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Auflösung des Foto-Rätsels

„Erkennen Sie Karlsruhe?“: Mit der Milchkanne durchs Paradies für spielende Kinder

Gesucht war bei „Erkennen Sie Karlsruhe?“ die Bienleinstorstraße im Stadtteil Durlach. Manche Teilnehmer lagen mit ihren Antworten komplett falsch, andere tippten auf Straßen in der Nähe.

Alte Gasse in Karlsruhe
Damals: Die Bienleinstorstraße in Durlach war im Jahr 1952 eine Gasse mit vielen Geschäften. Rechts, kaum noch im Bild, braute die Löwenbrauerei Bier. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe

Knifflig war es diesmal: Viele Rätsel-Fans knackten zwar die Nuss und verorteten die Aufnahme aus unserer Serie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ richtig – nämlich in die Bienleinstorstraße nach Durlach. Der eine oder andere geriet aber aufs Glatteis.

Genannt wurden die Amtshausstraße, die Kelterstraße und die Zunftstraße im größten Karlsruher Stadtteil, aber auch mehrfach der Bereich des Dörfles in der Karlsruher Altstadt.

So oder so: Unser Aufruf fruchtete wieder: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schickten uns erneut wunderbare Geschichten aus der Vergangenheit. Und viele bedankten sich überschwänglich für das „tolle Foto“ und die Serie, die „gern noch einige Jahre weiterlaufen kann“.

Besonders intensiv in Erinnerung ist Brigitte Willmann der Milchladen der Familie Egeler im Haus mit der Nummer 41. Das Schild des Geschäfts ist auf unserer alten Aufnahme auf der linken Seite zu sehen. Brigitte Willmann, sie ist Jahrgang 1948, holte dort als Kind „mit der damals üblichen Blechkanne mit Deckel und Henkel“ oft die Milch.

Wer Pech hatte, dem flog die Kanne weg.
Jan-Petr Zettl, BNN-Leser

Sie wohnte 20 Jahre lang in der Zunftstraße, wo ihre Eltern in den 50er Jahren eine Bäckerei hatten. „Wir Kinder spielten damals noch gefahrlos auf der Straße“, erzählt die BNN-Leserin.

Auch andere Leserinnen und Leser gingen als Kinder mit Milchkanne los, um sie sich in dem Geschäft auf der Theke füllen zu lassen. Jan-Petr Zettl beispielsweise. „Es war immer ein Genuss, aus der vollen Milchkanne zu trinken“, erzählt er in seiner E-Mail an die Redaktion.

Manchmal sei die Milch halt neben dem Mund heruntergelaufen, Hemd oder Pullover waren danach „verkleckert“. Ein Riesenspaß sei für ihn auch das „Schleudern“ der Milchkanne gewesen. „Wer Pech hatte, dem flog die Kanne mal weg, weil sich der Henkel aushängte oder das eigene Knie im Weg war“, schreibt Zettl.

Im Karlsruher Milchladen gab es Götterspeise oder Paradiescreme

Das Schleudern war auch bei anderen Kindern eine sehr beliebte Beschäftigung, so bei Marion Hackbusch, die in der Bienleinstorstraße wohnt. Für sie war im Milchladen der Kauf von Süßspeisen immer ein Höhepunkt: Frau Egeler habe immer eine kleine Auswahl mit Päckchen zur Zubereitung von Götterspeise (grün oder rot), von Aranca oder Paradiescreme gehabt.

Die beste Griebenwurst aller Zeiten.
Nicole Gruber-Wurm, BNN-Leserin

„Wir legten unser Taschengeld zusammen und gönnten uns des Öfteren eine Packung, die wir dann gemeinsam zubereiteten. Ungeduldig warteten wir, bis die Götterspeise oder die Cremespeise endlich fest waren und von uns genüsslich verspeist werden konnte“, sagt sie.

Kulinarisch war die Bienleinstorstraße (im Dunst ist übrigens der Turmberg zu erkennen) auch aus anderen Gründen interessant: Nicole Gruber-Wurm, die in ihrer Kindheit Freunde in der Hausnummer 21 besuchte, erinnert sich an eine Metzgerei, die „die beste Griebenwurst aller Zeiten“ herstellte.

„Erkennen Sie Karlsruhe?“ Die Bienleinstorstraße in Durlach.
Heute: Mehr parkende Autos, weniger Läden, und rechts in der ehemaligen Brauerei ist nun der Löwenkindergarten untergebracht. Foto: Peter Sandbiller

Familie Rausch, die zwischen 2004 und 2008 in der Straße wohnte, erwähnt einen Laden namens Kräuterhexe Durlach. Dort habe man das so genannte Hexenbrot kaufen können, „mit ganz wunderbarer Kruste“.

Doch für die Kinder war etwas anderes viel wichtiger: Für sie war die Bienleinstorstraße und ihre Umgebung ein wunderbarer Spielplatz – für ganz unterschiedliche Aktivitäten.

„Feinste Fußballtechnik“ hat sich dort Karlheinz Raviol schon im Bambini-Alter angeeignet. Seine Kumpels und er spielten damals auf zwei mit Kreide angestrichene Tore. Wichtiger Treffpunkt für jegliche Art von Spielen sei der mehr 100 Jahre alte Kastanienbaum gewesen, der auf dem Bild zwar nicht sichtbar ist, aber immer noch vor dem ersten Haus links steht.

Auf Rollschuhen durch den Karlsruher Altstadtring

Marion Hackbusch war immer mit Rollschuhen im Altstadtring unterwegs. Damals habe es dort noch einen Gehweg gegeben, der um das gesamte Areal führte. Auf den glatten Platten ging das Rundendrehen wunderbar, erinnert sie sich. Die Frage sei immer gewesen: „Wer schafft es am schnellsten, ohne seine Strumpfhosen oder Hosen zu ruinieren?“

Siegfried Köhrer (Jahrgang 1936) schreibt, er habe in der Bienleinstorstraße (die vor der Eingemeindung Durlachs Lammstraße hieß), mit anderen Kindern „Landaustreiberles“ gespielt. Auch Waltraud Heimerl erinnert sich an „unbesorgtes Spielen“ auf der Straße: „Herr Kaiser, wie viele Schritte darf ich gehen?“ oder „Ochs am Berg“.

„Kennt das heute noch jemand?“, fragt sie in ihrer Mail. Auch Verstecken sei beliebt gewesen. „Wir kannten noch sämtliche Durchgänge von Haus zu Haus, die während des Krieges offengehalten wurden. Wenn Kinder aus anderen Straßen mitspielten, wunderten die sich, dass die einheimischen Jungen und Mädchen plötzlich aus einem entfernten Haus wieder auftauchten.

Eine besondere Erfahrung hat Erika Morvay einst in der Bienleinstorstraße gemacht. Eines Tages wollte sie „frisch verliebt“ mit ihrem Auto ihren neuen Freund besuchen. Doch in der Gasse fand sie sich dann nicht mehr zurecht, weil sie immer im Kreis herumfuhr.

Sie parkte ihr Auto schließlich vor der Polizei und lief zu Fuß zu ihrem Freund. Der holte dann das Auto, parkte es in seiner Einfahrt und fertigte seiner Erika eine Altstadtskizze an.

„Beim nächsten Mal klappte es schon sehr gut“, schreibt die BNN-Leserin. Auf ein Detail weist Bernd Lanz hin: Auf dem Firmenschild von Karl Kraft (vorne links) steht eine Telefonnummer: die 91. Viel kürzer geht es nicht.

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