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Vorerkrankten setzt Hitze zu

Ein Einsatz jagt den nächsten: Karlsruher Rettungskräfte berichten vom Hitze-Wochenende

Schwitzende Einsatzkräfte und überhitzte Karlsruher: Am Wochenende hatten die Rettungskräfte in und um Karlsruhe einiges zu tun. Auch das Klinikum berichtet von mehr Patienten mit Hitzebeschwerden.

Zwei Rettungssanitäter behandeln einen Patienten neben ihrem Einsatzfahrzeug (Symbolbild)
Der Rettungsdienst hatte am Wochenende viel zu tun. Das DRK hat kurzfristig noch mehr Einsatzkräfte angefordert. (Symbolbild) Foto: Rake Hora

Der Rettungsdienst hatte am Wochenende einiges zu tun. Bei bis zu 37 Grad klingelte das Telefon in der Integrierten Leitstelle Karlsruhe am laufenden Band. 250 Menschen mehr als üblich meldeten sich allein am Samstag telefonisch bei den Rettungskräften.

Normalerweise erreichen die Leitstelle in 24 Stunden zwischen 1.100 und 1.500 Anrufe, so Stefan Sebold vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Zwar rücken die Männer und Frauen nicht nach jedem Telefonat aus, trotzdem habe am Wochenende „ein Einsatz den nächsten gejagt.“

Die Aufgabe der Integrierten Leitstelle ist es, Notrufe entgegen zu nehmen und Rettungseinsätze zu koordinieren. Dabei sind die Koordinatoren für rund 750.000 Menschen im Stadt- und Landkreis zuständig. Da in der Stadt mehr Menschen leben und Zeit verbringen, seien hier naturgemäß auch die meisten Einsätze, so Sebold.

Rund zehn Prozent mehr Einsätze als sonst

Neben gesundheitlichen Problemen durch die Hitze sei die Leitstelle am Wochenende vermehrt wegen Bränden angerufen worden. Neben dem Hausbrand in der Nordstadt hätten beispielsweise auch einige Mülltonnen gebrannt.

Auch das erkläre die hohe Anruferzahl, so Sebold. Insgesamt verzeichnete das DRK rund elf Prozent mehr Rettungsdiensteinsätze als am vergangenen Wochenende.

Das bestätigt auch Matthias Eitel, stellvertretender Leiter Rettungsdienst vom Arbeiter-Samariter Bund (ASB). Sein Team sei rund zehn Prozent öfter ausgerückt als normal.

Vor allem nachmittags seien Behandlungen bedingt durch die Hitze nötig gewesen. „Patienten waren zu lange der Sonne ausgesetzt, hatten sich stark körperlich angestrengt und zu wenig getrunken“, zählt Eitel auf.

Die Grundhitze hat vor allem Menschen mit Vorerkrankungen zugesetzt.
Scott Gilmore, stellvertretende Rettungsdienstleiter ProMedic

Im Dienst war auch Scott Gilmore. Der stellvertretende Rettungsdienstleiter bei ProMedic berichtet von einer hohen Schlagzahl an Fällen, einer enormen Belastung für sein Team und mehr hitzebedingten Einsätzen als üblich. „Die Grundhitze hat vor allem Menschen mit Vorerkrankungen zugesetzt“, sagt Gilmore. Auch ein oder zwei Sonnenstiche seien dabei gewesen.

Durch die vielen Einsätze und die Temperaturen hätten auch er und seine Kollegen ihr Limit erreicht. Die haben in den Einsatzklamotten ordentlich geschwitzt. Feste Pausen gibt es im Notfalldienst nicht.

Die Leitstelle schickt normalerweise den Rettungswagen zum Einsatz, der örtlich am nächsten ist. Trotzdem habe man versucht, kollegial aufeinander zu achten und genug Trinkpausen zu machen, berichten Gilmore und Sebold.

Einsatzkräfte haben mit Hitze zu kämpfen

DRK-Rettungsdienstleiter Alexander Höß hat am Wochenende zudem zusätzliches Personal angefordert. Einsatzkräfte, die eigentlich frei hatten, seien vor allem am Samstagnachmittag gefragt gewesen. Neben Kreislaufbeschwerden seien sie wegen chirurgischer Notfälle ausgerückt – beispielsweise aufgrund von Kopfplatzwunden.

Weil bei gutem Wetter mehr Leute unterwegs sind, passiere auch mehr, so Höß. Dass auch seine Mitarbeiter mit der Hitze zu kämpfen hatten, merkt er an leeren Getränkelagern.

Nicht nur der Rettungsdienst, auch das Städtische Klinikum Karlsruhe hatte am Wochenende einiges zu tun. In der Zentralen Notaufnahme des Klinikums (ZNA) waren mehr Patienten mit Hitzebeschwerden als üblich.

„Wir sehen zunehmend Patienten mit Hitzeerschöpfung, Hitzekollaps oder Hitzesynkope“, erklärt der Ärztliche Leiter der ZNA, Harald Joachim Proske. „Insbesondere ältere Menschen werden vorstellig.“

Tipps gegen die Hitze

Proske empfiehlt für die heißen Tage, sich nicht der prallen Sonne auszusetzen, ungewohnte körperliche Anstrengung zu vermeiden, sich in kühlen Räumen aufzuhalten, luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung zu tragen, mehr als sonst zu trinken sowie Alkohol zu meiden und leichte Kost wie Gemüse, Fisch oder Obst zu essen.

Das gilt auch für die nächsten heißen Tage. Denn Stefan Sebold vom Roten Kreuz schätzt, dass auf die Rettungskräfte in diesem Jahr wieder etwas mehr Arbeit zukommen könnte. „Die Bevölkerung hat den Wunsch wieder rauszugehen“, sagt er.

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