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Pro und Kontra

Warum man E-Roller aus den Städten verbannen sollte – oder auch nicht

Das ablehnende Bürgervotum in Paris befeuert auch die Debatte in unserer Region über Sinn und Unsinn der E-Scooter.

E-Scooter auf dem Boulevard Unter den Linden. (zu dpa: «Senat schließt Ausschreibungen für E-Scooter-Anbieter nicht aus») +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Ärgernis in vielen Innenstädten: Falsch abgestellte E-Scooter verstopfen Wege und stellen mitunter eine echte Gefahr da. Foto: Jens Kalaene/picture alliance/dpa

Für die einen sind sie ein ständiges Ärgernis und eine Gefahr, für die anderen bedeuten sie Freiheit und Flexibilität: Die E-Scooter in den Innenstädten lösen seit Jahren hitzige Diskussionen aus. Paris hat nun die Bürger abstimmen lassen: Rund 89 Prozent der abgegebenen Stimmen sprachen sich für ein Verbot der Elektro-Leihroller aus.

Allerdings ist das nicht als Votum aller Pariser zu verstehen: Nur rund 7,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Die Rathausspitze versprach dennoch umgehend: Ab September soll es keine Leihroller mehr in der französischen Hauptstadt geben. E-Scooter waren dort voriges Jahr an 400 Unfällen mit drei Toten beteiligt.

Sollen die deutschen Städte diesem Vorbild folgen und die Elektroroller verbannen? Dazu gehen auch in unserer Redaktion die Meinungen auseinander. Erika Becker spricht sich klar dafür aus, das Angebot zu erhalten, Elvira Weisenburger plädiert für ein Verbot der E-Scooter.

Die Roller sind unter falschen Öko-Versprechungen in unsere Städte eingezogen.

Sollen auch deutsche Städte die Elektro-Leihroller verbannen? Ja, das sollten sie. Hinweg mit den Dingern! Sie sind nervtötend und bergen beträchtliche Gefahren – vor allem, wenn rücksichtslose Quatschköpfe damit durch die Fußgängerzonen sausen und haarscharfe Kurven um ihre Mitmenschen herumfahren. Und zu halsbrecherischen Fallen werden die E-Scooter, wenn sie plötzlich quer über einem Radweg oder Gehweg liegen. Dieses wilde Parken ist leider weit verbreitet.

Das größte Problem an den Rollerflotten ist aber ein anderes: Sie sind unter falschen Öko-Versprechungen in unsere Städte eingezogen. Für die berühmte „letzte Meile“ sollten die Leihroller eine tolle Lösung bieten. Die Verheißung lautete: Menschen steigen eher auf Busse und Bahnen um und lassen ihr Auto stehen, weil sie die lästigen letzten Kilometer von der Haltestelle bis zum Arbeitsplatz nicht mehr zu Fuß gehen müssen, sondern auf dem E-Roller dahinsausen können. Pustekuchen!

Studien zeigen, dass die E-Scooter kaum Autofahrten ersetzen, sondern am ehesten Radfahrten und Fußmärsche. Ausgereifte Erwachsene in Handwerkerkluft oder Büroanzug sieht man selten auf den wackeligen Flitzern. Die E-Scooter dienen eher dem puren Spaß als der Verbesserung des Nahverkehrs. Und umweltfreundlich sind die Dinger, die wie zu groß geratene Kinderroller aussehen, auch nicht. Für die Herstellung von Scootern und Batterien werden hochwertige Rohstoffe und viel Energie verbraucht. Und viel zu schnell ist alles ramponierter Schrott. Oder, noch schlimmer: „Spaßvögel“ werfen die Roller in Flüsse – wo die Batterien zur echten Umweltsünde werden. An den meisten Schwachpunkten werden auch bessere Batterien und ausgeklügeltere Parksysteme nicht sehr viel ändern. Deshalb: Verbannt die überflüssigen Rollerflotten!

Kontra

Statt die Errungenschaft selbst in Frage zu stellen, muss der Rückgabemodus besser werden.

Der E-Scooter an sich ist eine prima Erfindung. Fast schwebend lassen sich darauf fremde Städte erkunden, mühelos und rasch die letzten Meter zwischen U-Bahn-Station und Zielpunkt überwinden. Ein leichtes Grinsen auf den Lippen der meist recht jungen Vorüberfahrenden zeigt: Diese Form der Fortbewegung ist eine Annehmlichkeit, eine Errungenschaft der Gegenwart. Man kommt klimafreundlicher als im Auto und ohne Anstrengung an sein Ziel.

Leider sind die Folgen dieses Komforts ein Ärgernis. Auch in den Städten unserer Region werden Roller überall da zurückgelassen, wo sie nichts zu suchen haben: Auf Radwegen, Behindertenparkplätzen, an Engpass-Stellen oder Einfahrten. Zu oft wirkt es, als wäre der Stellplatz nach einer Roller-Fahrt nicht so ganz durchdacht.

Allerdings konkurrieren eben auch die E-Scooter um den knapp bemessenen Raum in unseren Städten. Auf einen Pkw-Parkplatz würden zwölf Leih-Roller passen, argumentieren die Verleiher nicht zu unrecht. Gerade rund um Bahnhöfe, zentrale Plätze und Hochschulen wäre der Bedarf besonders hoch.

Statt die Errungenschaft selbst in Frage zu stellen, muss der Rückgabemodus besser werden. Ideen und Versuche gibt es. Die Geräte könnten mit besserer Technik schlauer gemacht werden: Und eben nicht nur Verbotszonen für die Weiterfahrt erkennen, sondern auch beim Parken genauer hinschauen. Wenn das alles nichts nutzt, dürfen auch Strafzahlungen kein Tabu sein. Die Verleiher sehen, wer zuletzt mit dem Roller unterwegs war, und können mit genauerer Datenabfrage gezielter vorgehen. Damit nicht durch ein etwaiges, rückwärtsgewandtes Verbot alle E-Roller-Begeisterten bestraft werden, die die emissionsfreie, günstige und zeitsparende Alternative auf kurzen Wegen gerne nutzen.

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