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Probesitzen verhindert Planungsfehler

Neue Karlsruher Stadtbahnen: 22 Meter langes Modell im Rheinhafen

22 Meter lang ist das Modell der künftigen Karlsruher Stadtbahnen. Anfassen und Probesitzen ist erlaubt – nur dann könnten Planungsfehler erkannt werden.

Mockup
Farbenfroh: Beim Mockup im Rheinhafen sind auf der Außenhülle die Bahnfarben sämtlicher sechs Vertragspartner zu sehen. Foto: Jörg Donecker

Erst werden von zahlreichen Honoratioren vor der internationalen Presse Loblieder gesungen und die Kameras in Position gebracht. Dann fällt der Vorhang und gibt den Blick auf das neue Fahrzeug frei.

Die Show erinnert an die Präsentation eines neuen Formel-Eins-Boliden. Doch in diesem Fall gilt das Blitzlichtgewitter den künftigen Karlsruher Straßenbahnen. Oder besser gesagt einem sogenannten Mockup, einem 22 Meter langen, knallbunten Modell der VDV Tramtrains des schweizerischen Eisenbahnunternehmens Stadler.

Die Bahnen werden ab 2025 in Karlsruhe, Saarbrücken, der Region Neckar-Alb sowie in Oberösterreich und Salzburg eingesetzt. Bei Begehungen des Modells im Karlsruher Rheinhafen können die bisherigen Baupläne individuell angepasst sowie mögliche Planungsfehler erkannt und beseitigt werden.

Natürlich werden wir auch Einstiegssituationen von Menschen im Rollstuhl testen.
Christian Höglmeier, technischer Geschäftsführer von VBK und AVG

„In den nächsten Wochen können wir die Bahnen fühlen, testen und auch Probesitzen“, sagt Christian Höglmeier, technischer Geschäftsführer von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). „Und natürlich werden wir auch Einstiegssituationen von Menschen im Rollstuhl testen.“

Einen Motor hat die maßstabsgetreue Modellbahn zwar keinen, dafür gibt es vorne ein Cockpit sowie im Innenraum Standardsitze, Haltegriffe und Platz für Kinderwagen.

VBK und AVG erwarten konstruktive Impulse

Beim Dialog mit Nahverkehrsexperten und künftigen Nutzern erwartet Höglmeier viele konstruktive Impulse und neben lobenden Worten auch kritische Anmerkungen. Wichtig sind für Höglmeier vor allem die Rückmeldungen von Interessenvereinigungen wie dem Fahrgastbeirat oder dem Beirat für Menschen mit Behinderungen. „Wir wollen die wichtigen Gruppen mitnehmen“, so Höglmeier. „Für Diskussionen sind wir offen.“

Mockup Stadler
Reicht der Platz: Das Innenleben der neuen Straßenbahnen kann im Modell auf Herz und Nieren geprüft werden. Foto: Jörg Donecker

Nicht zur Diskussion steht allerdings die Gestaltung der Außenhüllen. „Die Bahnen in Karlsruhe sind auch künftig gelb und rot“, so Höglmeier. Noch nicht fest steht dagegen, auf welchen Sitzen die Passagiere künftig durch die Region chauffiert werden.

Die Standardsitze im Modell werden es auf keinen Fall sein, betont Höglmeier. Aber direkt neben der Bahn stehen einige Varianten mit mehr oder weniger weichen Polstern zum Probesitzen bereit.

Für Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) können durch das Mockup vor allem Kosten für spätere Nachjustierungen gespart werden. „Von vergangenen Stadtbahngenerationen kennt man immer dasselbe Problem“, so Mentrup. „Erst nachdem die Dinger geliefert wurden, hat man bemerkt, dass man sich mit dem Rollator nicht richtig umdrehen kann.“

Vier Milliarden Euro für 500 Bahnen in Karlsruhe

Das Auftragsvolumen mit den Bahnen für alle sechs beteiligten Regionen beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro. Von den 500 geplanten Bahnen haben die VBK bereits 73 und die AVG 75 Bahnen bestellt. Außerdem haben die beiden Karlsruher Schwestergesellschaften die Option auf weitere 125 Bahnen der Tramtrain-Serie.

Seitenansicht des 1:1-TramTRain-Modells mit den späteren Designs aller Partner
Im kommenden Jahr beginnt die Produktion der Bahnen im Stadler-Werk in Valencia. Foto: Sarah Fricke

Der Startschuss für das interkommunale Projekt fiel 2017, im Januar 2022 erhielt Stadler den Zuschlag und begann bald darauf mit dem Bau der Mockup-Halle an der Wikingerstraße im nördlichen Rheinhafen.

Im kommenden Jahr beginnt die Produktion der Bahnen im spanischen Stadler-Werk in Valencia, 2024 werden dann die ersten vier Vorserienfahrzeuge bei der Saarbahn im Praxisbetrieb getestet. In Karlsruhe soll die neue Generation der Stadtbahnen ab 2025 durch die Stadt rollen.

„Unsere älteren Niederflurwagen sind schon 30 Jahre im Betrieb. Da sind die Instandhaltungskosten mittlerweile einfach zu hoch“, nennt Christian Höglmeier den Grund für die Investition.

Außerdem brächten moderne Bahnen auch ein höheres Maß an Sicherheit und Verbesserungen für die Passagiere mit sich.

Alle neuen Bahnen sind barrierefrei, haben eine Klimaanlage und WLan, in den Wagen der AVG gibt es auch Toiletten. „Es gibt auf jeden Fall auch Verbesserungen für die Anwohner“, kündigt Höglmeier an. „Die Fahrt ist nämlich ruhiger und die Außengeräusche sind geringer“, sagt Ansgar Brockmeyer von Stadler.

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