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Positionen sind weit auseinander

Warnstreik beim großen IT-Dienstleister Atruvia in Karlsruhe-Durlach: Was ist da los?

Eine Kundgebung vor dem großen Standort des IT-Dienstleisters Atruvia, ehemals Fiducia, mit anschließendem Protestzug zeigt: Die Inflation bringt auch in der IT-Branche Unruhe.

Streikende Menge vor einem Neubau mit dem Schriftzug Atruvia
Die Teilnehmer des Warnstreiks beim IT-Dienstleister Atruvia in Durlach-Aue applaudieren dem Redner Philip Ochs, Mitglied der Verhandlungskommission vor Ort.
 Foto: Jörg Donecker

„Warnstreik“ steht am Pavillon der Gewerkschaft Verdi. Zwischen dem Hauptgebäude der Firma Atruvia an der Fiduciastraße in Durlach-Aue und der Fahrbahn ist kein Durchkommen.

Auf dem Fuß- und Radweg stehen bei beißender Kälte die Streikenden, in dicken Jacken, mit Bechern, aus denen es dampft, in grellgelben Westen. „Wir zeigen jetzt, was wir können“, ruft Philip Ochs, Mitglied der Verhandlungskommission.

Tauziehen in Karlsruhe um Gehaltsplus und Inflationsausgleich

In der Tarifauseinandersetzung zwischen der Atruvia AG, ehemals Fiducia, und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geht es im Kern um Gehaltserhöhungen und einen Inflationsausgleich.

Verdi fordert mehr als zehn Prozent Plus bei den Gehältern, mindestens 450 Euro für die niedrigeren Gehaltsstufen. Und außerdem pauschal 3.000 Euro Inflationsausgleich. Dem liegt eine Befragung der Beschäftigten zugrunde.

Warnstreik bei Atruvia in Karlsruhe trifft Serviceleistungen von Banken

Die Atruvia AG ist der IT-Dienstleister für die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 5.000 Menschen an den Standorten Karlsruhe sowie München, Berlin und Münster.

Der ganztägige Warnstreik in Karlsruhe ab 6 Uhr bis Donnerstagmorgen trifft unter anderem den Druck von Kontoauszügen und Hilfe bei IT-Anwendungen in Banken, zum Beispiel für Geldautomaten.

Der Arbeitgeber wollte keine Notdienstvereinbarung abschließen.
Katja Bronner
Gewerkschaftssekretärin

„Der Arbeitgeber wollte keine Notdienstvereinbarung abschließen“, sagt Katja Bronner, Gewerkschaftssekretärin für den Fachbereich Finanzdienste, Kommunikation und Technologie.

Der Warnstreiktag ist die zweite Protestaktion. Vor einer Woche war schon einmal das Druckzentrum 24 Stunden lahmgelegt.

Rund 2.000 der im Unternehmen Beschäftigten gehören zum Standort Karlsruhe mit markantem Gebäude an der Fiduciastraße und weiteren Adressen in umliegenden Straßen. Das Druckzentrum etwa ist in der Maybachstraße angesiedelt.

Verdi fordert zehn Prozent Plus, aktuell geboten sind rund vier Prozent

Verdi kritisiert, auch die Atruvia-Beschäftigten hätten mit extremen Preissteigerungen für Lebensmittel und Energie zu kämpfen. Eine faire Gehaltsanhebung müsse mindestens die Inflation ausgleichen.

Die Arbeitgeberseite verweigere das bisher. Unter anderem biete sie nach bisher drei Verhandlungsrunden um die vier Prozent Plus und erkläre, sie sei für einen Inflationsausgleich der Beschäftigten nicht zuständig.

Menschen in niedrigeren Tarifgruppen trifft es gerade doppelt

Die Solidarität mit den Atruvia-Beschäftigten in den niedrigeren Tarifgruppen betont Juan Lopez-Beng. „Sie haben niedrigere Löhne und können nicht im Homeoffice arbeiten“, sagt er unter dem Beifall der Versammelten, „sondern müssen jeden Tag in den Betrieb kommen und teures Benzin bezahlen.“

Zuletzt setzt sich die Menge zum Demonstrationszug einmal ums Karree in Bewegung, mit den Worten von Jochen Höpken im Ohr. Der kennt die Geschichte von Fiducia und Atruvia wie kein anderer.

Ihr müsst mit noch mehr Kolleginnen und Kollegen streiken. Nur so werdet Ihr ein akzeptables Ergebnis bekommen.
Jochen Höpken
Verdi-Bezirkssekretär

Aus mehr als 20 Jahren Verhandlungserfahrung am Standort Karlsruhe schließt Höpken, der Warnstreiktag werde nicht reichen, damit sich die Gegenseite bewegt. „Ihr müsst mit noch mehr Kolleginnen und Kollegen streiken“, sagt der Verdi-Bezirkssekretär. „Nur so werdet Ihr ein akzeptables Ergebnis bekommen.“

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