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Platz für Betriebe wird knapp

Dicht und hoch bebauen: Karlsruhes neue Strategie für neue Gewerbegebiete

Karlsruhe ist eine wachsende Großstadt und braucht dringend mehr Wohnraum und neue Gewerbeflächen. Doch der Platz ist endlich. Das sieht zumindest ein Teil des Gemeinderats nun ein.

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Beliebt: Karlsruhe ist für Betriebe ein begehrtes Pflaster. Deshalb werden neue Gewerbeflächen benötigt. Foto: Jörg Keller

Damit Karlsruhe auch künftig eine attraktive Firmenadresse bleibt, will die Stadtverwaltung schnell neue Gewerbeflächen ausweisen. „Zunächst einmal müssen wir an verfügbare Flächen aus Privatbesitz herankommen“, kündigte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) im Gemeinderat an.

Außerdem sollen die im Flächennutzungsplan verzeichneten Gewerbeflächen auf den Prüfstand gestellt werden.

Für Flächen, bei denen es keine realistische Perspektive für die Ansiedlung von Gewerbe gebe, wie etwa im Knielinger Westen, könnten im Tausch neue Flächen ausgewiesen werden.

Keine neuen Gewerbeflächen in Karlsruhe

„Viele unserer Gewerbeflächen sind einfach unvorteilhaft“, betonte Mentrup. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren immer wieder gut aufgestellte Firmen ziehen lassen müssen.

Die in einem interfraktionellen Antrag von CDU, FDP, FW und Für Karlsruhe geforderte Neuausweisung von Gewerbeflächen lehnte der Gemeinderat mehrheitlich ab. „Es kommt derzeit mehr auf die Qualität als auf die Quantität an“, betonte Mentrup.

Deshalb müssten seiner Meinung nach zunächst einmal die Potenziale der bestehenden Gewerbegebiete deutlich besser ausgeschöpft werden.

Nach Einschätzung von Frank Mentrup gibt es viele „untergenutzte Flächen“

„Untergenutzte Flächen“ gibt es nach Einschätzung des Stadtoberhaupts in Karlsruhe noch zuhauf. Durch innovative Konzepte wie die Aufstockung von großflächigen Lagerhallen oder eine intelligente und nachhaltige Auswahl der künftigen Gewerbetreibenden könnten viele neue Arbeitsplätze gewonnen und der Bedarf kurzfristig gestillt werden.

Grund für die Debatte war ein Gutachten des Beratungsunternehmens CIMA. Demnach benötigt die Stadt bis 2035 rund 40 Hektar neue Gewerbeflächen. Rund 80 Hektar sind derzeit in Karlsruhe noch verfügbar, dazu können laut CIMA noch 27 Hektar aus nachhaltiger Innenentwicklung gewonnen werden.

Grünen werben für Netto-Null

Auf innovative Innenentwicklung setzen wollen auch die Grünen, die im Vorfeld der Diskussion für eine „Netto-Null“ beim künftigen Flächenverbrauch warben. „Den Wettlauf mit dünner besiedelten Gemeinden um Speditionen können wir vorerst nicht gewinnen“, sagte Grünen-Stadtrat Clemens Cremer.

Wenn Karlsruhe aber frühzeitig auf innovative Lösungen für ein effizientes Flächenmanagement setze, könne es genügend Erfahrungen für den Umgang mit knappen Ressourcen sammeln. SPD-Stadträtin Sibel Uysal machte sich ebenfalls für mehr Effizienz bei der Entwicklung von Gewerbegebieten aus. Dichter und höher im Bestand bauen sei deshalb das Gebot der Stunde.

Etwas kritischere Töne schlug Linken-Stadtrat Lukas Bimmerle an. Das Mantra der „immer weiterwachsenden Stadt“ werde immer mehr zum Problem, so Bimmerle, und auf Dauer könne die Stadt den Konkurrenzkampf mit dem Landkreis nur kaum gewinnen. Auch die Karlsruher Liste (KAL) will Gewerbe nicht um jeden Preis nach Karlsruhe holen und forderte weiterhin auch Platz für Kultur in den Gewerbegebieten.

CDU wirbt erfolglos für interfraktionellen Änderungsantrag

„Wer ein Nullwachstum bei den Flächen macht, macht auch ein Nullwachstum bei der Wirtschaft“, warb CDU-Stadtrat Thorsten Ehlgötz vergeblich um Unterstützung für den interfraktionellen Änderungsantrag. Ein Flächennutzungsplan sei nicht in Stein gemeißelt und dürfe deshalb auch nicht zur alleinigen Richtschnur für Entscheidungen des Gemeinderats werden.

Auch FDP-Stadtrat Tom Hoyem wollte eine solche Entscheidung den künftigen Generationen überlassen. „Firmen, die bei uns keinen Platz finden, wandern in den Speckgürtel ab. Dann werden dort Flächen verbraucht“, sagte FW-Rätin Petra Lorenz.

Unterstützung erhielten die Antragsteller noch von der AfD, die wegen des prognostizierten Bedarfs ebenfalls zusätzliche Gewerbeflächen ausweisen will.

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