worden. Seit Wochenbeginn wird sie abgebaut.

Unter dem Strich besuchten fast 130.000 Menschen die Große Landesausstellung, teilt die Leiterin der Abteilung Kommunikation des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, Constanze Hampp, mit.

Exakt gezählt wurden 129.856 Besucher. Im zurückliegenden halben Jahr seien Interessierte noch von weither angereist, um die Exponate zu sehen und zu ertasten.

Im Ergebnis übertrifft „Von Sinnen“ Hampp zufolge die bislang erfolgreichste Sonderausstellung „Wale“ aus dem Jahr 2016 mit 120.000 Besuchern.

Ausstellungserfolg macht 2023 zum Rekordjahr

Die Ausstellung „Von Sinnen“ bringt dem wissenschaftlich geführten Schauhaus am Friedrichsplatz auch einen neuen Rekord seit Einführung der Eintrittspreise im Jahr 1995 ein: Insgesamt besuchten im vergangenen Jahr 225.000 Menschen das Museum.

Auf Neuerungen setzt das Naturkundemuseum jetzt auch nach dem Ende der Ausstellung „Von Sinnen“. Aktuell werden die Exponate abgebaut und eingepackt, danach sichern die Museumsmitarbeiter die Medientechnik. Im dritten Schritt ist das Mobiliar an der Reihe.

Planer im Naturkundemuseum wollen Mobiliar nachhaltig nutzen

Anders als bisher streben die Verantwortlichen einen nachhaltigen Umgang mit der Saalmöblierung an, erklärt Hampp. Zusammen mit der Gestalter-Agentur der nächsten großen Ausstellung werde alles gesichtet. Ziel sei es, das Vorhandene nach Möglichkeit neu zu verbauen.

Dieser nachhaltigere Umgang mit dem Mobiliar kostet allerdings Zeit. Der Spielraum ist da: Bis zur nächsten Großen Landesausstellung müssen sich Besucher noch bis Juni 2025 gedulden.

Was dann Thema wird, steht Hampp zufolge noch nicht fest. „Zu ausgewählten Objekten aus unseren Sammlungen“, sagt sie, werde das Angebot im Naturkundemuseum entstehen – und auch barrierefrei soll es wieder zugehen.

Denn auch wenn „Von Sinnen“ eine Steilvorlage war für möglichst barrierefreie Wissensvermittlung: Die Ausstellungsmacher lernen aus den Erfahrungen und nutzen die gewonnenen Erkenntnisse für die nächste Schau. „Wir haben uns alle Elemente genau vorgenommen“, berichtet Constanze Hampp.

Worauf kommt es an? Das fragte das Museumsteam blinde Besucher und Fachleute, die auf die Vermittlung von Inhalten an sehbehinderte Menschen spezialisiert sind. „Das hat extrem viel gebracht“, betont Hampp.

Wir haben so viele Informationen wie möglich zur Verfügung gestellt.
Constanze Hampp
Naturkundemuseum Karlsruhe

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Weniger ist mehr. Um alle Tasttafeln zu nutzen, hätten Besucher mit stark eingeschränktem Sehsinn drei Museumstage gebraucht. Das ist zu viel für die Zielgruppe.

„Wir haben so viele Informationen wie möglich zur Verfügung gestellt“, sagt Hampp. „Das war gut gemeint. Aber wer nicht mit dem Blick überfliegt, was angeboten wird, nimmt alles an.“ Deshalb sei es bei Tasttafeln wichtig, sich auf die zentralen Inhalte zu konzentrieren.

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