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Wenn Oma und Opa nicht da sind

Die Nachfrage nach Leihgroßeltern in Karlsruhe ist groß

Wenn die echten Omas und Opas nicht da sein können, kommen Leihomas und Leihopas zum Einsatz. Doch was sind Leihgroßeltern und wie sieht ihre Arbeit aus?

Leihoma und Leihopa gesucht, Foto: hi. v.l.n.r.: Paola Ferrario, Johannes Bader, Sibylle van Schoor, v. unten:  Leihoma Bärbel und Leihopa Rolf Karus, Kinder Lorenzo (Großer) und Carlo (Kleiner).
Seite an Seite: Bärbel und Rolf Karus (vorne) begleiten Lorenzo und Carlo ein Stück weit durchs Leben. Die Eltern der Jungs, Paola Ferrario (links) und Johannes Bader, freut es. Den Kontakt hergestellt hat Sibylle van Schoor. Foto: Jörg Donecker

Das Eis war schnell gebrochen. Schon nach wenigen Minuten fragte der damals dreijährige Lorenzo: „Spielen wir Verstecken?“ Rolf Karus ließ sich nicht zweimal bitten. Ab diesem Moment war der Karlsruher Lorenzos Leihopa.

Und das ist er auch heute noch, rund vier Jahre später. Für Lorenzo, seinen kleinen Bruder Carlo (4) und seine Eltern Paola Ferrario und Johannes Bader gehört Rolf Karus mittlerweile zur Familie. Kennengelernt haben sie sich über Sibylle van Schoor, die seit 26 Jahren Leihomas und -opas in Karlsruhe vermittelt. Im Auftrag des Kinder- und Seniorenbüros leitet sie das Projekt „Alt & Jung Hand in Hand – Kinderbetreuung durch Seniorinnen und Senioren“.

An Sibylle van Schoor wenden sich Familien, wenn sie keine eigenen Großeltern haben. Oder aber Oma und Opa weiter weg wohnen. So ist es auch bei Familie Bader-Ferrario. „Ich habe im Krankenhaus direkt nach Lorenzos Geburt von dem Projekt gehört“, erzählt Paola Ferrario. Ihre eigene Familie lebt in Italien in der Nähe von Mailand, die Eltern von Johannes wohnen rund 100 Kilometer entfernt in Kirchheim unter Teck.

Leihomas und Leihopas werden oft Teil der erweiterten Familie

„Opa Rolf“ und seine Frau Bärbel sind für die Familie ein Geschenk. Recht bald übernimmt Rolf Karus – seine Frau arbeitet damals noch – jeden Mittwoch die beiden Jungs. Er holt Lorenzo und Carlo vom Kindergarten ab, spielt mit ihnen und kümmert sich um sie, bis die Eltern von der Arbeit nach Hause kommen. Mama Paola ist Wissenschaftlerin, Papa Johannes Architekt, beide sind durch ihre Jobs gut eingebunden.

Mit Beginn der Pandemie nimmt der Leihopa-Mittwoch ein jähes Ende – abgerissen ist der Kontakt jedoch nie. Die Familie besucht die Leihgroßeltern in der Oststadt, oder aber Rolf und Bärbel Karus kommen nach Rüppurr, wo Lorenzo und Carlo mit ihren Eltern leben. Man trifft sich draußen und wird kreativ.

Für uns sind Rolf und Bärbel nicht einfach Babysitter, durch sie sind wir weniger einsam.
Paola Ferrario, Mutter aus Rüppurr

Gerade in der ersten Corona-Zeit halten sie größeren Abstand, Rolf und Bärbel lassen vom Balkon einen Korb für Lorenzo und Carlo herunter, gefüllt mit Süßigkeiten und Überraschungen. Die Jungs revanchieren sich mit Selbstgebasteltem. „Für uns sind Rolf und Bärbel nicht einfach Babysitter“, sagt Paola Ferrario. „Durch sie sind wir weniger einsam.“ Die Familie lebt seit 2016 in Karlsruhe.

30 Familien stehen in Karlsruhe auf der Warteliste für Leihgroßeltern

Wie ihnen geht es vielen Familien in Karlsruhe. Sibylle van Schoor hat die Zahlen dazu: 50 Leihomas und Leihopas sind derzeit aktiv. Und dennoch stehen auf van Schoors Liste noch einmal 30 Familien, die sehnsüchtig auf Leihgroßeltern warten. „Ich hoffe sehr, dass sich mehr ältere Menschen melden, die sich eine solche Patenschaft vorstellen können“, sagt van Schoor. Den jungen Familien möchte sie mitgeben: „Es geht hier nicht nur um einen Babysitterdienst, es ist mehr als das.“

Eine spezielle Ausbildung brauche man als Leihoma oder -opa nicht. „Wichtig ist die Liebe zu Kindern“, findet van Schoor, die selbst zweifache Oma ist. Rolf und Bärbel Karus haben keine eigenen Enkelkinder, sind aber gern mit jungen Menschen zusammen. Rolf Karus hatte in den BNN von den Leihomas und -opas gelesen und sich daraufhin bei Sibylle van Schoor gemeldet.

Die Männer sind die Stars in der Manege.
Sibylle van Schoor, vermittelt Leihomas und -opas

Das ist selten. „Eigentlich sind es eher die Frauen, die sich melden“, ist van Schoors Erfahrung. Die Männer kümmerten sich dann häufig gemeinsam mit ihren Frauen um die Leihenkel – und seien bei den Kleinen sehr beliebt. „Die Männer sind die Stars in der Manege“, hat die Koordinatorin beobachtet.

Lorenzo und Carlo hängen sehr an beiden Leihgroßeltern. „Opa Rolf“ begeistert die Jungs mit seiner Modell-Eisenbahn, außerdem backt der 69-Jährige gerne mit den beiden. Ansonsten unternehmen sie viel – als nächstes steht ein Kinobesuch an.

Ehrenamtliche Leihgroßeltern

Die Warteliste der Familien, die sich eine Leihoma oder einen Leihopa wünschen, ist lang. Deshalb freut sich Sibylle van Schoor über engagierte Seniorinnen und Senioren, die Kindern Zeit schenken möchten. Interessierte erreichen sie unter der Telefonnummer (07 21) 49 39 35 oder per E-Mail: sibyl­le@van­schoor.de. Einen Kontakt herstellen können auch das Kinderbüro unter der Nummer (07 21) 1 33 50 44 oder das Seniorenbüro unter 1 33 54 20.

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